Die sechs Stufen der Konfliktlösung erklären 1 Flucht 2angriff 3unterordnung 4Delegation 5 Kompromiss 6 Konsens?

1 Antwort

FLUCHT

Die erste Stufe der Konfliktlösung ist die Flucht. Hier ist nicht das Stressverhalten gemeint, also Flucht, Kampf oder sich tot zu stellen, sondern die Art, wie man mit einem Konflikt umgehen kann.

Konkret bedeutet das, dass Klaus und Inge sich aus dem Weg gehen würden oder zumindest eine dieser beiden Streitparteien. Ich zähle auch dazu, dass beide nicht mehr miteinander sprechen. Es ist ja quasi eine Flucht vor dem Konflikt, wenn man ihn nicht angeht.

Eine andere Lösung auf dieser Stufe wäre aber auch, dass sich eine der beiden Streitenden darum bemüht, das Zimmer zu wechseln.

2.

VERNICHTUNG

Bitte nicht erschrecken, ich verspreche, dass bei dieser Konfliktlösungsstufe sowohl Inge als auch Klaus überleben. Was jedoch passieren kann, ist Rufmord. Wenn Klaus über Inge sagt, sie sei eine “rücksichtslose Karrierefrau”, oder Inge über Klaus schimpft, er wäre ein “Stinkmuffel”, dann befinden sich beide auf dieser Stufe der Konfliktlösung.

Auch zu dieser Stufe gehört die “Lösung” Mobbing (die natürlich keine Lösung ist!), das Mobbing-Opfer ist dabei das Element, das eliminiert werden muss, damit alles wieder gut ist. Zu diesem Thema habe ich einen weiteren Blogeintrag geplant.

3.

UNTERWERFUNG ODER UNTERORDNUNG

Alle Versuche, den anderen dazu zu bringen, das zu tun, was man selbst möchte, gehört in diese Stufe der Konfliktlösungen. Das kann durchaus in verbalen Seitenhieben stattfinden, wenn zum Beispiel Klaus einen Spruch fallen lassen würde wie: “Ich bin der Herr hier im Zimmer”, oder Inge sagen würde: “Wer zuerst kommt, sagt auch, was gemacht wird.”

Das evolutionäre an dieser Stufe ist, dass die andere Konfliktpartei nicht mehr “vernichtet” werden soll. Sie darf schon da sein, sie muss sich lediglich unterwerfen und soll am besten keinen eigenen Willen haben.

4.

DELEGATION

Nach meinem Empfinden verlaufen viele Konfliktlösungsversuche in den Stufen 1-3 eher automatisch, ohne dass die Beteiligten über Ihr Handeln reflektieren. Erst hier in der vierten Stufe wird der Druck für eine Lösung groß genug, dass sogar Hilfe in Anspruch genommen wird, nämlich die der Delegation.

In unserem Beispiel würden Inge und Klaus zum Beispiel den Vorgesetzten bitten, eine Lösung vorzugeben. Vielleicht gibt es aber auch eine Regel, wie mit offenen und geschlossenen Fenstern in Zweier-Büros umgegangen werden sollte? Oder wer um welche Uhrzeit bestimmen darf, ob das Fenster geöffnet oder geschlossen ist?

Ob nun wirklich jemand mit einem solchen Streit seinen Vorgesetzten aufsuchen würde, überlasse ich jetzt Ihrer eigenen Erfahrung und Fantasie. Sie erkennen sicherlich, um was es geht: Der Konflikt wird jemanden in die Hand gelegt, der eine Lösung bestimmen soll. Das kann der Klageweg sein, damit ein Richter bestimmt, was korrekt ist, das kann eine Schlichtung sein, die mit einem Schlichtspruch endet, oder eben auch jemand, der gewählt wurde, eine Lösung zu bestimmen.

5.

KOMPROMISS

Der Kompromiss ist eine Art Zwischenschritt zur sechsten Stufe. Die Beteiligten einigen sich hierbei (noch) nicht zu 100%, d.h. es gibt nur Teil-Einigungen.

In unserem Beispiel könnte es sein, dass sich Inge und Klaus so einigen, dass Inge morgens bestimmen darf, wann das Fenster offen oder zu ist und Klaus am Nachmittag, weil Inge ja früh ins Büro kommt und Klaus abends länger bleibt.

Wenn das tatsächlich reicht, dass beide einigermaßen glücklich sind, dann wäre das ein guter Kompromiss. Wenn aber wesentliche Punkte nicht geklärt sind, dann wäre das ein fauler Kompromiss, der in der Regel keinen nachhaltigen Bestand haben wird.

6.

KONSENS

In der obersten Stufe der Konfliktlösungen finden die Konfliktparteien eine Lösung, die für alle Beteiligten zu 100% passt. Genau diese Stufe ist das Ziel in der Mediation.

Klingt utopisch? Ist es aber nicht. Vor dem Finden einer Lösung steht nämlich das Verstehen der anderen Person. In unserem Beispiel könnte Klaus von Inge erfahren, dass es ihr wirklich wichtig ist, dass es nicht allzu warm ist im Büro. Für Klaus spielt die Temperatur gar keine so große Rolle. Er mag einfach keine Tauben und schon gar nicht deren Geräusche. Nachdem sie sich gegenseitig verstehen, ist die Lösung auch schnell gefunden: Die kühlere Luft darf immer dann hinein, wenn Klaus nicht im Bürozimmer ist. Wenn Inge trotzdem noch der Sinn nach Kühle steht, dann fragt sie, ob es ok ist, für ein paar Minuten das Fenster zu öffnen.


LEA1ooo  25.02.2023, 10:52

Toll erklärt!

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