Eltern verbieten mir Kampfkunst!

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Da muss ich erst einmal zurückfragen, wie alt bist du, was sind deine Beweggründe warum ausgerechnet Ninjutsu und wie sah das "Anschauen" des Vereines seitens deiner Eltern aus?

Dazu will ich dir auch noch ein paar Fakten liefern, die dir und deinen Eltern beidermaßen die Möglichkeit bieten sollen, sich über diese Kampfkunst klarer zu werden.

Erst mal zum Ninjutsu ansich: Wer Ninjutsu machen will, hat unter Umständen gerade in jungen Jahren, wo man noch sehr unter dem Einfluss der Medien steht, das Bild "Ich will Ninja werden". Was "Ninja" ist, dazu hat jede Generation ihre eigenen Idole - Ob nun die Ninja-Filme der 70er und 80er, die Ninja-Turtles oder Naruto - vergess alle drei "Vorbilder". Das hat alles mit der Realität nichts zu tun. Du lernst nicht Zaubern, du springst nicht mit einem zehnfachen Salto auf ein 20m hohes Gebäude und du machst keine gesprungenen Drehkicks, mit denen du in einer 980°-Drehung in einem einzigen Sprung 50 Gegner ausschaltest.

Ninjutsu ansich war die Kampfkunst der Ninja. Die waren im alten Japan zwar recht sagenumwoben, konnten aber auch nicht übers Wasser laufen, sondern kochten auch nur damit. Der Ninja ansich hatte aber nicht so sehr das Ehrverständnis wie ein Samurai, weshalb er sich gerne auch mal schmutziger Tricks, z.B. auch Pyrotechnik bedient hatte. Viel war da einfach psychologische Kriegsführung. Man sieht ihn nicht ,man hört ihn nicht, und auf einmal macht es puff und der schwarz maskierte Mann ist da. Oder er schleicht sich einfach vorbei. Viele Ninja waren auch abtrünnige Samurai.

Was heute Ninjutsu heißt, ist Bujinkan Budo Taijutsu. Der Bujinkan wurde erst recht jung vor einigen Jahren gegründet und begründet sich auf drei Ninja und sechs Samurai Ryo (Schulen), deren Vorsitz der aktuelle Großmeister von seinem Vorgänger übernahm und die er dann im Bujinkan als ein System zusammenfasste. Da halt eben noch viel Ninja-Wissen drinsteckt, nennen viele es Ninjutsu. Am ehesten verwandt ist es vielleicht noch mit dem Jiu Jitsu - aber dann auch wieder nicht. Liegt halt daran, dass die Basis vor vielen hundert Jahren mal die gleiche war und beide Systeme sich dann separat weiterentwickelten.

Ninjutsu ist eine Kampfkunst, das heißt, hier wird, im Gegensatz zum Kampfsport, nicht im Turnier gegeneinander angetreten. Es gibt keine Wettkämpfe. Beim Ninjutsu im Bujinkan speziell kommt noch dazu, dass zwischen weiß und schwarz nur noch eine Gürtelfarbe (nach Geschlechtern getrennt) kommt und die optionalen Rangabzeichen (Sterne) kaum jemand trägt. Das macht einen dann irgendwo noch etwas gleicher mit den Anderen und bestärkt die "Der Gürtel hält die Jacke zu" Mentalität. Es gibt kein "Ich bin besser als du".

Ob Kampfsport oder Kampfkunst, beides stärkt das Selbstvertrauen und beides ist geeignet, sich besser verteidigen zu können. Das kann gut sein (wenn man seine Grenzen kennt - die beste Verteidigung ist immer noch, es nicht zum Kampf kommen zu lassen - aber wenn doch, klappts meist mit Kampfkünsten besser, als mit Kampfsport, da Kampfkünste "dynamischer" sind) oder auch schlecht (wenn man den coolen Schläger raushängen lasst und sich erst recht in Kämpfe verwickeln lässt, die man nicht gewinnen kann - solche Leute werden aber in seriösen Vereinen rausgefiltert oder eines Besseren belehrt). Eine Kampfkunst formt so auch ein wenig den Charakter - und da man gerade am Anfang den Meister (in japanischen Systemen Sensei, in chinesischen Systemen Sifu) nicht in Frage stellen will, kann das gerne mal auch in eine falsche Richtung laufen. Gerade Wing Tsun (in allen anerkannten und nicht anerkannten Schreibweisen) ist dafür sehr anfällig. Hier gibt es zwar auch seriöse Vereine, aber das Meiste, was sich da Sifu schimpft, will nur dein Bestes - dein Geld.

Speziell dieser Verein gehört aber zu der positiven Sorte. Ein nettes Trainerteam (ein Schwarzgurt und zwei hochrangige Schüler - die auch beide schon Schwarzgurt haben könnten, aber mehr Wert auf Perfektion als auf aussagslose Graduierungen legen und deshalb langsam voranschreiten - der Gürtel hält halt nur die Jacke zu), sehr fähig und auch vom rechtschaffenden Schlag. Die Trainingsgebühren sind überschaubar, da in Schul-Sporthallen trainiert wird, die der Unisport (Studenten trainieren kostenlos, alle Anderen müssen einen kleinen Beitrag zahlen) zur Verfügung stellt. Der Verein trainiert aber hauptsächlich mit Erwachsenen und vereinzelt älteren Jugendlichen. In sofern ist halt die Frage, wie alt du bist und in wie weit man dich sinnvoll integrieren könnte. Hier wäre vielleicht das Ninjutsu Dojo Bonn in Bad Godesberg eher für dich angebracht, die mit einer Schule kooperieren (Schüler dieser Schule trainieren dort, wie auch Erwachsene - die Gruppen sind gemischter und wenn du z.B. erst 12 bist, findest du dort eher Trainingspartner gleicher Statur) und die Trainer sind auch sehr nett und fähig.

Aber es muss ja auch vom Anfahrtsweg her passen. Ninjutsu ja, kann ich nur empfehlen, und in Köln und Bonn gibts mehrere gute Dojos.


Ocarina299 
Beitragsersteller
 21.03.2015, 11:42

Danke für die ausführliche Antwort :)

Ich bin 16 und Nein, ich weiß ja, dass Ninjutsu nichts mit Naruto zu tun hat :D

Aber ich habe mich ein bisschen informiert und es gefällt mir sehr :D

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volker79  24.03.2015, 06:43
@Ocarina299

Na ja sich gegenseitig bockig zu stellen, bringt jetzt auch nichts. Wobei das Kindig-Bockige ja eher von deinen Eltern zu kommen scheint, wenn man deine Ausführungen 1:1 nehmen kann.

Jedenfalls ist deine Auswahl ja schon mal keine schlechte. Bujinkan, also das, was ja so gerne Ninjutsu genannt wird, ist jedenfalls kein schlechtes System und die Dojos in Köln und Bonn sind allesamt seriös.

Und Kampfkunst macht man ja auch nicht, um sich gezielt auf Straßenkämpfe vorzubereiten. Die Leute in den Dojos sind sehr friedliche Leute, deren Beweggründe geistige und körperliche Fitness (die Bewegungen sind ja teilweise sehr komplex, das trainiert Körper und Gehirn), asiatische Traditionen und natürlich auch das Vorbereitetsein auf den Ernstfall (in der Priorität "Gefahren erkennen und vermeiden -> Aufkeimende Gefahrensituation deeskalieren -> Wenn alles nichts hilft Kampftechniken, mit denen man sich schnell wieder entziehen kann") sind. Und genau das lernst du da. Da ist ja nix schlimmes dran. Und so ganz scheinen deine Eltern dem Thema Kampfkunst ja auch nicht abgeneigt zu sein, sonst würden sie das Thema Aikido (was ja auch schon mal nicht schlecht ist) nicht aufbringen.

Am Ende gibt es eh nur einen Weg rauszufinden, ob alles passt, nämlich das Probetraining. Das ist in Köln z.B. 3 mal möglich ohne was zu bezahlen. Dann lass deine Eltern doch als Zuschauer oder gleich zum mittrainieren mitkommen. Dabei kannst du dann für dich entscheiden:

  • ist es dein System?
  • Ist es für dieses System dein Dojo (kommst du mit Trainern und Schülern klar)?
  • Ist es dir die eventuelle etwas weitere Anfahrt wert?

Mit 16 bist du bedingt geschäftsfähig. Ich weiß jetzt nicht, wie das bei Vereinen ist, hier kann es sein, dass deine Eltern noch mit unterschreiben müssen, bis du 18 bist (und das ist ja auch nicht mehr so lange - im Zweifelsfall warten und dann anfangen). Das hat haftungs- und versicherungstechnische Gründe.

Letztendlich ist Ninjutsu ja ähnlich wie Aikido oder Jiu Jitsu (Schlag-, Tritt-, Wurf- und Hebeltechniken) plus traditionelle Waffen wie Schwert (Holzschwert) oder Stock. Die Techniken hatten vor mehreren hundert Jahren mal eine gemeinsame Basis, haben sich aber etwas auseinanderentwickelt (alsu z.B. erst 2 Jahre Jiu Jitsu oder Aikido und dann Ninjutsu verwirrt dich nur, da du Techniken in der Basis wiedererkennst, die am Ende aber ganz anders ausgeführt werden).

Wenn du auf Waffen und die coolen schwarzen Anzüge verzichten kannst, nimm doch vielleicht Jiu Jitsu oder den deutschen Ableger Ju Jutsu (ich meine mich zu erinnern, dass man das als Zivilist auch an der Polizeischule in Brühl trainieren kann). Vielleicht kommen deine Eltern da besser drauf klar.

Ansonsten rede doch mal mit ihnen, dass du das Gefühl hättest, dass sie nur etwas dagegen hätten, um dagegen zu sein, ohne eigentliche Argumente zu haben oder dass du, wenn sie Argumente hätten, sie einfach nicht verstanden hättest, da sie sie nicht klar genug dargelegt haben. Sag, dass du auf einer fairen Basis darüber diskutieren und danach mit ihenn gemeinsam zu einem Probetraining gehen willst. Dagegen können sie nichts haben. Und wenn doch - wie gesagt in 2 Jahren können sie eh nichts mehr tun, Auch das kannst du als Argument anführen, dass sie sich doch lieber vom jeweiligen Verein jetzt ein Bild machen sollen, bevor du in zwei Jahren selbst ohne ihre Zustimmung in jeden Drecksverein eintreten kannst.

Denn wenn du Wing Tsun in einem Dojo der EWTO bzw. Wing Chun in einem Dojo der EWCO anfängst, kannst du als nächsten Schritt gleich bei Scientology eintreten.

Dagegen hast du mit den Kölner Ninjutsu-Dojos, egal ob bei Stephan (der Trainer von dem Dojo, das du dir ausgesucht hast) oder bei Hamid (der Trainer vom zweiten bekannten Dojo in Köln), sehr seriöse, fähige und nette Trainer am Start. Dito bei den Jungs in Godesberg.

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Dann erkläre ihnen, dass du Persönlichkeitsrechte besitzt, die dir erlauben zur Persönlichkeitsentwicklung und freie Entfaltung der Persönlichkeit den Sport deiner Wahl auszuüben. Nur bezahlen müssen sie ihn nicht. Wenn du ihn aber  selbst von deinem Taschengeld bezahlt, haben deine Eltern gar kein Recht dir das zu verbieten.

Du bist weiblich, richtig?

Und die andere, vielleicht bessere Argumentation ist, dass sie sich ja anscheinend eine wehrlose Tochter wünschen. Frag sie doch einfach mal gerade heraus, ob sie das immer noch so sehen, wenn dich mal jemand angreift und vergewaltigt. Und warum sie anscheinend nichts dagegen tun wollen...

Und die dritte Argumentation ist, dass sie vielleicht angst haben, dass du zu einem "Schläger" wirst und gefährlich für andere wirst. Aber dann wärst du ja schon längst zu einem Messerstecher geworden, denn du hast ja freien Zugriff auf die Messer in der Küche. Statistisch werden mit Abstand die meisten Menschen bei Messerangriffen mit genau solchen Küchenmessern ermordet in Deutschland. Nicht wie man denken würde, mit irgendwelchen Taschenmessern oder so, die die Leute unterwegs dabei haben.

Deine Eltern sind wohl nicht begabt was das logische Denken angeht, schade, dass du darunter leiden musst.


Ocarina299 
Beitragsersteller
 21.03.2015, 10:35

Ich bin ein Junge....

Aber danke für deine Antwort xDD

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Georg63  21.03.2015, 13:19

haben deine Eltern gar kein Recht dir das zu verbieten.

Wie kommst du auf diesen Unsinn?

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Finde heraus, was sie wirklich dagegen haben. Das klingt alles nur nach Vorwänden.


Ocarina299 
Beitragsersteller
 20.03.2015, 20:26

Sehe ich auch so, danke :)

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Ich habe meine Töchter fast gezwungen Judo zu lernen, um ihr Selbstvertrauen zu stärken und sie vor einer Opferrolle vor allem in der Schule zu bewahren. Hat ihnen sehr gut getan.


Ocarina299 
Beitragsersteller
 20.03.2015, 21:33

Danke :)

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Sag ihnen das sie sich das nochmal in echt anschauen sollen (Probetraining). Ansonsten kann ich deine Eltern verstehen, ich weiß zwar nicht wie alt du bist, aber eine Kampfkunst ist nicht das beliebteste Hobby für Eltern.


Ocarina299 
Beitragsersteller
 20.03.2015, 20:26

Ja, aber dennoch ist Ninjutsu ja nicht so wie "Boxen" oder so :)

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