Deutscher Wein zu bitter?
Hallo,
ich war heute wieder einmal im Supermarkt und habe mir einen Rotwein gekauft. Doch es ist immer irgendwie das gleiche. Egal ob Französisch, Italienisch oder Deutsch, wobei bei den deutschen noch am meisten, der Geschmack ist, wie ich finde einfach zu bitter. Ich habe immer das Gefühl, dass ich Sand auf der Zunge habe, wenn ich diese Weine trinke. Und da ist bei Weinen, die 5 Euro kosten oder solchen, die 25 Euro kosten einfach kein Unterschied erkennbar.
Mir ist bewusst, dass diese Weine aus einer "professionellen" Produktion stammen und daher Geschmack wohl eher weniger wichtig ist. Aber ich selbst komme aus einer Weinbauregion und ich kann nicht verstehen, wieso die Menschen ihren Wein so "toll" finden. Mir tun diese Menschen ehrlich gesagt leid. Doch das habe ich auch erst gemerkt, als ich vor einem Jahr das erste Mal einen echten georgischen Wein (Kindzmarauli) getrunken habe. Das war für mich wie das Durchschreiten eines Geburtskanals. Die Aromen...es gibt einfach keinen Vergleich.
Ich möchte wissen, ob die "echten" französischen, italienischen Weine auch so aromatisch sind wie der Kindzmarauli, oder eher nicht. Als ich das letzte Mal in Italien in einer Vinothek war, war der Wein für 30 Euro nämlich auch ziemlich schlecht.
Ich bin um jede Antwort dankbar!
Grüße und beste Gesundheit!
6 Antworten
Ich würde dir eine Sensorik-Schulung empfehlen, die werden gerade in Weinbauregionen oft von Winzervereinen Angeboten (zumindest in BW). Das wird dir helfen, die Aromen sowie die Säure, Tanningehalt etc. der Weine anders wahrzunehmen, denn bitter sind Rotweine nicht, auch nicht die ganz billigen. Ich denke, dass die Übung fehlt und auch die Möglichkeit, Weine von untersch. Rebsorten und Regionen zu probieren.
Wenn du in deiner Suchmaschine "Weinsensorik Seminar" eingibst wirst du eine Unmenge an Angeboten finden.
Viele Weinläden bieten so etwas auch an... bleib dran!
Wenn ich beim Trinken dieses Gefühl habe und auf dem Etikett ein "fruchtiger" Wein versprochen wird, bin ich als Konsument zunächst enttäuscht. Der georgische Wein hat mich nicht enttäuscht. Ich glaube, das liegt auch an den Umwelteinflüssen. In BW ist sehr viel Industrie, die Erde kann sich nicht regenerieren, die Winzer verdienen nur sehr wenig und dieses Jahr gab es sehr wenig verwertbare Trauben, dort wo ich herkomme. Was mich stört ist lediglich, dass so viel Fläche dafür beansprucht wird (zumindest in meiner Region), die dann nicht mehr anders genutzt werden kann.
trink weine aus südafrika / garden road, die sind wtas leichetr und nicht so bitter
wir haben in Europa die grösste Vielfalt an Rebsorten Weltweit, und die grösste Vielfalt an Anbau- und Ausbaumethoden. Da müssen wir keine Weine trinken, die von weit her kommen (Nachhaltigkeit).
Ich kenne keine bitteren Weine. Was dir vielleicht nicht liegt, ist das, was man "trocken" nennt. Trockene, schwere Rotweine, egal ob französisch, spanisch, italienisch oder deutsch, sind oftmals reich an Gerbstoffen (Tanninen). Diese machen sie so charaktervoll und verleihen das Gefühl auf der Zunge, das du vermutlich meinst. Ich finde es großartig, ein Hochgenuss. So sehen es wohl andere Weinkenner auch.
Vielleicht brauchst du mehr Süße. Dann schaue dich bei "halbtrocken", "feinherb" oder gar "lieblich" um. Diese wären mir ein Graus.
Hallo,
Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen. Diese Weine lassen sich so nicht miteinander vergleichen.
Außerdem... Weine sind niemals bitter.
"Bitter" gehört nicht zu den Charaktereigenschaften von Wein oder Schaumwein.
Was Du wahrscheinlich meinst ist, dass Du die Weine als adstringierend empfunden hast. Es handelt sich dabei um eine unausgewogene Säurelastigkeit oder aber, was ich eher vermute, dass Dein Gaumen nicht an die besonderen Eigenschaften gewohnt ist.
Den Genuss von Wein und Schaumwein muss man erst lernen. Das lässt sich vergleichen mit dem ersten Kaffee. Der schmeckt in der Regel auch nicht.
In Deinem Vergleich hebst Du einen Wein hervor, der etwa ein Zehnfaches an Zucker enthält. Der extreme Restzuckergehalt Deines georgischen Weines bewirkt, dass er sämtliche Säure überdeckt. Außerdem ist Zucker ein Geschmacksverstärker. Damit lässt sich jeder noch so schlechte Fusel geschmacklich verbessern.
Sobald sich ein Gaumen an die besonderen Charaktereigenschaften gewöhnt hat, verziehen sich bei trockenen Weinen auch keine Mundwinkel mehr, vorausgesetzt es handelt sich um einen vernünftigen, ausgewogenen trockenen Wein.
Nichtsdestotrotz, eine gewisse Säure gehört zu einem guten Wein dazu. Bei einem guten deutschen Riesling (Weißwein) ist beispielsweise die sehr besondere, feine, begleitende Säure ein must be. Sie muss lediglich im Gleichgewicht mit der Frucht und dem Restzuckergehalt stehen.
By the way... ich halte deutsche Rotweine auch nicht für besonders. Mir sind sie nicht gehaltvoll genug und schmecken mir immer etwas verwässert. Deutschland produziert hervorragende Weine, aber es sind in Deutschland in erster Linie die Weißweine.
Französische Weine sind fast ausschließlich trocken. Wählt man einen Wein aus Burgund (Bourgogne, Frankreich), dann kann man schnell mal an einen stark säurelastigen Wein geraten, auch wenn die Weine aus Burgund mit zu den besten der Welt zählen.
Um einen Vergleich zu ziehen, das Risiko bei einem Bordeaux Wein an einen stark säurelastigen Wein zu geraten ist deutlich niedriger. Bordeaux ist im Vergleich zu dem Burgund ein wesentlich südlicheres Weinbaugebiet. Dadurch sind die Trauben Jahr für Jahr ausgeglichener als beispielsweise im Burgund.
Egal welche Vergleiche Du ziehst, mit einem ungeübten Gaumen werden Dir alle trockenen Weine missfallen.
Deutsche Weine die auch Dir schmecken würden, sind z.B. Eisweine oder Trockenbeerenauslesen. Es handelt sich um süßliche Weine, die aber sowohl was Qualität und Preis betrifft, im Vergleich zu dem georgischen Wein, auf einem anderen Level liegen.
Sobald sich Dein Gaumen an die Charaktereigenschaften von trockenen Weinen gewöhnt hat wirst Du anders urteilen.
Du hast nun festgestellt, dass Weine auch lecker sein können. Bleibe dabei und teste Dich ein wenig durch. Irgendwann fängt Dein Gaumen an sich an die Besonderheiten zu gewöhnen. Damit fängt es an, dass sich für Dich ganz neue Welten erschließen.
Alles Gute Dir...
Gruß, RayAnderson 😏
Schön, dass Du für Dich den richtigen Wein gefunden hast. Schade nur, dass Du gleichzeitig alle wirklichen Weinkenner bemitleidest, weil sie angeblich keine Ahnung hätten.
Das ist so ähnlich, als würde jemand, der grade die erste Fahrstunde in der Fahrschule gehabt hat, von Lewis Hamilton behauptet, er hätte keine Ahnung vom Autofahren!
Deine Weinentdeckung ist übrigens der typische Anfängerwein, auch Süßlatsch genannt, unter Weinkennern.
Guter Punkt, gerade in Deutschland wird in vielen Regionen der Weinbau auf Teufel komm raus forciert. Gerade Rotweine sind in Deutschland einfach nicht die besten, weil das Klima für die Trauben, besonders Cabernet Sauvignon und Merlot nicht angemessen ist. Auch in Baden gelingt das nicht, auch wenn die Werbung von "von der Sonne verwöhnt" redet. Für den Rotwein ist das noch lange nicht genug. Spätburgunder ist ok, der braucht zwar Sonne, aber auch kühle Nächte. Da das Klima hier nicht angemessen ist müssen Winzer, auch Bio-Winzer viel spritzen gegen Pilzkrankheiten, und Kupfer ist bei Bio erlaubt aber nicht gesund. Es gibt zwar immer mehr Pilzwiderstandsfähige Reben (PiWis), deren Wein ist aber nicht geniessbar, meiner Meinung nach (bin Sommelier).
Schau doch mal eher nach Rotweinen aus Südeuropa (Spanien, Portugal, sogar Griechenland hat sehr gute, leider unbekannte Weine), da wird deutlich weniger gespritzt und die Trauben reifen deutlich besser: die Weine haben weniger Säure und müssen nicht zwangsläufig viel Tannine haben. Languedoc-Roussilon und südliche Rhône könnten dir auch schmecken. Junge Rotweine von dort wirken deutlich "fruchtiger" als bei uns, es hängt aber vom Ausbau im Keller ab. Da muss man sich durchprobieren, am besten fragst du im Fachhandel nach Rotweinen, die wenig Tannine haben. Diese könnten bei dir den Eindruck von Bitterkeit erzeugen.
Es gibt in Deutschland sehr gute Rotweine. Nur der Preis ist auch mir zu hoch.
Vielen Dank für die sehr gute und ausführliche Antwort! Ich werde es versuchen, vlt. bei meinem nächsten Urlaub in Frankreich oder Italien.
Stimmt nur nicht! In Frankreich, Italien oder sonst wo wird auch viel Massenwein hergestellt. Da muss man halt differenzieren. Der für mich grandioseste Rotwein kommt aus Italien und kostet ca. 100.-€ die Flasche. Wer kann sich das leisten.
ich habe nicht über Massenweine gesprochen sondern über Rotweinrebsorten und die Eignung des Anbaus von wärmeliebenden Rebsorten in Deutschland. Ja, es gibt gute Rotweine in Deutschland, vor allem Spätburgunder, denn dieser ist dem Klima hier noch am besten angepasst. Ok, wer mag, kann auch Trollnger trinken aber ich hatte auf Weine hingewiesen, die einfacher zu trinken sind und mit weniger Chemie auskommen weil in trockenen Regionen deutlich weniger Spritzmittel eingesetzt werden. Ich kenne einige Winzer an der Rhône und im Languedoc, die problemlos Bioweine produzieren und deren Weine hervorragend sind.
Danke. Ich habe wollte natürlich niemanden beleidigen. Ich habe nur einen Weinberg direkt vor meiner Haustür. Und das in einer Industrieregion. Ich finde, dass es in meiner Region keinen Produktionsvorteil für Wein gibt und viel Fläche für Weinreben beansprucht wird obwohl die Umweltbedingungen sehr widrig sind.