Die Chroniken der Unsterblichen, Wolfgang Hohlbein?
Was haltet ihr von der Reihe. Ideen, Spannung, Logik, Brutalität, Abwechslung, sinnvolle Handlung usw.
2 Antworten
Das wichtigste vorneweg: Ich habe die Serie nicht gelesen.
Da ich aber etliche Hohlbeins auf dem Gewissen habe und früher einigermaßen begeisterter Hohlbein-Leser war (mittlerweile hat sich die Begeisterung ziemlich eingetrübt), habe ich mich mal mit der Serie beschäftigt und nach dem, was ich mir aus diversen Rezis zusammengereimt habe, fängt die Serie, wie bei Hohlbein typisch, stark und interessant an.
Irgendwann kommt dann die Phase, ebenfalls typisch für Hohlbein (nur dass das gewöhnlicherweise innerhalb des Buches passiert und nicht in einer Serie), in der die Auflösung von Geheimnissen immer wieder verzögert wird, weil just in dem Moment, in dem man etwas erfahren würde, wieder ein neuer Gegner auftaucht und das Gerenne wieder losgeht. Oder so ähnlich.
Von dem, was ich gelesen habe, verliert sich die Serie in den letzten paar Bänden in eher unbedeutenden Nebenhandlungen und Ungereimheiten, was die Fähigkeiten bestimmter Figuren betrifft, mehren sich und Handlungselemente werden in der einen oder anderen Art recycelt.
Und dann, das schlimmste von allem, geht es einfach nicht mehr weiter.
Die Geschichte ist nicht vorüber, aber der Wolfgang hat wohl das Interesse verloren; und seit dem letzten Band vor über 7 Jahren ist Funkstille.
Frage an die Leser der Chroniken: Ist das eine einigermaßen zutreffende Charakterisierung?
Ich persönlich bin ganz froh, dass ich nie angefangen habe, die Serie zu lesen, denn ich glaube, ich wäre ziemlich sauer darüber, dass sie wohl einfach im Sand verläuft und die Geschichte trotz fast 20 Bänden einen einfach hängen lässt. Ich käme mir ehrlich gesagt ziemlich verarѕсht vor.
Bei der unfassbaren Menge, die der gute Mann über die Jahrzehnte produziert hat, habe ich natürlich nur einen Teil gelesen.
Mich nerven mittlerweile etliche Dinge an seiner Schreibe. Vielleicht ist mir das früher nicht aufgefallen, weil ich eben erst mit der Zeit den Vergleich zwischen den Büchern ziehen konnte, vielleicht hat mich das als Jugendlicher auch einfach nicht gestört und ich bin mittlerweile anspruchsvoller geworden, oder vielleicht habe ich mich auch einfach als Leser geändert. Vermutlich von allem ein bisschen.
Prinzipiell würde ich sagen, dass Hohlbein sehr gut darin ist, einen in eine Geschichte zu ziehen, einen die Antwort auf diverse Fragen und Rätsel wissen wollen zu lassen, aber oft mäßig und mitunter auch grottenschlecht darin, diese am Ende befriedigend zu beantworten.
Außerdem, und das ist etwas, was mir erst mit der Zeit aufgefallen ist, hat er gewisse Handlungsschemata, die er immer wieder benutzt. Dazu gehört, dass Schlüsselinformationen vor dem Helden (oder der Heldin) zurückgehalten werden, obwohl Figuren diese preisgeben könnten, weil immer gerade keine Zeit ist oder wie schon beschrieben just in dem Moment wieder ein Gegner auftaucht und dann das Gerenne wieder losgeht. Gefühlt besteht 80% der Handlung aus Verfolgungsjagden. (Naja, es ist nicht ganz so schlimm, aber schon arg viel.)
Manche Bücher wären quasi nach dem ersten Kapitel schon fertig, wenn der Held (und damit der Leser) nicht permanent und (wie mir erscheint) von der Handlungslogik her oft unnötig im Dunkeln gelassen wird.
Dazu kommt, dass Hohlbein diverse Lieblingsformulierungen hat, die er immer wieder benutzt. Eine Sache, was mir mittlerweile echt auf den Zeiger geht, ist wenn er ein Monster als ein "Etwas" (großgeschrieben) beschreibt, oft mit ein paar Pünktchen davor. Z.B. so:
"Er leuchtete in die Felsspalte hinein und was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Vor ihm befand sich ein grauenvolles... Etwas, das sich langsam auf ihn zubewegte."
Manchmal wird dieses "Etwas" nie richtig beschrieben. Für manche ist das vielleicht toll, weil sie dann ihre Phantasie spielen lassen können, ich finde, das ist einfach nur faules Schreiben. Vor allem, weil es so oft vorkommt.
Ein Satz, der auch in quasi jedem Roman, der in der Moderne spielt, vorkommt, ist eine Variante von "Der Kaffee schmeckte scheußlich, aber wenigstens war er heiß.". 😅
Ich denke, eines meiner größten Probleme, das ich habe, ist das, was ich für mich den "Hohlbein-Schluss" nenne. Nämlich ein hanebüchenes Ende, von dem ich mich frage, ob es vllt das beste war, das ihm zwei Tage vor Abgabeschluss eingefallen ist.
Ich hatte schon öfter vermutet, dass er einfach drauflos schreibt, ohne zu wissen, wie die Geschichte ausgehen soll. Dann hab ich vor einiger Zeit mal eine Doku über Hohlbein gesehen, wo er der Journalistin genau das gesagt hat, dass er oft selber nicht weiß, in welche Richtung die Geschichte geht. Ich meine, das war ein RTL-Produktion, insofern bin ich was den Wahrheitsgehalt der Aussage angeht skeptisch, aber es würde passen.
Meiner Meinung nach sollte Hohlbein lieber weniger Bücher schreiben, aber diese dann besser. Wenn man sich seine Bibliographie anschaut, dann wird einem klar, dass er nicht allzu viel Zeit aufwenden kann, um die Geschichten zu überarbeiten* und rund zu machen, oder vielleicht sogar, sie vernünftig zu plotten.
* in einem Buch gibt es eine Passage, in der eine Hauptperson über mehrere Absätze weg mit dem falschen Namen angesprochen wird, was extrem schlampig wirkt
Hier gleich noch meine Meinung zu ein paar konkreten Büchern, aber dafür mache ich einen neuen Kommentar.
Vielen Dank, ich sehe da Meinung mit vertreten. Das mit einem befriedigen Ende eines Romans haben fast alle Autoren, vielleicht geht das auch gar nicht, da das reale Leben immer weiter geht. Irgendwo muss der Autor ja Schluss machen. Jeder Autor ist anders und hat seine Eigenheiten. Irgendwas hat Hohlbein, dass er immer weiter Bücher produzieren und verkaufen kann. Da er nie richtig konkret wird, sehr lang etwas verzögert, ist mir direkt aufgefallen, das nervt. Vielleicht muss es so Autoren auch geben, wer weis.Bin mal gespannt wie es weiter geht nach Buch 5 der Serie.
Wie gesagt, gibt es Bücher, wo der Schluss echt schwach ist.
Ich glaube, das erste Mal ist mir das bei Das Herz des Waldes aufgefallen, einer frühen, recht dünnen Fantasytrilogie aus den 80ern.
Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern, außer dass ich mir bei dem Ende gedacht habe, "was war das denn jetzt?".
Ganz schlimm war es bei Das Druidentor. Wie so oft ist der Aufmacher richtig interessant: auf der Eröffnungsfahrt durch einen neu fertig gestellt Tunnel durch ein Alpenmassiv kommt der Zug auf der anderen Seite in einem Zustand heraus, als wäre er Hunderte oder Tausende Jahre unterwegs gewesen, also extrem gealtert. Da will man natürlich wissen, was es damit auf sich hat!
Die Handlung zieht sich über knapp 600 Seiten hin, es gibt diverse mysteriöse Andeutungen (wie bei Hohlbein üblich).
Aber das Ende ist der größte Schwachsinn, den man sich denken kann. Zumindest sehe ich das so. Ich will dich nicht spoilern, aber ganz am Ende biegt die Handlung in eine völlig abstruse Richtung ab, die mit der vorigen Handlung nichts zu tun hat. Ich hätte am liebsten das Buch in die Ecke geschmissen oder noch besser, es dem Wolfgang um die Ohren gehauen. Ich fand, dass es eine Beleidigung der Leser war.
Nirgends sonst hatte ich so sehr den Eindruck, dass er nicht wusste, wie er die aufgehäuften Fragen sinnvoll beantworten sollte und dass er das schriftstellerische Äquivalent einer Atombombe gezündet hat, die alle Fragen wegwischt.
Ich liebe Bücher, in denen rätselhafte Dinge passieren, bei denen man miträt und mitfiebert und die Auflösung wissen will. Aber das geht halt nur, wenn der Autor auch eine Auflösung parat hat und diese nicht erst auf dem letzten Meter zusammenschnitzt. Ich denke mal, dass in den seltensten Fällen etwas Vernünftiges dabei herauskommen kann.
Was auch dazu passt, ist dass, wenn man sich am Ende diverse Hohlbein-Bücher nochmal überlegt, was am Anfang passiert ist, was einen da hat rätseln lassen, einige dieser Dinge nicht zur Auflösung passen, eben so, als wäre die Auflösung dem Autor am Anfang selbst nicht bekannt gewesen und er sich einfach mysteriöse Dinge hat einfallen lassen, um die Leser zu fesseln.
Die Moorhexe war auch so ein Schinken, das mich beim Lesen genervt hat und bei dem das Ende nicht so prickelnd war.
Bessere bzw. interessantere Romane sind u.a.:
- Das Siegel — Das ist ein historisches Buch mit phantastischen Elementen, das ich als Jugendlicher gelesen habe und es toll fand. (Weiß nicht, ob ich es heute immer noch so sehen würde.) Der Schluss war gut, denke ich. 😉
- Midgard — Einer der Romane, die er mit seiner Frau geschrieben hat. Fand ich als Jugendlicher phantastisch. Ich habe das vor ein paar Jahren nochmal gelesen und habe einige Schwächen bemerkt, aber alles in allem eine interessante Verwertung von nordischer Mythologie. Der Schluss ist überraschend, aber in einem positiven Sinne.
- Spiegelzeit — Auch ein Gemeinschaftsprojekt von Wolfgang und Heike. Viel Gerenne; da hätte ein roter Lektorenstift einen kompakteren und besseren Roman machen können. Was den Roman aber lesenswert macht, ist dass hier zur Abwechslung mal der Schluss richtig, richtig gut ist. Da wird einiges auf den Kopf gestellt, aber es stimmig mit der vorigen Handlung und wenn man drüber nachdenkt, was da passiert ist, gibt es einen richtigen Wow-Effekt. War zumindest bei mir so.
- Der Drachenzyklus (Die Töchter des Drachen und Der Thron der Libelle) — Ein Fantasy-Zweiteiler, in dem es einiges Hanebüchenes gibt (sowie diese Passage, in dem auf einmal ein paar Absätze lang eine Figur den Namen wechselt und mit dem Namen einer zuvor gestorbenen Figur angesprochen wird, was darauf hinweist, dass sowohl Autor und Lektor gepennt haben müssen oder anderweitig geschlampert wurde). Nicht die besten Romane, aber interessante. Ich müsste spoilern, um konkret zu werden, daher nur so viel, dass einem beim Lesen etwas klar wird, was man am Anfang wahrscheinlich nicht vermutet hat, und das die Romane in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
Ich habe oft das Gefühl der Roman fängt erst, an, wo der Autor die Schlussseite schreibt. Oder er hätte besser mit dem Schluss angefangen. Ich kann es nicht besser wider geben, was ich meine.Da ich die 16 Bände habe ,werde ich sie weiter lesen.Vielen Dank nochmal für die Infos.
Du hast natürlich recht, dass i.a.R. das Leben der Protagonisten weitergeht. Das meine ich aber gar nicht. Mir geht es eher darum, dass der zentrale Konflikt befriedigend zu Ende geführt wird.
Sicher ist es gar nicht so einfach, sich einen bombastischen Schluss einfallen zu lassen und das erwarte ich auch gar nicht bei jedem Roman. Aber es soll halt schon einigermaßen passen.
Bei der Chronik der Unsterblichen, um die es dir ja eigentlich geht, habe ich aus den Rezis, die ich gelesen habe, den Eindruck, dass Hohlbein am Anfang gute Ideen hatte und die meisten Leute ziemlich begeistert sind, aber irgendwann die Handlung auf der Stelle tritt. Wenn das innerhalb eines Romans passiert, fällt das vielleicht weniger auf, als wenn es ganze Bücher einer Reihe betrifft.
Aber hier scheint es ja so zu sein, dass die Reihe nicht abgeschlossen ist, und mittlerweile darf man sich fragen, ob sie jemals zum Abschluss kommt.
Es ist natürlich ärgerlich, wenn ein Autor storymäßig feststeckt, wie George R. R. Martin.
Einigermaßen erträglich finde ich es, wenn ein Autor, einen regelmäßigen Output hat und nur ab und zu an einer Serie weiterschreibt (wie es z.B. Stephen King mit den ersten Büchern des Schwarzen Turms gemacht hat).
Aber im vorliegenden Fall hat Hohlbein ja aus unerfindlichen Gründen einfach aufgehört und meines Wissens wurde nie ein Grund kommuniziert.
Offiziell ist die Chronik auch nicht tot (no pun intended!); vielleicht geht es ja doch noch irgendwann weiter.
Ich würde an deiner Stelle vermutlich auch weiterlesen, wo du die Bücher ja schon mal hast.
Schlecht ist die Reihe ja offensichtlich nicht, trotz der erwähnten Schwächen. 😀
Die ersten paar Bücher fand ich noch ganz gut aber es ist, wie so viele Serien, irgendwann immer mehr vom Selben und das wird langweilig bis störend. Das keine wirkliche Charakterentwicklung stattfindet und jemand auch in sehr fortgeschrittenem Alter immernoch genau die selben Fehler immerwieder macht muss echt nicht sein. "Götter", naja, kann man halt machen, immer einen noch stärkeren "Endboss" der dann doch keiner ist weil noch mehr Bücher kommen.
Bin gerade bei 7 von 16. Mit der Charakterentwicklung sehe ich da auch kein Fortschritt und Fehler wiederholen sich. Was ich bemängele, ist der rüde Umgangston miteinander und das ständige Misstrauen der zwei Helden. Spannend ist es aber bisher und Einfälle hat er schon recht viele.
ja, da sind gute Iden bei, definitiv aber das sich 2 Personen die sich so gut kennen, so viel erlebt haben nach all der Zeit immernoch misstrauen kann ich nicht nachvollziehen.
Verstehe ich auch nicht, aber auch anderen gegenüber.
Sehe ich in etwa genau so, richtig erklärt wird kaum was, welches da passiert und immer weiter hinausgezögert und die Lösung recht fade, das nervt. Aber bisher ist es noch spannend, das hat er bisher drauf. Schade, wenn es auch nachlassen sollte, bin erst bei Band 8. Wie sind denn seine anderen Bücher.