Dolmetscher Beruf mit Zukunft?

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Soviel ich den Markt übersehen kann, gibt es die meiste Nachfrage für englisch, insbesondere wenn man englisch als Muttersprache hat. Wenn man englisch nicht als Muttersprache hat, gibt es auch nachfrage, aber viel Konkurrenz, da ist es eher eine Lotterie, ob man sich da durchsetzen kann.

Alle anderen Sprachen sind wesentlich weniger gefragt. Mit Französisch, Spanisch kann man noch halbwegs leben. Bei den anderen Sprachen kann man nur leben, wenn Uebersetzer und Dolmetscher ist, (oder nur Uebersetzer).

Die EU hat eine grosse Nachfrage nach Dolmetschern, auch deutscher Muttersprache. Dort sind mindestens 3, besser 4 oder 5 Fremdsprachen gefragt. Englisch und Französisch müssen auf jeden Fall dabei sein, spanisch und italienisch sind auch ziemlich gefragt, und dann nach Möglichkeit noch eine osteuropäische Sprache.

Die EU hat einige wenige Beamten als Dolmetscher (da findet alle 5-10 Jahre ein Concours statt, durch den man sich qualifizieren kann). Die anderen sind free-lancer, die jeder zeit komplett abgebaut werden können (d.h. man kriegt von heute auf morgen keine Aufträge mehr, wenn weniger Dolmetscher gebraucht werden) d.h. es ist sehr unsicher.

Zusammenfassend: man kann wenn man perfekt zweisprachig ist Englisch-Deutsch auf dem deutschen Privatmarkt als selbstständiger Dolmetscher ganz gut leben. Oder als EU-Beamter mit D als Muttersprache und 3-5 Fremdsprachen. Alles andere ist eher unsicher...


Accountowner08  27.09.2015, 10:37

PS: Neben den Sprachkenntnissen brauchst du auch noch Dolmetsch-spezifische Fähigkeiten:

1) Perfekte Muttersprache in Wort und Schrift

2) Schnelle auffassungsgabe (du musst schnell verstehen, was jemand sagen will)

3) Schnelle Sprachproduktion (du musst schnell formulieren können, was der andere sagen willl, keine ähs und öhs)

4) gutes (verbales) Gedächntis: du musst dir Sachen ohne viel Aufwand merken können, sowohl Terminologie, die man mal für eine Konferenz lernen muss und danach wieder vergessen kann (oder wieder braucht), als auch den Inhalt dessen, was gesagt wurde (und was man Dolmetschen soll).

5) Freude & Interesse am Lernen: man muss sich immer wieder, für ein paar Tage, in ein Themengebiet einarbeiten, von dem man gar nichts weiss, und in der Konferenz muss man wenigstens so gut bluffen können, dass man alles reproduzieren kann, was gesagt wurde (dafür muss man auch verstehen, und das geht leichter, wenn man die Mechanismen, von denen die Rede ist, kennt). Wenn du also Lernen & Prüfungen in der Schule hasst, dann ist es nichts für dich.

6) gute Nerven: The show must go on, auch wenn man nervös ist oder lampenfieber hat oder Kopfweh oder Hunger, etc... Man muss gut mit dieser Art von STress fertig werden können.

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Eine Bekannte von mir ist selbstständige Dolmetscherin (Spanisch, Englisch, Deutsch, Portugiesisch) und hat mittlerweile über 10 Jahre Berufserfahrung. Und Geldsorgen, da sie immer auf die momentane Auftragslage angewiesen ist und auch mal 1-2 Monate kaum Geld verdient. In der Wirtschaft ist sicherlich mit Übersetzertätigkeiten sehr viel mehr Geld zu verdienen, aber da muss man auch erstmal ankommen und man ist längst nicht so frei und abwechslungsreich sind diese Jobs dann auch nur bedingt. 

Es ist allerdings wie in vielen Berufen: Du kann Glück haben, und du kannst Pech haben. Natürlich kannst du an deiner Reputation arbeiten und viel dafür tun, dass du erfolgreich bist. Aber am Ende gehört ne gehörige Portion Glück dazu.

Hallo,
ein Studium zum Übersetzer/Dolmetscher kann man nicht nur an der Uni Heidelberg (uebersetzer-studium.de/html/unis.htm) absolvieren, sondern auch an den unter folgendem Link von Aniello Scognamiglio Universitäten in Deutschland:
proz.com/forum/german/12702-dolmetschen_%C3%9Cbersetzen_studieren_in _ deutschland.html.
Man muss aber nicht studiert haben, um Übersetzer/Dolmetscher zu werden. Zumindest nicht, wenn es um gängigere Sprachen, wie Englisch, Französisch und Spanisch geht. Auch Sprachschulen und Dolmetscher-Institute bieten Kurse / Ausbildungen zum Übersetzer/Dolmetscher an. Diese schließen i.d.R. mit einer Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer ab.
Man darf sich dann staatl. geprüfter Übersetzer/Dolmetscher nennen und wird auch als solcher beim BDÜ anerkannt.
(siehe: htt p://w ww.duesseldorf.ihk.de/Weiterbildung/Weiterbildung_pruefungen/Weiterbildungsabschluesse/1287516/Uebersetzer.html;jsessionid=11637118785330AD1336816156621B81.repl1)
Beim Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (bdue.de) sowie beim Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke (VdÜ) (literaturuebersetzer.de) findest du Informationen rund um den Beruf des Dolmetschers/Übersetzers, auch zur Ausbildung und zum Studium.

Im Allgemeinen ist mir um den Beruf des Übersetzers nicht bange. Immerhin versucht man schon lange vergeblich, einen Blechtrottel dafür zu entwickeln und das wird wohl auch noch lange so bleiben. Wenn es überhaupt je gelingen wird.

Tatsache ist aber bereits jetzt, dass der Markt schwer umkämpft ist und die Branche mit Dumpingpreisen zu kämpfen hat. Mit den Einkünften eines selbstständigen Übersetzers lässt sich nur schwerlich eine Familie ernähren.
Dazu kommt, dass man dem Beruf des Übersetzers - so man geistig fit bleibt - bis ins hohe Alter von daheim aus nachgehen kann. Somit sind viele Übersetzerstellen auf lange Sicht belegt, und der Nachwuchs bekommt nur schwer einen Fuß in die Tür.
Die besten Chancen hat man, wenn man sich eine Nische (seltene Fachgebiete) sucht und weniger verbreitete und aufstrebende Sprachen beherrscht (Chinesisch, Japanisch, Russisch, Spanisch).

Zum Verdienst:

Übersetzer / Dolmetscher ist keine geschützte Berufsbezeichnung und es gibt auch keine Gebührenordnung für Übersetzer / Dolmetscher, die meist freiberuflich arbeiten.

Wie oben schon geschrieben hat die Branche mit Dumpingpreisen zu kämpfen und lässt sich vom Verdienst eines Übersetzers / Dolmetschers nur schwerlich eine Familie ernähren.

Auch wissen viele Leute die Arbeit von Übersetzern / Dolmetschern - vor allem wenn es um die Weltsprache Nr. 1 Englisch und um Standardsprachen wie Französisch und Spanisch geht - nicht wirklich zu schätzen. Man verlässt sich da lieber auf die eigenen beschränkten Mittel, ungelernte Kräfte und den Google Trottel samt Anhang und erkennt nicht an, dass es für Übersetzungen, neben einer entsprechenden Ausbildung und guten Sprach- und Fachkenntnissen, auch viel Zeit für Recherche, etc. braucht, und dass Übersetzungen eben nicht maschinell oder per Computer angefertigt werden können, sondern Hand- und Kopfarbeit sind.

AstridDerPu


AstridDerPu  27.09.2015, 08:16

PS: Die Leerschritte in den URLs müssen gelöscht werden.

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An sich ist Dolmetscher oder Uebersetzer studieren nicht schlecht (wenn das Studium nicht zu sehr mit unnötiger Theorie belastet ist), denn man lernt dort sehr nützliche Sachen: Texte analysieren, Texte verfassen, Fremdsprachen. Ich würde schätzen, dass man im Studiengang Uebersetzen oder Dolmetschen die erste Fremdsprache besser lernt als im durchschnittlichen Anglistik / Romanistik / Hispanistik-Studium, besonders wenn man auch selber initiativ ist und ein paar Auslandssemester macht.

Dieses Studium gibt dir eine gute Grundausrüstung für berufe im Bereich Kommunikation / Schreiben. Ev. musst du dann noch was dazu lernen (z.B. wirtschaft oder Marketing oder Handel oder auch was Technisches).

Aber ob du dich als Dolmetscher wirkllich durcchsetzen kannst, da musst du flexibel bleiben und bereit sein, auch was anderes zu machen.

Uebrigens ist in diesem Zusammanhang auch das Berufsfeld "Technical Writer" in Betracht zu ziehen. Das ist eine eigenee Ausbildung, (Texte müssen oft auf E verfasst werden) und da gibt es viel Nachfrage...

Die Bezahlung ist nicht prickelnd. Es sei denn, man ist Spezialist. Mein Vater war technischer Übersetzer - englisch/deutsch - für Automotoren. Er hat sehr gut verdient, hatte aber auch als Zweitausbildung eine Ingenieursausbildung, wußte also, was mit einer Nockenwelle oder so gemeint war.

Er war bei Ford beschäftigt und da Ford ein amerikanischer Konzern ist, brauchten sie technische Übersetzer. Er hat auch schon mal übersetzt, wenn ein amerikanischer Fordboss nach Europa kam.

Aber, wie gesagt, er war sehr spezialisiert. Einen Hamlet hätte er nicht ins Deutsche übertragen können.