Deutsch komplexer als Englisch?

5 Antworten

Im allgemeinen gillt deutsch als eine schwere sprache und schwerer als englisch

In jeder Sprache, ob Hochsprache, abgeschliffene Weltsprache, Dialekt oder Kreolensprache können Menschen all das ausdrücken, was wichtig für sie ist. In manchen Aspekten kommt eine Sprache dem Sprecher entgegen (wie bei einer Programmiersprache, die für bestimmte Aufgaben besonders geeignet ist), z.B. kann man im Deutschen verschachtelte und lange Sätze machen, weswegen das Deutsche lange Zeit als Sprache der Philosophen bezeichnet wurde. Andererseits wurde Deutschland seit dem dritten Reich in allen Disziplinen, in denen es mal Weltrang hatte, überflügelt und in jeder Hinsicht kann das simple amerikanische Englisch den deutschen Intellektuellen den Rang ablaufen. Deutsch spielt an deutschen Universitäten nur noch eine untergeordnete Rolle beim Publizieren, Komplexität der Sprache oder Eignung fürs Philosophieren hin oder her. Oft wird argumentiert, dass man Deutsch nur schwer, Englisch aber leicht lernen kann. Das übersieht, dass es im Englischen Hundertausende von stehenden Redewendungen gibt, die nur ein Native Speaker je aus dem Effeff beherrscht.


earnest  04.08.2016, 18:19

Das American English würde ich nicht als "simple" bezeichnen. Ich vermute, das wolltest auch Du nicht.

Die vermeintliche "Simplizität" des American English ist, genau wie die zum Beispiel des Australian English, sprecher- und milieuabhängig.

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Shiftclick  04.08.2016, 18:25
@earnest

'Simpel' in Anführungszeichen wäre angemessener gewesen, wenn es um die Sprache an sich geht. Ich erinnere mich aber auch an deutsche Lehrbücher in Mathematik und Statistik, in denen Größen in kleinen und großen lateinischen/deutschen und griechischen Buchstaben vorkamen, je nach Kontext. Amerikanische Lehrbücher überfrachteten ihre Leser nicht mit solchen Dingen, trotzdem landeten die Amerikaner eher auf dem Mond als die Deutschen. Da ist das Amerikanische tatsächlich simpler und nicht so dünkelhaft akademisch.

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earnest  04.08.2016, 18:37
@Shiftclick

Ja, das sehe ich auch so.

Offenbar verstehen es auch amerikanische Wissenschaftler besser als deutsche, sich allgemeinverständlich auszudrücken.

Interessant finde ich auch, dass "abstracts" deutscher "hochwissenschaftlicher" Texte oft problemlos verstehbar sind.

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Das kommt dir nur so vor.

Be assured: it is possible, without any reasonable doubt, to express oneself in rather a complex manner in the English language as well.

If still in doubt, read Shakespeare. Or "The Economist".

Gruß, earnest



Shiranova  04.08.2016, 18:09

Deutsch hat eine komplexere Grammatik als Englisch, also hat der Fragesteller nicht ganz unrecht. Das heisst ja nicht, dass man sich im Englischen nicht auch sehr elaboriert ausdrücken kann.

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earnest  04.08.2016, 18:13
@Shiranova

Dem würde ich so nicht zustimmen. 

Wir haben zwar den Konjunktiv, der im Englischen nur noch rudimentär vorhanden ist, aber im Englischen gibt es ein hochkomplexes Zeitensystem (z.B. Verlaufsformen, Present Perfect - Dinge, an denen unzählige deutsche Englischlerner immer wieder scheitern). 

Zudem gibt es zahllose "Phrasal Verbs" (z.B. "to look forward to"), die der englischen Sprache eine ungeheure Vielfalt und Variabilität verleihen.

Die englische Grammatik ist nur im Bereich des "Basic English" unterkomplex.

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earnest  04.08.2016, 18:38
@earnest

Die Beantwortung der Frage hängt natürlich auch davon ab, auf welche Weise man "komplex" definiert.

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Hat alles Vor- und Nachteile. Manchmal ist es gut, einfache Worte für komplexe Sachverhalte finden zu können. Dafür wirkt es schlauer, wenn man sich kompliziert ausdrücken kann.

Die selbe Frage habe ich mir auch schon mal gestellt. Im Deutschen gibt es viel mehr Möglichkeiten sich gewählt auszudrücken, da es einfach viel mehr Synonyme gibt als im Englischen.


SteffiSteinsgl  04.08.2016, 18:01

Für alte Worte vielleicht schon. Aber im Business oder Technikbereich kommt man ja kaum noch ohne Englische Begriffe in deutschen Sätzen aus. Z.B. "Ich schreib mal dem Support" oder "downloaden" usw. 

Aber Deutsch ist halt eine Sprache der Dichter und Denker (gewesen), daher haben sich viele Möglichkeiten ergeben, die in anderen eher praxisorientierten Sprachen nicht so stark ausgeprägt sind.

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Clarissant  04.08.2016, 22:15

da es einfach viel mehr Synonyme gibt als im Englischen.

An dieser Aussage zweifle ich doch stark. Zwar ist es unmöglich, die Worte einer Sprache zu zählen, aber Englisch ist außerhalb der Basiskenntnisse eine Sprache mit einem riesigen Wortschatz und so vielen Synonymen, dass man den Überblick sehr schnell verliert. 

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earnest  04.08.2016, 22:21
@Clarissant

... zumal Englisch hier aus dem "Germanischen" wie aus dem "Romanischen" schöpfen kann.

Dazu kommt die Möglichkeit, mühelos Neologismen schaffen zu können, viel leichter und eleganter als in der deutschen Sprache.

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