Einfluss von Kindheitserlebnissen auf Angst und Schüchternheit?
Ein 18-jähriger leidet unter starker Anxiety und ist extrem schüchtern gegenüber Menschen außerhalb seiner engsten Familie, wie Vater und Bruder. Mit seinen Eltern spricht er nur, wenn es unbedingt sein muss, da er lieber allein ist und wenig Respekt gegenüber ihnen zeigt. In stressigen Situationen leidet er oft unter Bauchschmerzen. Als Kind war er fröhlich und spielte gern, aber als er etwa 2 Jahre alt war, wurde er einmal in einem dunklen Zimmer eingesperrt, weil er als hyperaktiv galt. Er schweigt auch über seine Probleme. Könnte dieses einmalige Erlebnis seine heutige Anxiety und sein Verhalten beeinflusst haben, auch wenn er sich nicht daran erinnert? Und wäre das wirklich so extrem, weil er ist sehr leise.
4 Antworten
Ja ist möglich.
LG
Juli
Das kann schon sein. Kinder gehen mit solchen Vorfällen anders um als Erwachsene, können es noch nicht so richtig verarbeiten, wissen auch nicht damit umzugehen, können sich nicht so klar ausdrücken bzw. wissen noch nicht, wie sie es machen - und viele Erwachsene haben dafür kein Verständnis, weil ihnen so was nix ausmachen würde und sie sich als Maßstab für andere einsetzen.
Traumatisierende Vorfälle sind nicht an ein Lebensalter gebunden & wenn ein Zweijähriger in einem dunklen Zimmer, in das man ihn eingesperrt hatte, möglicherweise Todesängste ausstand, hallt das mit Sicherheit emotional nach. Sicherlich war da noch weit mehr, wenn das schon so angefangen hat, aber denkbar ist es schon.
Und nach diesem Vorfall war er eigentlich immer noch fröhlich, hat mit Autos gespielt, hat aber oft alleine gespielt.
Desto älter er wurde, desto zurückgezogener wurde er. Von ca. 6-12 Jahren hat er in der Nachbarschaft gespielt und war auch nicht schüchtern, aber in seiner Fußballmannschaft, wo er von ca. 7-15 war, hat er kein Wort mit überhaupt wen geredet.
Und ab ca. 13 ging er auch nciht mehr raus, hat lieber Computerspiele gespielt.
Jetzt fährt er ab und zu Mal alleine Fahrrad oder programmiert zuhause.
Nein, das war ein einzelner Fall. Aber er wurde auch vernachlässigt, da er einen anderen Bruder hatte der direkt nach ihm gekommen ist.
Ja Kindheitserlebnisse können einen großen Einfluss auf das Verhalten und die Emotionen im Erwachsenenalter haben, auch wenn man sich nicht direkt an sie erinnert. Das Erlebnis, eingesperrt zu werden, könnte ein Trauma ausgelöst haben, das sich in Angst und Schüchternheit äußert. Solche frühen Erfahrungen prägen oft wie wir mit Stress und sozialen Situationen umgehen. Es ist normal, dass er in stressigen Momenten körperliche Symptome wie Bauchschmerzen hat. Wenn er sehr leise ist und Probleme hat, darüber zu reden, kann das ein Zeichen für seine Unsicherheit sein. Es könnte hilfreich sein mit jemandem zu reden, der ihm helfen kann, das zu verarbeiten.
In der Wissenschaft bezeichnet man die ersten drei Lebensjahre eines Menschen als primäre Sozialisation. Diese Phase ist die wichtigste und prägendste Phase für den Menschen.
Erlebnisse aus dieser Zeit, dazu zählen positive als auch negative, sind also entscheidend für die weitere Entwicklung. Sei es Liebe, Fürsorge, Schutz. Oder eben emotionale Vernachlässigung, Gewalt, Traumata. All diese Sachen prägen ein Kind und damit auch den späteren Erwachsenen.
Da diese sehr sensible Zeit in den ersten kognitiven und körperlichen Entwicklungsphasen passiert, können Erlebnisse für ein Kind prägend sein, welche ein Erwachsenen als "nicht so schlimm" wahrnimmt. Sprich, für das Kind kann ein Trauma entstanden sein, für einen Erwachsenen ist das in den Moment aber nicht nachvollziehbar.