Deutscher Wein zu bitter?

6 Antworten

Ich würde dir eine Sensorik-Schulung empfehlen, die werden gerade in Weinbauregionen oft von Winzervereinen Angeboten (zumindest in BW). Das wird dir helfen, die Aromen sowie die Säure, Tanningehalt etc. der Weine anders wahrzunehmen, denn bitter sind Rotweine nicht, auch nicht die ganz billigen. Ich denke, dass die Übung fehlt und auch die Möglichkeit, Weine von untersch. Rebsorten und Regionen zu probieren.

Wenn du in deiner Suchmaschine "Weinsensorik Seminar" eingibst wirst du eine Unmenge an Angeboten finden.

Viele Weinläden bieten so etwas auch an... bleib dran!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – ausgebildeter Sommelier

schrauberking 
Beitragsersteller
 29.10.2020, 13:18

Wenn ich beim Trinken dieses Gefühl habe und auf dem Etikett ein "fruchtiger" Wein versprochen wird, bin ich als Konsument zunächst enttäuscht. Der georgische Wein hat mich nicht enttäuscht. Ich glaube, das liegt auch an den Umwelteinflüssen. In BW ist sehr viel Industrie, die Erde kann sich nicht regenerieren, die Winzer verdienen nur sehr wenig und dieses Jahr gab es sehr wenig verwertbare Trauben, dort wo ich herkomme. Was mich stört ist lediglich, dass so viel Fläche dafür beansprucht wird (zumindest in meiner Region), die dann nicht mehr anders genutzt werden kann.

trink weine aus südafrika / garden road, die sind wtas leichetr und nicht so bitter


iQhaenschenkl  29.10.2020, 16:11

Ich habe noch keinen bitteren Rotwein kennengelernt!

Chan68230  29.10.2020, 15:43

wir haben in Europa die grösste Vielfalt an Rebsorten Weltweit, und die grösste Vielfalt an Anbau- und Ausbaumethoden. Da müssen wir keine Weine trinken, die von weit her kommen (Nachhaltigkeit).

Ich kenne keine bitteren Weine. Was dir vielleicht nicht liegt, ist das, was man "trocken" nennt. Trockene, schwere Rotweine, egal ob französisch, spanisch, italienisch oder deutsch, sind oftmals reich an Gerbstoffen (Tanninen). Diese machen sie so charaktervoll und verleihen das Gefühl auf der Zunge, das du vermutlich meinst. Ich finde es großartig, ein Hochgenuss. So sehen es wohl andere Weinkenner auch.

Vielleicht brauchst du mehr Süße. Dann schaue dich bei "halbtrocken", "feinherb" oder gar "lieblich" um. Diese wären mir ein Graus.

Hallo,

Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen. Diese Weine lassen sich so nicht miteinander vergleichen.

Außerdem... Weine sind niemals bitter.

"Bitter" gehört nicht zu den Charaktereigenschaften von Wein oder Schaumwein.

Was Du wahrscheinlich meinst ist, dass Du die Weine als adstringierend empfunden hast. Es handelt sich dabei um eine unausgewogene Säurelastigkeit oder aber, was ich eher vermute, dass Dein Gaumen nicht an die besonderen Eigenschaften gewohnt ist.

Den Genuss von Wein und Schaumwein muss man erst lernen. Das lässt sich vergleichen mit dem ersten Kaffee. Der schmeckt in der Regel auch nicht.

In Deinem Vergleich hebst Du einen Wein hervor, der etwa ein Zehnfaches an Zucker enthält. Der extreme Restzuckergehalt Deines georgischen Weines bewirkt, dass er sämtliche Säure überdeckt. Außerdem ist Zucker ein Geschmacksverstärker. Damit lässt sich jeder noch so schlechte Fusel geschmacklich verbessern.

Sobald sich ein Gaumen an die besonderen Charaktereigenschaften gewöhnt hat, verziehen sich bei trockenen Weinen auch keine Mundwinkel mehr, vorausgesetzt es handelt sich um einen vernünftigen, ausgewogenen trockenen Wein.

Nichtsdestotrotz, eine gewisse Säure gehört zu einem guten Wein dazu. Bei einem guten deutschen Riesling (Weißwein) ist beispielsweise die sehr besondere, feine, begleitende Säure ein must be. Sie muss lediglich im Gleichgewicht mit der Frucht und dem Restzuckergehalt stehen.

By the way... ich halte deutsche Rotweine auch nicht für besonders. Mir sind sie nicht gehaltvoll genug und schmecken mir immer etwas verwässert. Deutschland produziert hervorragende Weine, aber es sind in Deutschland in erster Linie die Weißweine.

Französische Weine sind fast ausschließlich trocken. Wählt man einen Wein aus Burgund (Bourgogne, Frankreich), dann kann man schnell mal an einen stark säurelastigen Wein geraten, auch wenn die Weine aus Burgund mit zu den besten der Welt zählen.

Um einen Vergleich zu ziehen, das Risiko bei einem Bordeaux Wein an einen stark säurelastigen Wein zu geraten ist deutlich niedriger. Bordeaux ist im Vergleich zu dem Burgund ein wesentlich südlicheres Weinbaugebiet. Dadurch sind die Trauben Jahr für Jahr ausgeglichener als beispielsweise im Burgund.

Egal welche Vergleiche Du ziehst, mit einem ungeübten Gaumen werden Dir alle trockenen Weine missfallen.

Deutsche Weine die auch Dir schmecken würden, sind z.B. Eisweine oder Trockenbeerenauslesen. Es handelt sich um süßliche Weine, die aber sowohl was Qualität und Preis betrifft, im Vergleich zu dem georgischen Wein, auf einem anderen Level liegen.

Sobald sich Dein Gaumen an die Charaktereigenschaften von trockenen Weinen gewöhnt hat wirst Du anders urteilen.

Du hast nun festgestellt, dass Weine auch lecker sein können. Bleibe dabei und teste Dich ein wenig durch. Irgendwann fängt Dein Gaumen an sich an die Besonderheiten zu gewöhnen. Damit fängt es an, dass sich für Dich ganz neue Welten erschließen.

Alles Gute Dir...

Gruß, RayAnderson  😏

Schön, dass Du für Dich den richtigen Wein gefunden hast. Schade nur, dass Du gleichzeitig alle wirklichen Weinkenner bemitleidest, weil sie angeblich keine Ahnung hätten.

Das ist so ähnlich, als würde jemand, der grade die erste Fahrstunde in der Fahrschule gehabt hat, von Lewis Hamilton behauptet, er hätte keine Ahnung vom Autofahren!

Deine Weinentdeckung ist übrigens der typische Anfängerwein, auch Süßlatsch genannt, unter Weinkennern.


schrauberking 
Beitragsersteller
 29.10.2020, 13:06

Danke. Ich habe wollte natürlich niemanden beleidigen. Ich habe nur einen Weinberg direkt vor meiner Haustür. Und das in einer Industrieregion. Ich finde, dass es in meiner Region keinen Produktionsvorteil für Wein gibt und viel Fläche für Weinreben beansprucht wird obwohl die Umweltbedingungen sehr widrig sind.

Chan68230  29.10.2020, 15:54
@schrauberking

Guter Punkt, gerade in Deutschland wird in vielen Regionen der Weinbau auf Teufel komm raus forciert. Gerade Rotweine sind in Deutschland einfach nicht die besten, weil das Klima für die Trauben, besonders Cabernet Sauvignon und Merlot nicht angemessen ist. Auch in Baden gelingt das nicht, auch wenn die Werbung von "von der Sonne verwöhnt" redet. Für den Rotwein ist das noch lange nicht genug. Spätburgunder ist ok, der braucht zwar Sonne, aber auch kühle Nächte. Da das Klima hier nicht angemessen ist müssen Winzer, auch Bio-Winzer viel spritzen gegen Pilzkrankheiten, und Kupfer ist bei Bio erlaubt aber nicht gesund. Es gibt zwar immer mehr Pilzwiderstandsfähige Reben (PiWis), deren Wein ist aber nicht geniessbar, meiner Meinung nach (bin Sommelier).

Schau doch mal eher nach Rotweinen aus Südeuropa (Spanien, Portugal, sogar Griechenland hat sehr gute, leider unbekannte Weine), da wird deutlich weniger gespritzt und die Trauben reifen deutlich besser: die Weine haben weniger Säure und müssen nicht zwangsläufig viel Tannine haben. Languedoc-Roussilon und südliche Rhône könnten dir auch schmecken. Junge Rotweine von dort wirken deutlich "fruchtiger" als bei uns, es hängt aber vom Ausbau im Keller ab. Da muss man sich durchprobieren, am besten fragst du im Fachhandel nach Rotweinen, die wenig Tannine haben. Diese könnten bei dir den Eindruck von Bitterkeit erzeugen.

iQhaenschenkl  29.10.2020, 16:10
@Chan68230

Es gibt in Deutschland sehr gute Rotweine. Nur der Preis ist auch mir zu hoch.

schrauberking 
Beitragsersteller
 29.10.2020, 18:47
@Chan68230

Vielen Dank für die sehr gute und ausführliche Antwort! Ich werde es versuchen, vlt. bei meinem nächsten Urlaub in Frankreich oder Italien.

iQhaenschenkl  29.10.2020, 19:16
@schrauberking

Stimmt nur nicht! In Frankreich, Italien oder sonst wo wird auch viel Massenwein hergestellt. Da muss man halt differenzieren. Der für mich grandioseste Rotwein kommt aus Italien und kostet ca. 100.-€ die Flasche. Wer kann sich das leisten.

Chan68230  22.11.2020, 15:10
@iQhaenschenkl

ich habe nicht über Massenweine gesprochen sondern über Rotweinrebsorten und die Eignung des Anbaus von wärmeliebenden Rebsorten in Deutschland. Ja, es gibt gute Rotweine in Deutschland, vor allem Spätburgunder, denn dieser ist dem Klima hier noch am besten angepasst. Ok, wer mag, kann auch Trollnger trinken aber ich hatte auf Weine hingewiesen, die einfacher zu trinken sind und mit weniger Chemie auskommen weil in trockenen Regionen deutlich weniger Spritzmittel eingesetzt werden. Ich kenne einige Winzer an der Rhône und im Languedoc, die problemlos Bioweine produzieren und deren Weine hervorragend sind.