Einmaliges Fremdgehen verzeihen - Ja oder Nein?
Es geht um die Frage, ob man Fremdgehen in einer Beziehung ggf. verzeihen kann, oder ob das ein definitiv und endgültig unverzeihlicher Fehler ist.
Setzen wir mal einen Fall voraus, indem ein Paar in einer Beziehung ist. Die beiden lieben sich über alles, aber eines Tages, während ihr Mann gerade auf einer Geschäftsreise ausser Landes ist, lässt sich das Mädel von einem freundlichen Kollegen zu einem Dinner einladen und anschließend auch noch in seine Wohnung zu einem Glas Wein und beschwipst wie beide sind verlieren sie ihre Hemmungen und so passiert es und die beiden haben Sex miteinander.
Das Mädel beichtet ihrem Freund/Mann sofort was passiert ist und beteuert unter Tränen, dass dies ein einmaliger Ausrutscher war und ihr so etwas niemals wieder passieren wird. Der Mann liebt seine Freundin/Frau sehr und er glaubt ihr, zumal er selbst aus eigener Erfahrung weiß, wie leicht man in so eine Situation geraten kann. Sollte er ihr nun verzeihen oder nicht?
Bei einer anderen Frage war ich überrascht, wie hart und unversöhnlich viele geurteilt haben, als es ums Fremdgehen ging. Ist das wirklich so unverzeihlich? Warum?
Bitte gebt bei euren Antworten auch an ob ihr männlich oder weiblich seid und wie alt ihr seid, da ich davon ausgehe, dass Geschlecht und Lebenserfahrung dabei eine gewisse Rolle spielen.
Vielen Dank. Ich bin sehr gespannt, was hier für Antworten zusammenkommen.
41 Stimmen
43 Antworten
Das von dir beschriebene Szenario wäre meiner Meinung nach kein Grund, um eine sonst sehr gesunde und funktionierende Beziehung zu beenden.
Ich persönlich würde so einen Fehltritt auch nicht als skrupellosen Betrug bewerten. Es handelt sich ja nicht um einen hinterlistig geplanten Vertrauensbruch. Vielmehr interpretiere ich jenen "Seitensprung" als Konsequenz einer Fehleinschätzung des eigenen Spieltriebs.
Auch wenn unser moralisches Empfinden ganz klar definiert, ab wann eine Grenze überschritten ist, ist es nicht immer einfach, jene Moral spontan auf eine reale Situation zu übertragen und das eigene Verhalten dementsprechend anzupassen. Was sich später ganz klar als Irrtum erweist, mag sich nicht immer in dem Moment auch wie einer anfühlen. Es wird allzu oft unterschätzt, wie schwer es tatsächlich ist, in einer unbekannten Situation instinktiv die richtige Entscheidung zu treffen.
Fremdgehen ist zweifelsohne eine ziemlich schmerzhafte und verwirrende Angelegenheit, die für beide Seiten in der Regel extrem unangenehm ist. Aber gerade deswegen sollte man von haarsträubenden Unterstellungen absehen. Nicht jeder Fehltritt geschieht zwingend aus Respekt- oder Lieblosigkeit und muss demnach unbedingt den Zerfall der Vertrauensbasis zur Folge haben. Ich halte das für einen altmodischen Mythos, der zwar weit verbreitet ist, letztlich aber weder Trost spendet noch zur Lösung des Konfliktes beiträgt.
Vielen Dank. Mit deiner Antwort sprichst du genau das aus, was auch ich zu diesem Thema denke. Ich hätte es gar nicht besser schreiben können. Nochmals, vielen Dank!
Durch solche "Fehler" kann eine Beziehung erst wachsen. Natürlich bedeutet das nicht, dass das jetzt zum Pflichtprogramm gehören sollte, aber es gibt dem Paar die Chance sich noch einmal ganz neu lieben zu lernen.
SEHR spannende (und offenbar auch seltene) Ansicht. Ich sehe das ähnlich. Zwar mag das gegenseitige Vertrauen durch so einen Seitensprung vorerst verletzt sein, doch unheilbar ist es nicht und möglicherweise kann man als Paar letztlich sogar gestärkt aus so einer Krise hervorgehen.
Ich habe in meinen bisherigen Beziehungen jedenfalls immer wieder die Erfahrung gemacht, dass gerade das zusammenhalten in schwierigen Zeiten eine Beziehung nachhaltig stärkt und das Vertrauen zueinander festigt (auch wenn es bei diesen schwierigen Situationen niemals ums Fremdgehen gegangen ist).
;-) Ist in meiner jetzigen Beziehung genau so! Und es ist ein Segen, weil frei, offen und so ehrlich. Klar, beim ersten Mal hat es heftig geknallt. Worte, Tassen (allerdings nur mit Materialschaden;-) manchmal auch Türen. Aber nach einer Zeit haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, warum war das so? Welche Alternativen gibt es? Welche Ängste stehen dahinter? usw.
Für meinen Partner war es das Ende eines jahrelang eintrainierten Beziehungsmusters mit Lügen und Verstecken, die er jetzt anders ausleben kann. Und dabei spreche ich jetzt nicht unbedingt von einer offenen Beziehung! Männer sollte man aber nicht komplett "einsperren". Gibt sogar Frauen, die schon beim Pornokonsum durchdrehen. Sexualität ist beim männlichen Geschlecht oftmals einfach dominanter und da muss man einfach schauen, wie beide Seiten einen respektvollen Umgang damit pflegen können. Aber auch wir Frauen haben unsere "Geheimnisse" und auch das ist manchmal sogar förderlich für die eigene Beziehung.
Mein Partner sollte in erster Linie mein bester Freund sein, dann kann man auch Durststrecken mit Humor, Unterstützung und Zusammenhalt gut überstehen. Denn Schmetterlinge hat jeder einmal in einer langjährigen Beziehung
...Liebe ist leise...
Wenn es unter Alkoholeinfluss war und die Entscheidung, fremdzugehen dadurch getroffen wurde, ist das eine Sache, die ich eventuell noch diskutieren würde. Auch wenn sie so ehrlich ist und es mir sofort gesteht, würde ich es vermutlich verzeihen. Denn obwohl es ein Vertrauensbruch war, beweist es dennoch Vertrauen, dass sie es mir sofort sagt. Komme ich später oder selber drauf, dann würde ich es nicht verzeihen!
Wenn es aus der Situation begründet ist und nicht aus eigenem Antrieb, wenn die Reue wirklich glaubwürdig ist, dann sollte man verzeihen.
Das Problem ist nicht alleine der Fehler sondern die Frage, ob man wieder Vertrauen aufbauen kann. Es bringt ja nix, wenn man von nun an jedesmal Angst hat das der Partner wieder Fremdgeht und man zum Kontrollfreak mutiert. Verzeihen würde ich es wohl nicht, denn Alkohol ist keine Entschuldigung. Wenn es aber dadurch passiert, weil ich meinen Partner sexuell verhungern lasse und ich aber ansonsten ein gutes Gefühl in unserer Beziehung habe, dann ließe sich darüber reden. Sexuelle Vernachlässigung sollte zwar das Fremdgehen des Partners nicht entschuldigen, aber auf Unverständnis sollte es auch nicht stoßen. Im Übrigen ist es meine Meinung, das es sich nicht schickt so einen Dinnerabend mit einem anderen Geschlecht zu verbringen.
Im Übrigen ist es meine Meinung, das es sich nicht schickt so einen Dinnerabend mit einem anderen Geschlecht zu verbringen.
Richtig! Genau darin liegt nämlich der Hund begraben. Das Mädchen hatte die Warnsignale erkennen können und hätte sich gar nicht erst auf die Einladung zum Dinner einlassen sollen. Und selbst wenn sie das noch mitgemacht hat, sich auf ein Glas Wein in der Wohnung ihres Kollegen einzulassen hätte sie unter keinen Umständen tun dürfen. Aber beim ersten Mal, wo dieser Fehler passiert ist das noch verzeihbar da ihrer Unerfahrenheit in diesen Dingen geschuldet. Nun hat sie aber die Erfahrung gemacht und daher sollte sie von nun an darauf achten sich selbst erst gar nicht mehr in so gefährliche Situationen zu bringen.
Ich stehe jetzt vor der Herausforderung aus 35 Antworten zu dieser Umfrage die hilfreichste Antwort auszuwählen. Leute, das ist echt schwierig, denn die Antworten sind fast alle ganz toll und hilfreich. Ich habe mich für diese hier entschieden, weil sie am deutlichsten auch meinen eigenen Standpunkt dazu wiedergibt. Zusätzlich zu dem, was Kunsttier hier geschrieben hat, möchte ich noch sagen, dass ich es schade finde, wie leichtfertig viele heutzutage an sich gute und schöne Beziehungen wegwerfen, nur weil es gerade mal stürmische Zeiten sind oder weil einer der beiden einen Fehler gemacht hat (wenngleich ich zugebe, dass Fremdgehen schon ein ausgesprochen schwerwiegender Fehler ist!).
Jedenfalls möchte ich mich bei allen, die hier geantwortet haben, für die Teilnahme bedanken. Besonders bei den 22 Leuten, die bei der Umfrage mitgemacht haben.
Die Umfrageergebnisse bestätigen meine Befürchtung, dass die Meinungen zu diesem Thema SEHR WEIT auseinandergehen. 50% sind offenbar eher bereit unter entsprechenden Voraussetzungen zu verzeihen, 50% eher nicht. 50% sind sich ihrer Sache dabei sehr sicher (wobei hier die unversöhnliche Seite klar vorn liegt), während 50% ihre Bereitschaft zu verzeihen oder nicht an gewisse Bedingungen knüpfen (hier liegen die, die grundsätzlich eher bereit sind zu verzeihen vorn).
Nur 1er von 22 hat sich für eine offene Beziehung ausgesprochen, wobei er damit eher gemeinsame erotische Erlebnisse mit Fremden in Swinger Clubs verbindet, als das, was man gemeinhin unter einer offenen Beziehung verstehen würde. Das Konzept "offene Beziehung" hat sich also offenbar im deutschsprachigen Raum noch überhaupt nicht durchgesetzt - nicht einmal ansatzweise.
Auch wenn diese Umfrage natürlich keineswegs repräsentativ ist, zeigt sie doch gewisse Tendenzen auf und diese finde ich sehr interessant. Also nochmals vielen Dank an Euch alle!