Distanzierung zu den Zeugen Jehovas

15 Antworten

Hallo Thomasw63,

da ich selbst fast 30 Jahre Mitglied der Zeugen Jehovas und mittlerweile (seit einigen Jahren) keines mehr bin gebe ich dir gerne Rat. Vorab sei gesagt, dass ich freiwillig, ohne Druck und nicht aufgrund persönlicher oder negativer Erfahrungen gegangen bin, sondern nach reiflicher Prüfung ihrer Lehren und einem Defizit zwischen ihren und meinen (neu gewonnenen) Ansichten.

Diese von dir geschilderte Situation ist nicht selten im Umgang mit Zeugen Jehovas. Man muss natürlich differenzieren zwischen den einzelnen Personen, da die Intensität ihrer Bekehrungsversuche sowie deren Intention von Person zu Person unterschiedlich ist.

Zum einen gibt es die 150prozentigen, die überall als ZJ auftreten und gar nicht anders können. Sie haben die Sektendoktrin als absoluten Lebensinhalt angenommen und denken, sie würden sich gegenüber Gott "strafbar" machen, wenn sie nicht alles tun würden, um andere Menschen ebenfalls zu überzeugen.

Bist du an solch eine Person geraten, dann gibt es nur wenige Möglickeiten. In jedem Fall sollte man ein Gespräch suchen und diesem Fanatiker freundlich aber bestimmt klar machen, dass Religion Privatsache ist. Du sagst uns hier nicht in welcher Verbindung zu dieser Person stehst. Sollte es ein Arbeitskollege sein, so fordere ihn auf, dass er während der Arbeitszeit davon absehen soll zu predigen. Weise ihn darauf hin, dass dies selbst im Wachtturm als Rat gegeben wird! Während der Pausen möchtest du dich nicht mit so schweren Themen befassen, sondern - dafür sind Pausen ja da - die Zeit zum regenerieren nutzen möchtest.

Hilft dies nicht, so bleiben dir nur härtere Worte wie z.B.:

"Es tut mir leid, dass du meinen Wunsch nicht berücksichtigen willst. Für mich grenzt das schon stark an Belästigung. Wenn du nicht einmal den eigenen Empfehlungen deiner "Religion" folgst und derart rücksichtslos auf die Meinungen und Einstellungen deiner Mitmenschen pfeifst, so muss ich wohl jeglichen Kontakt zu dir abbrechen. (Ist es ein Kollege: "Notfalls muss ich damit mal zum Chef gehen, was ich eigentlich nicht möchte.")"

Das klingt vielleicht hart, ist aber leider oftmals die einzige Möglichkeit. Viele von ihnen WOLLEN sich offenbar unbedingt unbeliebt machen und verstehen nicht was die Bibel mit "Nächstenliebe" und "Demut" meint, obwohl sie ständig darüber reden. ZJ verstehen das Predigen als absolute Messlatte für Nächstenliebe, weil sie denken sie würden dir damit das Leben retten.

Wenn so eine Person also nicht darauf reagiert, wenn du ihr erklärst, dass du einfach nur Frieden haben willst, wirst du nicht umhinkommen etwas schroffer zu sein oder weiterhin diese Versuche zur Bekehrung ertragen müssen.

Ich hoffe ich konnte dir helfen! Für weitere Fragen stehe ich gern zur Verfügung!

LG wildcarts

ich war früher so ähnlich eingestellt wie deine Kollegin. Durch die Abschottung zur Realität und nur diesem Denkmuster der ZJs ausgesetzt, war ich überzeugt, dass alles was von dort kommt, richtig und wahr wäre. Jede "Diffamierung" wurde als Bewahrheitung von ZJs-Interpretation der angekündigten Verfolgung und Verspottung betrachtet, der Hinweis, dass es schon immer Kriege, Seuchen, Erdbeben gab wurde im Innern mit den Schrifttexten gekontert, dass "in den letzten Tagen Spötter mit ihrem Spott kommen würden und fragen, wo sie denn sei, die Aufrichtung des Königreiches und das Gericht Gottes....", weil man einige Menschen halt mochte, wie meine Vermieter, sprach ich diese immer wieder an, doch wenigstens einmal in die Versammlungen zu kommen, sich davon ein Bild zu machen, dass wir friedlich sind, und alles biblisch begründen können und wir die Wahrheit haben.

Heute weiß ich, dass die Welt anders läuft, als in dieser Vorstellung.

Die vermehrten Werbeversuche deute ich mal so, dass sie dich gut leiden kann, vielleicht sogar gerne mag. Ihre (d.ZJ.) Weltanschauung ist nunmal so geprägt, dass sie glaubt, nur bei den ZJs findet man Erleuchtung, Kraft, Halt, Frieden und wenn jemand einmal dorthin mitgeht, müsste es demjenigen doch wie Schuppen von den Augen fallen, dass dort der HERR mitten unter ihnen sei.

Sicher ist: einmal mitzugehen und sich ein eigenes Bild davon zu machen, ist kein Verkauf der Seele, aber man wird natürlich nachher gefragt, wie es einem denn gefallen hat, und wenn man darauf positiv reagiert, ist man wie ein Fisch im Netz, wenn man negativ reagiert, wird gebohrt, was denn nicht gefallen haben soll - da müsste man dann schon diplomatisch antworten können, um nicht im Endeffekt doch das Verprellen der Kollegin auszulösen. Wenn man dann lediglich anführt, was man hier im Netz gehört hat, ist das ja nicht auf den persönlichen Eindruck bezogen, den man vor Ort bekommen könnte. Aber man könnte ggf. das Zerpflücken der Bibel, die man an unterschiedlichsten Stellen bemüht, um einen Standpunkt beweisen zu wollen, kritisieren. Weil oftmals gibt es auch Schrifttexte, wenn man nur wiederum die jeweils zur gegensätzlichen Lehrmeinung passenden herausfischt, und andere weglässt, wieder ein ganz anderes Ergebnis als Lehrmeinung herauskommt. Natürlich kann man dieses oder ähnliche Argumente auch anbringen, ohne mal dorthin mitgegangen zu sein - doch es persönlich mal erlebt zu haben ist eine Erfahrung.

Wenn das alles zu viel Arbeit und Mühe machen sollte, weil es keine mitmenschlichen Gefühle gibt, kann man natürlich (sofern das im Geschäft passiert) einen klaren Hinweis darauf geben, dass man das nicht möchte, dass man sich als Kollege schätzt - und dass es soweit gut ist, aber künftige Bekehrungsversuche der Geschäftsleitung gemeldet würden.

ohne sie damit gleich völlig zu verprellen

Warum? Sie verprellt dich mit ihren Missionierungsversuchen doch auch bzw. ist kurz davor.

Ich möchte es mir mit ihr nicht völlig verderben, weil ich im weitesten Sinne beruflich mit ihr zu tun habe

Im weitesten Sinne? Hängst du irgendwie deutlich von ihr und ihrem Wohlwollen ab? Wenn ja, musst du das mit deinem Gewissen abmachen und berufliche Risiken gegen deine Selbstbestimmung abwägen. Wenn nein, dann sage ihr klipp und klar, dass sie dich damit gefälligst in Ruhe zu lassen hat.

Ich würde da auf jegliche Diplomatie verzichten, solange sie nicht deine direkte Vorgesetzte ist.

Ganz einfach "deutlich" aber höflich sagen Das du sie als Menschen schätzt, aber nicht von ihr missiniert werden möchtest. Wenn sie das nicht aktzeptieren kann du dann abstand nehmen musst und den Kontakt einfach seltener stattfinden lassen wirst. Vor allem wenn es um berufliche Zusammenarbeit geht sag ihr das es bei eurem Beruf NICHT um die Zeugen Jehovas geht und du deshalb hier eine sachliche - gerne freundliche aber NICHT religiöse Zusammarbeit möchtest.

Hallo

leider sind wir darauf trainiert, in jedem der kein ZJ ist, eine verlorene Seele zu sehen, die es zu erretten gilt. Die einzige Chance auf Abstand besteht darin, es ganz offen, respektvoll und höflich ABER deutlich und ohne Chance auf Hintertürchen zu formulieren (wir nutzen dieses Hintertürchen nämlich sonst auf jeden Fall aus :o) ).

Sie werden sehen, dass sich dann von ihr aus, sofern sie es ernst nimmt, der Abstand erhöhen wird, da wir uns mit verlorenen Seelen, die keine "Rettung" wollen meist nicht wirklich etwas anfangen können.