eine frage zu Theater

4 Antworten

Je nach Situation hilft ihm entweder ein Kollege auf die Sprünge oder die Souffleuse greift nach Absprache ein. Der Schauspieler hat sich vorher mit ihr abgesprochen, wann sie eingreifen soll, er sagt dann meist "Text" oder schnippst, nimmt Blickkontakt auf oder gibt andere Zeichen.                              Außerdem ist das Stück meist über 6-8 Wochen lang miteinander geprobt worden, so dass der Souffleuse auffällt, wann ein Schauspieler nicht weiter weiß, also "hängt", so dass sie meist recht schnell eingreifen kann -mal unbemerkt, mal bemerkt vom Publikum. 

Meines Wissens nach sitzen die Souffleusen nur noch in der Oper im Souffleusenkasten, im Schauspiel gibt es das kaum mehr, (ich habe in den letzten 10Jahren zumindest kein Theater kennengelern) da es beinahe eine Sache der (finanziellen und organisatorischen, planerischen) Unmöglichkeit ist, die sich ständig veränderten komplexen Bühnenbilder jedes Mal mit einem Kasten zu versehen.

Bei Festspielen tragen Schauspieler auch oftmals einen Knopf im Ohr..

 In der Ausbildung von Theaterschauspielern ist das Fach Improvisation sehr wichtig, hier werden Techniken trainiert, die auf der Bühne bei Texthängern helfen.

Es gibt den Souffleur / die Souffleuse, die im "Kasten", einem zum Publikum abgeschotteten Raum halb unterhalb der Bühne alle Rollen zeitgleich mitlesen (und sie zumeist auch so gut wie auswendig beherrschen), so dass sie bei sauberen Texthängern mit dem unmittelbar folgenden Original-Text weiterhelfen können. Die Schauspieler haben Blickkontakt zum Gesicht des Souffleuers und erkennen ihren Text oft schon an ersten Lippenbewegungen.

Wenn der Schauspieler allerdings Dinge vorweg genommen, also Text ausgelassen hat und er selbst bzw. die Szene daran stecken bleibt, kann das nicht in jedem Fall einfach übergangen werden:

 Hier fehlen oft nicht nur dem Stück und dem Publikum wichtige Inhalte, die womöglich relevant für das Verständnis der Szene oder für die später folgenden Szenen sind, sondern: Auch dem "Gegenspieler", den anderen Charakteren auf der Bühne fehlt dann womöglich wichtige Stichworte und Inhalte, auf die sich ihre folgenden Texte beziehen sollen.

Ein Schauspieler muss also nicht nur sicher in seinem eigenen Text sein und dabei auch die für ihn wichtigen Stichworte innerhalb der Texte der Kollegen kennen, sondern er muss jederzeit bemerken, was auf der Bühne geschieht, was geschehen SOLLTE oder ob jemand in seinem Text etwas auslässt (und WAS hier genau und ob es relevant ist), auch müssen sie bemerken können, ob jemand zu improvisieren beginnt und spontan entscheiden, wie darauf dann eingegangen werden könnte, um das Spiel weiter sinnvoll fließen zu lassen und dann aber auch wieder in den O.-Text hinein zu finden.

Darum erfassen Schauspieler nicht nur ihre eigenen, sondern auch die Textinhalte und Stichworte ihrer Mitspieler, die gleichzeitig auf der Bühne sind: Sie wissen, was jemand wann zu wem sagen müsste oder ob er "hängt" und mit welchen Inhalten. Theaterschauspieler müssen in dem oben genannten Fall jede nötige Improvisation spontan mitmachen und den Fehler, die Lücke des Kollegen (oder die eigene) sinnvoll und möglichst unmerklich ausgleichen.

Bei ausgelassenen Inhalten kann die Souffleuse nicht gut helfen, denn es müssen je nach Relevanz womöglich fehlende Inhalte nachgeholt werden - und dies funktioniert über Imrovisation, da die Dialogteile nun nicht mehr aufeinander passen, wenn man einfach "wie geprobt" nachholt, was vergessen wurde.

Bei völligem Blackout kann der Kollege dem "hängenden" Schauspieler einen frei improvisierten Text zuspielen, ihn innerhalb seiner Rolle textlich auf den Punkt bringen, ihn bis zu dem Punkt anschieben, in dem er zumindest den Inhalt frei (angepasst an das bereits Gesagte) improvisiert nachholen kann. Danach ist es möglich, den Originaltext wieder aufzunehmen. Alle Schauspieler, die an der Szene beteiligt sind, müssen diese spontane Improvisation mitspielen und innerhalb ihres Charakters entsprechend agieren und reagieren.

Unter Schauspielern ist es Brauch, dass bei der Derniere (der letzten Aufführung der Spielzeit) einmal oder mehrmals spontane Improvisationen mit eingebaut werden, zumeist durch die Protagonisten der Hauptrolle, um den Hauptcharakter zu überraschen und zur Improvisation zu zwingen. Er muss damit rechnen, dass seine Kollegen plötzlich Witze einbauen, zusätzliche, überraschende Details hinzufügen, textliche Anspielungen auf Dinge machen, die den Hauptchararakter irritieren oder sogar auf persönliche Details anspielen. Er muss dann spontan reagieren. Hier wird nebenher auch die Fähigkeit zur Improvisation demonstriert. Dies macht man auch z.B. mit Gastspielern, die ihre letzte Aufführung in der Rolle haben und nach dem Schlußapplaus auf der Bühne verabschiedet werden.

Zuschauer, die etwas vom Theater verstehen, die die Szenen in einer Inszenierung bereits sehr gut kennen (z.B. weil sie öffentliche Proben gesehen oder mehrere Aufführungen besucht hatten) und daher eingeworfene Änderungen und zusätzliche Improvisationen erkennen, haben daran ihren Spaß - nicht selten gibt es daher hier dann nicht selten auch einen Zwischenapplaus, den das nicht so versierte Publikum zumeist nicht nachvollziehen kann, da es hier die Improvisation vom Originaltext nicht unterscheiden kann.

Improvisation ist ein sehr wichtiges Fach in der Schauspielausbildung.



PeVau  24.04.2015, 16:14

Er muss damit rechnen, dass seine Kollegen plötzlich Witze einbauen, zusätzliche, überraschende Details hinzufügen, textliche Anspielungen auf Dinge machen, die den Hauptchararakter irritieren oder sogar auf persönliche Details anspielen.

Das ist ja fies. :-)))

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MissMarplesGown  24.04.2015, 16:44
@PeVau

Nein, das ist purer Spaß! :-D Das ist sozusagen wie "Aprilscherze am Arbeitsplatz" - nur dass ein paar Hundert Leute dafür bezahlt haben, dabei zusehen zu dürfen - und man die Bälle auffangen muss, die einem da zugeworfen werden.. :-))

Bei Dernieren flutscht das Stück längst, es spult einfach ab, jeder weiß genau, was er wann und wie zu tun hat - und nicht selten beginnt man schon in den Aufführungen davor, immer wieder mal kleine Varianten und Improvisationen hinein zu bringen, um die Dialoge nicht "festfressen" zu lassen und das Spiel lebendig zu halten.

Wer verabschiedet wird, weiß ja vorher, dass hier mit spontanen "Irritationen" zu rechnen ist. Man weiß dann eben nur nicht, wann, durch wen, in welchen Szenen und wie. Doch, das muss sein! :-) Man darf auch damit rechnen, wenn man Jubiläum oder Geburtstag hat. Nichts für Leute mit schwachen Nerven...

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MissMarplesGown  24.04.2015, 16:11

fashjrgahfbjfv  ,öhgjbsdhvagv agecvkfk.... $/%ei41!!

Sorry für den so chaotischen Satzbau! Das kommt davon, wenn man dauernd drei Dinge gleichzeitig macht... Ö_ö

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Manche Theater arbeiten inzwischen tatsächlich mit in-ear-monitoring. Manchmal werden auf diese Weise Schauspieler, die für einen erkrankten Kollegen eingesprungen sind, auf diese Weise durch das Stück geführt.

Im Normalfall gibt es aber eine Souffleuse, die - abhängig von Theater und Bühnenform - entweder im Souffleurkasten unterhalb oder vor der Bühne sitzt oder in der ersten Zuschauerreihe. Besonders im letzteren Fall kriegen die Zuschauer durchaus mit, wenn souffliert wird, in aller Regel sind die Schauspieler auf Profibühnen aber ausreichend textsicher.

In der Bühnenmitte sitzt auf halbunterirdischer Höhe eine Souffleuse oder ein Souffleur, die oder der Dir dann Stichworte zuflüstert.


ilkerfb3461 
Beitragsersteller
 23.04.2015, 21:54

Ist der in der Mitte der Bühne ? Dann können die Zuschauer ihn sehen oder ?

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NSanio  23.04.2015, 21:55
@ilkerfb3461

Nein, der Sitzt in einer Art "Muschel", die zum Publikum hin geschlossen ist!

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