Erhöht der Konsum von vegetarischen Ersatzprodukten den "Bedarf" an Milchkühen, Hühnern etc. generell?

7 Antworten

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Ich finde deine Frage sehr interessant. Wirklich verlässliche Zahlen habe ich allerdings dazu auch leider nicht gefunden. Daher würde ich jetzt eher mit meinen Beobachtungen argumentieren.

Erstmal hast du recht, dass vegetarische Ersatzprodukte dafür bekannt sind, dass sie sehr viele tierische Produkte - insbesondere Eiklar - enthalten und somit nur bedingt gegen die Massentierhaltung helfen.
Rechnungen, die ich in diese Richtung gefunden habe, haben vor immer vegetarische Mortadella als Grundlage gehabt. Dort wurde ein Schwein gegen 12 bzw. 16 Hühner gestellt. Laut ZDF lebt bei Haltungsform 1 ein Schwein pro Quadratmeter bzw. 19,5 Hühner. Würde man das Schwein durch die Hühner austauschen, hätte man wenigstens Hüter der Haltungsform 2 bis 3. Es wäre also aus dieser Sicht keine so extreme Massentierhaltung mehr wie noch beim Schwein. Gleichzeitig können sie - wenn das Fleisch wirklich verkauft wird - noch ein paar Fleischhühner ersetzen.
Nach dieser Betrachtung würde also der Ersatz von Mortadella durch eine vegetarische Alternative wenigstens auf dem Papier zu einer etwas besseren Tierhaltung führen. Jedenfalls, wenn wir dann wirklich den Platz des Schweins für die Hühner nutzen.
Ob wir dadurch mehr Hühner als bisher bräuchten und somit auch mehr Hühnerfleisch produzieren würden, ist damit natürlich auch noch nicht geklärt. Da müsste man sich wohl auch noch anschauen, wie viele Fleischhühner durch ein Legehuhn ersetzt werden und wie der pro Kopf Verbrauch in Deutschland ist.

Egal, wie die Betrachtung ausgeht, sehe ich allerdings in mehr vegetarischen Ersatzprodukten aktuell kein großes Problem, welche unsere Massentierhaltung fördern könnte. Wenn man in die Supermarktregale bei mir in der Umgebung schaut, stellt man schnell fest, dass vegetarische Ersatzprodukte nicht erhältlich sind. Die Hersteller setzen eigentlich alle auf vegane Produkte, um eine größere Zielgruppe zu erreichen.


js843245 
Beitragsersteller
 28.06.2024, 13:41

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Das habe ich auch schon beobachten können, dass es tatsächlich immer weniger vegetarische Ersatzprodukte gibt und sich vermehrt auf vegan konzentriert wird, weil man damit wahrscheinlich auch den Großteil an Vegetariern als Zielgruppe beibehält.
Die Marke mit der Mühle hatte anfangs erst nur die vegetarische Mortadella, sofern ich das richtig in Erinnerung habe - und daraus ist damals unsere Diskussion entstanden, dass man vermeintlich was Gutes in Hinsicht auf das Tierwohl tut, was ich aber kritisch in Frage gestellt habe.
Es ist auf jeden Fall positiv anzumerken, dass der Trend meine Frage vielleicht etwas überholt.
Solange es jedoch diese äußerst leckeren Schnitzel auf Milchbasis (bspw. lila Packung) noch gibt, ist es noch relevant, weshalb ich von diesen Gedanken nicht ablassen kann.

Gerade im Bezug auf die Milchproduktion sehe ich hier eben diesen starken Konflikt der Verlagerung.

Ich kann dir keine Zahlen nennen, aber ich sehe da drei wichtige Aspekte:

1) Vegetarische Ersatzprodukte sind inzwischen größtenteils vegan. Es wird wenig Fleischersatz hergestellt, welcher tierische Inhaltsstoffe beinhaltet, dieser (und andere Ersatzprodukte) sind inzwischen meist komplett vegan.

2) Wir müssen generell weniger tierische Produkte essen. In meinen Augen ist es nicht notwendig, komplett auf diese zu verzichten, jedoch muss die Gesellschaft da viel mehr mit Maß und Ziel an die Sache rangehen. Weder ist es gesund, dreimal täglich Fleisch zu essen, noch, sich mit Käse und Schlagsahne (Stichwort LDL-Cholesterin) vollzustopfen. Wir können all diese Dinge essen, aber bitte mit Hirn. Dann können die entsprechenden Produkte in geringerem Umfang und mit mehr Tierwohl (da weniger Tiere und mehr Bereitschaft einen angemessenen Betrag zu bezahlen) produziert werden. Man muss es halt wollen und da braucht es ganz klar politische Anreize und Gesetze - von alleine passiert das nicht.

3) Beim Thema Ernährung sehe ich unabhängig von der Debatte der tierischen Produkte ein großes Problem: Die Menschen werden immer dicker und ernähren sich zu ungesund. Wir müssen ganz allgemein auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten. Das bedeutet nicht nur weniger tierische Produkte (und die gesünderen davon!), sondern auch mehr pflanzliche Proteine, weniger Zucker, weniger Salz, weniger hochverarbeitete Produkte, usw.

Das ginge natürlich auch damit einher, dass hoch verarbeitete Fertigprodukte (in welchen abseits von Fleisch auch tierische Inhaltsstoffe stecken) und Fleischersatzprodukte weniger gegessen werden sollten und da wären wir wieder beim Thema Nummer 1.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich esse seit rund 20 Jahren kein Fleisch mehr.

"...und die Massentierhaltung dadurch kein Stück reduziert, sondern eher erhöht wird."

Die Massentierhaltung wird dadurch nicht erhöht, weil es keine gültige Definition für Massentierhaltung gibt.

Aber das ist ja auch egal, denn es interessiert die Vegetarier in ihrer Massenmenschenkinderhaltung nicht. Alle Kinder leben im Massenhaltung.

Beweise mal das Gegenteil.

Mein Ansatz ist: ein Kind läuft die 60 Meter in 10 Sekunden. Wenn es mitten in einem 6 x 6 m, also 36m² Zimmer steht, hat es 3 m bis zur Wand. Also kann es sich nur 0,5 sekunden bewegen, bis es an der Wand anstößt.

Und erzählt mir nicht, daß das Kind ja auch in die Schule geht. Wie ist das mit dem sitzen im Bus? oder stundenlang in der Schule? Bewegungsverbot?

Es kommt drauf an, was durch diese Produkte ersetzt wird.

Wenn tatsächlich ein Schnitzel ersetzt wird, werden weniger Tiere gebraucht.

Eine Kuh kann quasi im Laufe ihres Lebens mehrere Schweine ersetzen.

Klar, weil vegetarische Ersatzprodukte eigentlich fast immer auf Basis von Eiklar sind. Dann kann man sich ausrechnen, wie viel Eiklar man braucht, um diese Ersatzprodukte herzustellen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Fachschule für Ernährung und Vegetarierin