Elektrizität im Haushalt um 1900

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Ich bin Jahrgang 1924.

Bis weit in die 30er Jahre gab es noch wenige Haushalte mit einer el. Ausstattung. Die dürfte umso weniger in der Zeit um 1900, die Zeit der Gaslaternen, gewesen sein.

Also, in den 30er Jahren gab es in der Hauptstraße Gaslaternen und in den Häusern Gaslampen und Gasherde. Nichts elektrisches. Deshalb auch keinen Klingeln. Die Häuser standen tagsüber offen. Postbote, Bäcker und Milchmann liefen Bis in den 5, Stock und boten ihre Waren an.

Es gab aber auch schon Stadtviertel, in denen es elektrischen Strom gab. Die Leitungen lagen vielfach auf den Wänden. So auch die Schalter. Das Einzige, das es in den Wohnungen gab, war eine elektrische Beleuchtung. Mitte der 30er Jahre kam bei uns als erstes elektrisches Gerät ein Bügeleisen in die Wohnküche. Eine Steckdose gab es noch nicht. In die Lampenfassung wurde ein Adapter geschraubt. Der hatte 2 Arme, in die man das Bügeleisen einstecken konnte. Die erste Steckdose wurde verlegt, als mein Vater das erste Radio, einen Volksempfänger, kaufte.

In den Stadtteilen mit Gasversorgung und ohne el. Strom, hatten die Menschen Volksempfänger, die mit Batterien betrieben wurden. Die Batterien mussten zu speziellen Ladestationen gebracht werden.

Ich denke, aus der Beschreibung der elektrischen Versorgung in den 30er Jahren kannst du einen Rückschluss ziehen, wie es wohl um 1900 war.


wollyuno  10.10.2014, 21:06

ich bin Baujahr 1949 und bei uns wurde 1960 das netz von 110 auf 220 Volt umgestellt

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wolfgang11  10.10.2014, 23:27
@wollyuno

War es das ganze Netz? Oder nur ein bestimmter Bereich?

Ich kenne die 110V Versorgung von Werkswohnungen, die vom jeweiligen Betrieb mit 220V Netz versorgt wurden. Der Grund war, dass zu viele Glühlampen gestohlen wurden.

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wollyuno  13.10.2014, 14:37
@wolfgang11

da wurde der trafo gewechselt und ab dem zeitpunkt war dann 220 und 380 beim verbraucher.vorher die glühbirnen getauscht und die motoren umgeklemmt bei denen es möglich war.ging an einem tag über die bühne und alles was sich elektriker nannte war da auf den beinen

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wolfgang11  13.10.2014, 19:41
@wollyuno

Wo gab es schon 380V? Solche Geräte kamen erst nach dem 2.Weltkrieg auf dem Markt. In Neubauten der 60er Jahre gab es 3 Phasen mit 380 Volt Drehstrom. In Altbauten ist mir keine Umrüstung bekannt.

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DarkBlue99 
Beitragsersteller
 11.10.2014, 14:35

Vielen Dank für deine lebensechte Antwort ;) Also wie ich das verstanden habe, gab es damals überwiegend gasbetriebene Geräte. Alles klar, Dankeschön :)

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wolfgang11  11.10.2014, 19:32
@DarkBlue99

Freut mich, dass dir mein Bericht gefallen hat. Es gab aber damals nur ein mir bekanntes gasbetriebenes Gerät und das war der Gasherd oder die Gaskochplatte, wie du sie heute noch im Campingzubehör findest.

Es gab weder Kühlschrank noch Waschmaschine.

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Wiki unter http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrifizierung "Elektrifizierung":

"In der Anfangszeit der elektrischen Energietechnik um die Jahre 1880 bis 1900 waren kleinere, regionale Stromnetze in Form von Inselnetzen vorhanden, welche mit Gleichspannung betrieben wurden."

und unter "Glühlampe":

"Ab 1910 wurden Glühfäden aus Wolfram üblich, ......"

Demzufolge dürften um 1899 elektrifizierte Haushalte noch ziemlich seltene Erscheinungen gewesen sein, zumal es noch keine Glühlampen gab, die mit den damaligen Gas- und Petroleum-Lampen konkurrieren konnten. Die kamen erst 11 Jahre später auf den Markt.

Der Wittelsbacher Märchenkönig Ludwig II von Bayern, bekanntermaßen ein Technik-Freak, bezog 1884 sein Schloss Neuschwanstein. Es soll, wie mir zu Ohren kam, eines der ersten Gebäude in der Region mit elektrischem Licht gewesen sein. Auch die dortigen Spülklosetts waren eine revolutionäre Technik.


dompfeifer  10.10.2014, 18:46

Ich wurde 1941 geboren. Bis Anfang der 60er Jahre waren in Haushalten außer Licht und Rundfunkempfänger kaum Elelektrogeräte zu sehen. Der Lichtschalter als Stromkreisunterbrecher ist natürlich so wenig als technische Errungenschaft zu betrachten wie der Türgriff.

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wolfgang11  11.10.2014, 09:22
@dompfeifer

Haushaltsgeräte gab es schon früher. Ende der 50er Jahre gab es schon Fernseher. Nicht in jeder Wohnung. Geschäfte mit Elektrogeräten stellten Fernseher im Schaufenster aus und ließen sie laufen, wenn ein Fußballspiel übertragen wurde. Dann standen Menschentrauben vor dem Schaufenster. Wir hatten 1960 bereits den ersten schwarz/weiß Fernseher.

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Vor dem 1. Weltkrieg war die Stromversorgung noch sehr dünn gesät. Um 1900 gab es im normalen Haushalt keine elektrischen Geräte, in den Städten gelegentlich Glühlampen im öffentlichen Bereich. Wohl sehr selten im privaten Bereich. In Norddeutschland wurden z.B. erst nach dem 1. Weltkrieg die Dörfer elektrifiziert. 1918 ist mein Vater mit einem Ring Draht über der Schulter mit dem Fahrrad in die Dörfer gefahren um als Lehrling Geräte in die Häuser zu bringen. Elektrische Kühlschränke gab es mit Sicherhet 1900 noch nicht, ebensowenig Waschmaschinen. Die Verbreitung der Elektroherde startete in den 1920er Jahren(http://de.wikipedia.org/wiki/Elektroherd). In Wikipedia findet man "1910 wurde von dem Amerikaner Alva J. Fisher eine elektrische Waschmaschine entwickelt."

Die erste Fernübertragung mit Drehstrom gab es 1891, die AEG wurde 1887 gegründet. 1891 wurden auf der Messe auch große Mengen von Glühlampen gezeigt, die damit aber noch lange nicht in den Haushalten waren.

Ich denke du musst die Geschichte der elektrotechnischen Großunternehmen durchforsten und gegebenenfalls auch die Patentliteratur um Quellen zu finden.


DarkBlue99 
Beitragsersteller
 10.10.2014, 16:59

Okay, gut, da hatte ich wohl eine recht falsche Einschätzung der Lage ^^ Danke für deine Antwort.

Ich frag mich nur, was bringt die "Fernübertragung mit Drehstrom", wenns keiner benutzen kann?

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jorgang  10.10.2014, 17:04
@DarkBlue99

Das war der Grundstein und Durchbruch zur Elektrifizierung des Landes. Ohne Fernübertragung hätte man nur lokal um Kraftwerke herum elektrifizieren können. Heute leben wir alle davon, dass man Strom transportieren kann. Das ging bis dahin nur eingeschränkt, da man weder Hochspannung noch Wechsel/Drehstromübertragung kannte.

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wolfgang11  10.10.2014, 17:28
@jorgang

Eines der größten Probleme war wohl nicht die Stromerzeugung und der Transport, sondern der unterschiedliche Bedarf zu verschiedenen Zeiten, weil sich Drehstrom kaum speichern lässt. Man kann zwar Turbinen an und abschalten. Deshalb begann man in den 30er Jahren mit dem Bau von Speicherkraftwerken. Wurde mehr Strom erzeugt als benötigt, pumpte man mit dem überflüssigen Strom Wasser in ein höher gelegenes Reservoir. Das Wasser floss zurück und trieb die Turbinen in den Stromspitzenzeiten an.

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jorgang  10.10.2014, 17:39
@wolfgang11

Nach wie vor sind die Speicherkraftwerke ein Tropfen auf den heißen Stein, der zwar nützlich ist, aber bei Weitem, insbesondere in Hinsicht auf die Windkraftquellen nicht ausreichend ist. Solarstrom nicht mal zu erwähnen. Mehr als 100 Speicherkraftwerke sind nicht zu realisieren und selbst bei den Anhängern der Solarenergie nicht durchzusetzen. Ohne Transport und Verbundnetz würde unsere gesamte Versorgung nicht funktionieren. Wie viel wichtiger der Transport in Zukunft sein wird und dabei HGÜ ins Spiel kommt, zeigt die Diskussion der Trassen. Alles allerdings nur deswegen, weil wir ohne technischen Druck einfach unsere KKWs abschalten. Das treibt eine vollkommene Hektik in die Versorgungssicherheit. In einem Zeitrahmen von 40 Jahren würde man das viel gelassener sehen können.

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wolfgang11  10.10.2014, 22:24
@jorgang

Wäre schön, wenn es nicht so viele Interessen gäbe. Da sind einmal die Politiker. Dann die Lobbyisten und schließlich noch die Stromversorger, die mittels der Lobbyisten die Fäden ziehen, an denen sie die Marionetten Politiker tanzen lassen.

Wie lange liegt Tschernobil (oder so ähnlich) zurück? Hätte die Zeit nicht ausgereicht, um die Stromversorgung in andere Bahnen zu lenken? Aber Atomkraft ist die billigste Stromquelle mit den größten Verdienstmöglichkeiten und die möchte man so lange wie möglich erhalten. Was mit dem Müll wird, interessiert nicht. Dafür ist der Steuerzahler da.

Warum baut man Windräder so hoch im Norden, wo der wenigste Strom benötigt wird? Auch im Süden gibt es genügend Wind. Alle wollen dorrt Strom, aber keine Windräder. Das gleiche gilt für die Stromtrassen.

Wie viel Strom würde eingespart, wenn man nachts die Werbung verbieten würde, wenn sowieso die meisten Menschen schlafen und niemand hinschaut? Warum müssen in Elektronikgeschäften den ganzen Tag 50 und mehr Fernseher flimmern? Auch wenn kein Kunde sich dafür interessiert? Gäbe es da Regeln, könnte man schnell ein AKW oder Kohlekraftwerk abschalten. Aber wer will das? Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde bedeutet entgangener Gewinn für die Stromlieferanten.

Es ist also nicht ganz so einfach.

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sag ich dir ganz kurz,bei uns am dorf gerade mal glühbirnen und nicht in allen räumen,motor für die landwirtschaft,wasserpumpe fließend kalt ab 1955 vorher handpumpe,waschmaschine gebraucht 1960,kühlschrank 1965,fernseher 1967. 1913 wurde das fränk.überlandwerk gegründet,licht nur in der stadt und anfangs ein paar motoren für die Industrie.am dorf war petroleumlampe und kerze angesagt der rest war handarbeit


DarkBlue99 
Beitragsersteller
 10.10.2014, 16:39

Okay, alles klar :)

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