Erinnerung an Kindersanatorium, Kinderkur in Bad Kösen?

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Ich war Ende 1971 oder 1972 für 6 oder 8 Wochen in Bad Kösen zur Kur. An vieles kann ich mich zwar nicht erinnern, aber ich weiß noch, dass es zum Nachtisch oft eine kleine quadratische Schüssel Apfelmus mit so einem harten Schokoding mit weißen und roten Zuckerkrümeln obendrauf gab. Im Zimmer gab es 8 oder 10 Betten. Wenn das Licht ausgemacht wurde habe ich jeden Abend die Geschichte vom Rübchen erzählt. Bei Spaziergängen sind wir immer wieder an einem Strauch vorbeigekommen vor dem auf einem Schild vor Kreuzottern gewarnt wurde. War eine große Sache für uns, natürlich haben wir nie eine gesehen. Es wurde mehrmals das Lungenvolumen gemessen, mehrmals ging es ins Gradierwerk. Wöchentlich haben wir Postkarten für die Eltern bemalt, konnten aber der Tante auch was diktieren. Es wurde viel gespielt. Klar, dass man immer alles in der Gruppe gemacht hat und sehr auf Disziplin geachtet wurde. Was auch sonst. Ich weiß noch, dass ein Mädchen aus meinem Schlafraum furchtbares Heimweh hatte und ins Bett nässte. Als deswegen einige Kinder anfingen sie zu verspotten, wurden wir dafür ausgeschimpft und es gab keinen Nachtisch für alle.

Nun ja, die Bronchitis war danach immer noch da, geholfen hat erst die Kur in Jugoslawien. Aber in meiner Erinnerung ist die Kur in Bad Kösen nicht viel anders als ein Ferienlager mit ein paar zu strengen Regeln gewesen.

Mehr durch Zufall bin ich gerade auf die Berichte gestoßen - ein gutes Zeichen, denn mit mittlerweile 50 Jahren habe ich die Bestätigung gefunden, das Solebad vor 46 Jahren traumatisiert verlassen zu haben. Zehn Wochen Besuchsverbot - tägliche Briefe oder Karten der Eltern wurden im kompletten Zeitraum der Kur vorenthalten. Der chronische Husten war geheilt, aber Heimweh hat mich bis in ein Alter verfolgt, dass ich mir selbst das "Weichei" und den "Turnbeutelvergesser" zugestehen musste. In der DDR gab es keine Psychologen, die sich um diese Belange gekümmert haben und ich frage mich, was ich gemacht hätte, wenn die Zeit für die NVA (DDR-Armee) angebrochen wäre... Der aktive Besuch der Demos 1989 hat mich zumindest erfolgreich vor dieser scheinbar unüberwindbaren, immer näher kommenden Wand geschützt - aber so richtig aufgearbeitet ist das Thema noch nicht.

Es heißt ja immer, die schönen Sachen bleiben hängen, die schlechten Dinge werden verdrängt. Es gibt keine guten Erinnerungen, ich war ja auch erst vier Jahre alt. Ich sehe und rieche!!! den vernebelten Raum mit dem Solebad. Eine Begebenheit ist hängen geblieben, ob nun kopfschüttelnd oder schmunzelnd: Ich habe mir vor dem Schlafengehen die Haare gekämmt - und eine der "Aufseherinnen" ist mit der Hand rüde über meinen Kopf gegangen und hat alles wieder durcheinander gebracht. Mit der Begründung, dass sie ja im Bett (oder eher Bahre!) sowieso wieder vertrubbelt werden...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo, die Frage ist zwar schon eine ganze Weile her, möchte jedoch trotzdem antworten. Ich war im Sommer 1979 für 6 Wochen im Sanatorium, wohl zum zweiten Mal (6 Jahre, Vorschulkind). Ein drittes Mal wollte ich nicht, da hatte ich einen Tobsuchtsanfall. Laut meinen Recherchen und Erinnerungen weiß ich auch Warum. Bei Ankunft zog mich eine Erzieherin an den Haaren und begrüßte mich mit den Worten: "Na, bist du wieder da!" Nachts durften wir nicht auf die Toilette. Wir standen alle an der Dusche an, ein Mädchen wollte nicht und wurde gezwungen. Sie weinte bitterlich. Ich hatte Angst. Ich erinnere mich noch an Spaziergänge am Gradierwerk vorbei ins Bad. Dort bekamen wir heiße Bäder und wurden hinterher warm eingepackt. Eine Erzieherin zeigte mir einen schlafenden Bären, der schemenhaft auf den Gipfeln der Bäume des Waldes aus einem Fenster zu erkennen war; dies verbinde ich zumindest nicht mit Angst. Im Großen und Ganzen verspüre ich beim Gedanken an die Kur große Angst. Daher wohl auch meine Reaktion, als ich nochmals fahren sollte. Ich habe noch ein Gruppenfoto von damals, weiß jedoch nichts mehr über sonstige Aktivitäten. Erinnerungen an den ersten Aufenthalt sind gänzlich verschwunden. Gerne freue ich mich über weitere Informationen von Gleichgesinnten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich war 1965 dort, werde ich in meinem Leben nicht vergessen, ist schon sehr lange her, über 50 Jahre, und irgendwie kommt alles hoch. Ist und bleibt ein Trauma. Wäre gut Leute zu finden ,die zu dieser Zeit auch da waren.ich hatte da Geburtstag. Ende Januar bist Anfang Februar .

Bin gerade per Zufall hier gelandet. Ich war 1967 für 6 Wochen dort zur Kur. Das war vor meiner Einschulung. Meine beste Freundin sollte dorthin zur Kur fahren und meine Eltern haben daraufhin wohl auch für mich eine Kur beantragt. Erzählt wurde mir immer, dass ich meine Freundin begleiten sollte, weil sie nicht alleine da hin wollte. Ich persönlich habe da ganz schlechte Erinnerungen dran. Meine Freundin wurde gleich am Anfang krank und konnte wieder nach Hause. Ich hingegen musste da 6 Wochen bleiben. Sechs lange Wochen, dass erste Mal von zu Hause weg, ganz alleine. Ich hatte fürchterliches Heimweh. Ich sehe heute noch den Schlafraum, den Waschraum,mit so langen Waschbecken vor mir. Den Gruppenraun sehe ich nur noch ganz dunkel. Erinnern kann ich mich auch daran, dass ich dort gezwungen wurde von rote Bete zu essen. Bis heute bekomme ich einen Ekel davor, wenn ich nur daran denke. Besuch gab es keinen. Eine Postkarte von Oma und Opa habe ich heute noch, darauf ein Vermerk, dass wohl geantwortet wurde. Ob es stimmt, weiß ich nicht. Auch habe ich noch ein Gruppenbild auf einer Treppe vor dem Haus. Das Gebäude selbst muss eine alte Villa gewesen sein. Seither habe ich Probleme, irgendwo alleine hinzufahren. So war ich auch 2x im Ferienlager, ich habe es gehasst. Selbst der Gedanke, im Erwachsenenalter zur Kur zu fahren, bereitet mir Unbehagen und ich würde nie wieder zur Kur fahren. Mein Trauma schlechthin.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung