Erfinder des Zinseszins

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Ich weiß leider nicht mehr, wo ich es gelesen habe, wahrscheinlich in einer Ausgabe von P.M. Geschichte. Da wurde berichtet, dass die ersten (bekannten) Kreditgeber und Zinsnehmer gewisse Heidenpriester eines Tempels waren, leider weiß ich nicht mehr von welchem Volk. Die Priester also wieder mal. Der Fisch fault eben immer vom Kopf an.

Guten Abend Herr Fischer,

mit der Erfindung des Zinses ergibt sich der Zinseszins automatisch, wenn es keine laufende Zinszahlung gibt, sondern nach Ablauf einer Zinsperiode (i.d.R. ein Jahr) der rechnerisch fällige Zins der Schuld hinzugerechnet wird und fortan ebenfalls zu verzinsen ist. Es ist nicht feststellbar, wann erstmals "Geld" geben Zins verliehen wurde.

Da Zins, wenn er zum Zinseszins führt, stets zu exponentiellem Wachstum führt, was in einer endlichen Welt nicht funktionieren kann und stets zu Katastrophen führt, haben manche Religionen ein Zinsverbot oder eine Erlass-Regelung ("Jubeljahr") verfügt. Diese Regelungen kann man nicht einzelnen "Erfindern" zuordnen, doch es ist eine ungefähre zeitliche Einordnung möglich.

Die etablierte Volks- bzw. Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten ignoriert das Zinseszinsthema. Es gibt eine Gegenöffentlichkeit, in der die Analysen von Silvio Gesell gepflegt und fortgeführt werden, in der teilweise auch mit "umlaufgesichertem" Geld experimentiert wird. Umlaufgesichertes Geld rostet, wenn es rastet. Daher wird es jeder gerne einem Freund, der es braucht, ohne Zins leihen.

Gruß franzaes


itsmetoo  14.06.2013, 22:06

ach du liebe Güte.... ;-)

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Pantauals  14.06.2013, 22:28

Dieses theoretische "exponentielle Wachstum" ergibt sich jedoch auch auf der Gegenseite bei jenem, welcher sich sein Kapital lieh: Er investiert es in Produktionsmittel, welche einen Ertrag abwerfen, welcher wieder in Betriebsmittel investiert wird usw.

Wenn also der Zinsnehmer korrekt kalkulierte, kann er auch Zins und Zinseszins zurückzahlen - im anderen Falle ist der Zinsnehmer pleite und die Bank bleibt auf ihren Forderungen sitzen (solange es eine echte Marktwirtschft gibt, mit privatem Risiko und privatem Gewinn, also ohne "Banken Bailout").

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Es gibt nur einen Preis dafür, dass jemand einem anderen etwas über eine vereinbarte Zeit leiht. Diesen Preis nennt man Zins. Das ist alles. Dieser Preis hat nichts mit Geld zu tun. Es gab ihn wohl schon in der Steinzeit, als noch mit Naturalien getauscht und bezahlt wurde. Dieser Preis unterscheidet sich von Güterpreisen dadurch, dass er nicht das Tauschverhältnis von Gut A gegen Gut B angibt. Er gibt an den Preis für Gut Ao (Gut A zum Zeitpunkt 0) gegen Gut A 1 (Gut A zum Zeitpunkt 1).

Jeder Tausch, auch ein Tausch über die Zeit, was man Leihgabe nennt, ist ein Vertrag zwischen zwei Personen. Jemand, der sich ein Auto auf Kredit mit fünfjähriger Laufzeit leiht, ist gut beraten, sich den Gesamtkaufpreis zu errechnen mit Anzahlung, den monatlichen Rückzahlungsbeträgen und der Endzahlung.

Zinseszins fällt weniger bei Krediten an, wenn man laufend tilgt und immer nur die Restbeträge weiterverzinst werden. Zinseszins fällt beim Sparen an, wenn jemand Geld auf ein Sparbuch anlegt. Die Bank ihrerseits lässt über Jahre das Guthaben samt Zinsen und Zinsen auf die Zinsen auflaufen, hat aber den Vorteil, dass sie sich genau ausrechnen kann, was sie das bei einem festen Zinssatz kostet und was sie in der Zwischenzeit durch Weiterverleihen damit verdienen muss.

In der Neuzeit sind die Zinsen erheblich niedriger als in früheren Zeiten. Das hängt mit den berechenbareren Lebensverhältnissen und dem geringeren Risiko zusammen. Noch bis ins 17. JH waren Lebenserwartung und Lebenssicherheit unvergleichlich niedriger als heute. Damit war auch das Risiko, wenn etwas verliehen wurde, viel größer, dass man es wieder zurückbekam. Wirtschaften entwickelten sich nur langsam.

Eine geregelte und verlässliche Kreditwirtschaft ist ein wesentlicher Beitrag zum Wirtschaftswachstum. Sie vermittelt die Nutzung liquider Mittel, die akut nicht benötigt werden, für wachstumsfördernde Investitionen, die sonst nicht zustande kämen. Der Verleiher dagegen ist durch die Zinsen am finanziellen Zuwachs beteiligt und kann langfristig auf größere Ausgaben planen.


berkersheim  15.06.2013, 00:31

Mieten und Pachten sind auch Zinsen für Nutzungen über die Zeit und in Raten sind immer Zinsen enthalten.

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Zinseszins ist eine Fiktion für die Situation einer unbestimmten Darlehenslaufzeit.

Der historische "Normalfall" ist, dass man sich für einen definierten Zeitraum etwas leiht. Dafür wird ein "Zins" ausgemacht, wenn es um Geld geht kann man den in % ausdrücken, bei Sachmitteln wird das schwieriger. In diesem Sinne können verschiedene Darlehensangebote nun schwer vergleichbar sein...

Die "Mathematikaufgabe" dahinter lautet:

Ist es besser auf 1 Jahr zu 10% zu (ver)leihen, oder lieber auf 2 Jahre zu 20% ?

Soweit ich weiß, stand die noch nicht im Papyrus Rhind. :-)

Allerdings erfolgten Zinszahlungen welcher Art auch immer üblicherweise regelmäßig, also monats-, quartalsweise oder jährlich fällig. Das Problem der Thesaurierung existierte eigentlich nicht, bzw. wurde nur im Fall von verspäteten Zahlungen akut, und wurde wahrscheinlich durch einen ad-hoc ausgemachten "Verspätungszuschlag" kompensiert.

Zisnseszinsrechnung ist also eher eine Sache der Gerechtigkeit, nicht der Gier, wie jemand anderes hier schrieb.

Ich vermute - eine kurze Internetrecherche hat da gar nichts ergeben - das Zinseszinsrechnung eine neuzeitliche Angelegenheit ist, die erst durch ein ausgebautes Bankensystem (15. Jh.) und niedrige und akzeptierte Zinssätze entstanden ist.

Man muss bedenken, dass sowohl in der Antike wie im Mittelalter "Zins" bei allen Philosophen als unmoralisch galt, was bedeutete, dass kaufmännisch notwendige Zinsen irgendwie versteckt werden mussten. Wenn man offen über diese "Zinsen" redete, dann waren sie nach heutigen Begriffen sehr hoch, durchaus 30 bis 40% im Jahr. Erst im Rahmen eines Rechnens "mit dem spitzen Bleistift" und entsprechend vielen alternativangeboten und langen Laufzeiten, macht Zinseszinsrechnung Sinn.

Der Zinseszins ist nichts, was erfunden wurde...

Wenn der Zins zur Schuld hinzugerechnet wrid, ergibt sich der Zinseszins aus mathematischen Gesetzen, die aber nicht extra für die Zinsrechnung erfunden wurden.

Der Zinseszins hat aber auch nicht direkt was damit zu tun, daß es einen Zins gibt. Denn wenn man den Zins am Ende einer Laufzeit direkt ausgleicht, gibt es ja auch keinen Zinseszins.

Beispiel:

Du leihst der Bank Geld (indem Du sparst). Die Bank zahlt Dir die Zinsen dafür in der Regel auf's Konto, addiert es also zu ihrer Schuld. Beim nächsten Mal werden dann die Zinsen ebenfalls mit verzinst (Zinseszins).

Andersherum könnte es sein, daß Du Dir Geld leihst und vereinbarst, für eine gewisse Zeit nur die Zinsen dafür zu zahlen und nicht die Schuld zu tilgen. Dann werden die Zinsen nicht zur Schuld hinzurechnet. Damit entsteht dann auch keine Zinsforderung für die abgetragenen Zinsen, also auch kein Zinseszins.

Alles klar?