Entspannend auf dem Boden sitzen?

6 Antworten

Ich habe einige Jahre Meditationserfahrung und helfe dir beim Thema Sitzposition und Meditation gerne weiter

entweder beim Schneidersitz

Du beschreibst den "Schneidersitz" in einem Kommentar allerdings so:



Naja damit ich im schneidersitz (Der für anfänger wo nur ein fuß auf dem
oberschenkel liegt)

Das ist kein Schneidersitz.

Denn beim Schneidersitz werden einfach die beine verschränkt und an den Körper herangezogen. Was du beschreibst ist offenbar der "halbe Lotossitz".

Hinweise zum Lotossitz

Den vollen oder halben Lotossitz sollte man meiner Meinung nach grundsätzlich nie ohne Kissen, oder eine andere Sitzunterlage einnehmen.

Der Zweck des Lotossitz ist es, eine stabile, aufrechte Körperhaltung zu schaffen. bei der die Knie den Boden berühren und das Körpergewicht nach unten gerichtet ist.

Damit die Knie den Boden überhaupt berühren können, muss das Becken höher sein als die Knie - das macht die Verwendung eines Kissens erforderlich.

Dabei habe ich schon alles mögliche als "Kissen" benutzt - eine fest zusammengerollte Jacke, eine zusammengelegte Wolldecke, oder ein Erdhaufen mit einer Sitzmulde.

Hat man ein Kissen, das sowohl ausreichend hoch ist, als auch genug Festigkeit hat, setzt man sich auf das Kissen, nimmt den halben/vollen Lotossitz ein und kippt sein Becken nach vorne, so dass die Knie den Boden berühren.

Der Körper bildet nun ein Dreieck - eine breite Basis zwischen den Knien und eine aufrechte Spitze - den Kopf. Das ist eine sehr stabile Haltung, man sitzt wie ein Berg. Das Körpergewicht ist nach unten gerichtet.

Man sitzt dabei also auch nicht zentral mittig auf dem Kissen, denn ansonsten bekäme man die Knie gar nicht auf den Boden, sondern man sitzt auf dem vorderen Drittel des Kissens.

Ein Zen-Lehrer sagte zum Sitzen auf dem Kissen und dem nach vorn gekippten Becken einmal "Es hat den Anschein, als ob der After die Sonne betrachten wolle..." ;-)

Auf dem Boden sitzen

Die bequemste Art, entspannt auf dem Boden zu sitzen, ist vermutlich der Schneidersitz, bei dem man die Beine einfach übereinanderschlägt.

Für die Meditation ist diese Haltung aber meiner Meinung nach weniger geeignet, da das Körpergewicht nicht stabil verteilt und, je nach Leibesfülle, der Bauch eingeklemmt wird, was die natürliche Atmung behindert.

Durch die Haltung der Beine kann es zu Dehnungsschmerzen kommen und langfristig ist der Schneidersitz durch die Zugkräfte belastender, als ein korrekt durchgeführter halber Lotossitz mit Sitzunterlage.

Ratschlag:

Wenn du in der freien Natur im halben/vollen Lotossitz meditieren willst, aber keine Lust hast, ein Kissen, oder eine Decke mitzunehmen, dann probiere vorher aus, welche Jacke sich fest und kompakt zusammenrollen oder falten lässt.

Zusätzliche Sitzhöhe kannst du  natürlich schaffen, wenn du dir mit den Händen einen kleinen Erdhaufen schaufelst.

Sonstiges

Meditation ist übrigens nicht zwangsläufig von einer bestimmten Haltung abhängig, auch wenn Körperhaltung und geistige Haltung einander beeinflussen, weshalb eine gute körperliche Haltung empfehlenswert ist.

Meditation ist ein Zustand entspannter Achtsamkeit. Er ist der Ausgleich zwischen schläfriger Trance und angespannter Konzentration.

Du kannst dich also, nachdem du deine Waldstrecke gelaufen bist, auch einfach hinstellen und das Gewicht gleichmäßig auf beide Beine verlagern. Dann lässt du deine Schultern fallen und die Arme locker herabhängen.

Jetzt spüre einfach, dass du in diesem Moment bist. Der Wind streicht durch das Haar....ein Schweißtropfen läuft die Stirn herab....die Atmung ist vom Laufen noch sehr kraftvoll...doch nun entspannst du das Zwerchfell...und lässt den Atem ganz natürlich fließen...

Du hörst des Klopfen des Spechts...das Rauschen in den Blättern und das Kläffen irgendeines Hundes...doch keine dieser Wahrnehmung bewertest du, oder führst den Gedanken weiter...du bist einfach hier...im Wald...ganz im Hier und Jetzt...

So kann man auch im Stehen meditieren - indem man Achtsamkeit ohne Bewertung übt. Den Geist interessiert das nämlich herzlich wenig, ob man sitzt oder steht, so lange die Haltung stabil und ausgeglichen ist und man geistig nicht an Gedanken haftet.

Es passiert nämlich sonst genau das gleiche, wie bei der Sitzmeditation - der Geist beginnt aus einer einfachen Wahrnehmung riesige Gedankengebäude zu bauen.

Ein kläffender Hund...ist es vielleicht ein Kampfhund? Das wäre gefährlich....kommt er womöglich näher? Vielleicht ist das auch der Hund vom Förster? Der guckt bestimmt komisch, wenn er mich hier so rumstehen sieht....oder vielleicht hat da ein Hund gerade eine Leiche gefunden....

Und schwupps...hat man das gleiche Gedankenkarusell wie beim Sitzen. ;-)

Ich hoffe, die Antwort war hilfreich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren Praxis buddhistischer Meditation

Meine Vorgänger hier haben es schon gesagt: Du meinst keinen Schneidersitz, sondern einen halben Lotossitz. Alternativen wären für Dich jetzt entweder der "echte" Schneidersitz, der aber auch bequemer ist, wenn Du dabei etwas erhöht sitzt und die Knie kaum belastet (es sei denn, sie sind schon geschädigt) oder der sog. "bequeme" Sitz (ebenfalls mit Erhöhung), bei dem beide Unterschenkel parallel voreinander abgelegt werden (ab und zu die Seiten wechseln!).

Ansonsten wäre noch der Fersensitz eine Möglichkeit oder der Heldensitz, aber nicht auf dem Boden sitzend, sondern auch wieder mit Erhöhung. Und schließlich ist das "ganz normale" Sitzen etwas, das auch in der freien Natur meistens gehen wird (Mauer, Baumstamm o.ä.). Ich nehme mir als Unterlage, um keine dreckige Hose oder kalten Po zu bekommen, gern eine isolierende Unterlage mit.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Yogalehrer und -ausbilder im psychol. Bereich
    • Es sind ja schon einige, teils sehr unfangreiche Antworten geschrieben worden.

      • wenn deine rückwärtige Beinmuskulatur verkürzt ist, so ist es klar, dass du dann mit ausgestreckten Beinen auf den Händen und Armen hängst beim Sitzen.
      • die tiefen Hüftmuskeln, welche ebenfalls bei dir verkürzt sind, erschweren dir den Schneidersitz.
      Meine Tipps:
    • setz dich auf irgendwas drauf (Baumstamm?) wenn du ausruhst. Dann sind die Muskeln nicht überfordert und der Oberkörper kann sich aufrichten.
    • Dehne die Beinrückseiten regelmässig beim Training, indem du dich etwas nach vorne beugst (gerne an einen Baum gelehnt fürs dosieren) , das hintere Bein streckst und die Ferse zum Boden drückst. Erweiter den Abstand der Beine wenn du tiefer gehen willst und beuge das vorder Bein, bis das Schienbein senkrecht steht. Oder an einem Baum gelehnt mit den Händen auf Taillenhöhe, dann zurücklaufen, bis die Beine senkrecht stehen und der Oberkörper parallel zum Boden, wie ein Tisch und dabei die Beinrückseite dehnen, die Wirbelsäule lang machen bis in den Nacken- tut auch gut um Kraft zu schöpfen.
    • Die Hüftmuskeln kannst du weich kriegen, wenn du dich zwischendurch in eine grosse Grätsche stellt (Beine strecken und den Oberkörper über Fussgelenke, Becken aufrichtest, die Arme auf Brusthöhe zur Seite streckst und tief durchatmest. Oder im Schneidersitz (nicht die Füsse auf den Oberschenkel legen sonden nur kreuzen) dich leicht nach vorne beugst bis du die Dehnung spürst- einige Atemzüge halten und die Überkreuzung wechseln und ruhig wiederholen.

Yogamag  22.04.2016, 21:09

Einfach auf dem Rücken liegen, die Unterschenkel kreuzen (die Füsse dabei so eng wie möglich unter den Knien, so dass die Oberschenkel hüftweit zusammen kommen) und dabei die Knie zum Boden entspannen. Dabei den Rücken lang lassen und wenn es angenehm ist, die Arme über den Kopf ausgestreckt kiegen lassen... ist auch sehr schön ;-) für die tiefen Hüftmuskeln.

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Grad frag ich mich, wie man im Schneidersitz Druck in den Knien haben kann. Versuchst du, die Knie ganz zum Boden zu bringen oder woran liegt es?

Auf dem Boden sitzen können ist reine Übungssache. Anfänglich habe ich auch nur 10 Minuten in Meditationshaltung geschafft, mittlerweile, nach vielen Jahren der Übung, kann ich auch locker eine Stunde so sitzen.


Daviddamnit 
Beitragsersteller
 22.04.2016, 13:59

Naja damit ich im schneidersitz (Der für anfänger wo nur ein fuß auf dem oberschenkel liegt) das gleichgewicht halten kann muss ich die Beine komplett anziehen das sich Wade und unterschenkel berühren.... ist schwer zu erklären aber die Muskeln fühlen sich sehr angespannt an um die Position zu halten

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Kristall08  22.04.2016, 17:17
@Daviddamnit

Wie Enzylexikon in seiner Antwort sehr eindrucksvoll ausgeführt hat, ist das kein Schneidersitz. Den Lotossitz mache ich auch nach 20 Jahren Yoga nicht ohne Sitzerhöhung, das schadet den Gelenken und tut mir auch noch weh. ;)

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Goodnight  22.04.2016, 22:12

Der Schneidersitz ist für die Knie immer eine enorme Belastung.

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Gibt es leider nicht, einen Baumstrunk musst du immer finden um Bequem zu sitzen.

Sonst musst du dich gleich hinlegen.