Derealisation Depersonalisation Tipps?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Derealisation/Depersonalisierung sind Schutzfunktionen, mit denen sich die Psyche vor nicht aushaltbaren Situationen schützt und somit das Überleben sicher. Wenn die Ursache in einem frühen Trauma liegt, kann man das höchstens "heilen", indem man genau dieses überwindet. Aber das ist nicht immer möglich.

Man kann aber lernen, mit der Symptomatik umzugehen, was allerdings Durchhaltevermögen benötigt. Der wichtigste Schritt ist es, seinen Zustand erkennen und mit dem Verstand erfassen zu können, wenn man gerade wieder einen "Ausfall" hat. Wenn die Welt dann um einen herum verschwimmt und man alles nur noch hölzern wahrnimmt, muss man sich selbst sagen und selbst daran erinnern, das das jetzt ein Derealisationszustand ist und mit welchen Symptomen das einhergeht. Dann ist das irgendwann nicht mehr so bedrohlich, sondern ähnlich "normal" wie eine Verletzung, Kopfschmerzen, Kälte, Hunger oder körperliche Erschöpfung nach dem Sport. Also alles Empfindungen, bei denen man als Kind noch in Panik verfallen ist und geschrien hat, aber während des Erwachsenwerdens gelent hat, diese Zustände auszuhalten, Ruhe zu bewahren, sich zu überlegen, was man nun dagegen tun kann. Das heißt nicht, dass man die Gefühle bekämft, sondern sie im Gegenteil akzeptiert und einen sachlichen, überlegten Umgang damit pflegt. Man lernt praktisch, die Derealisation als einen ganz normalen Wahrnehmungszustand und Teil der eigenen Persönlichkeit zu akzeptieren und in den Alltag zu integrieren.
Gut sind einige Notfallstrategien, die man sich vorher zurechtlegt. Wenn man ungewohnte Orte betritt, kann man schon im Vorfeld schaun, ob man im Fall der Fälle an einen ruhigen Platz "fliehen" kann. Vielleicht gibt es Entspannungstechniken, auf die man gezielt zurückgreifen kann, etwa Sport, um sich vor besonderen Herausforderungen wie unbekannten Situationen aufzulockern. Oder man nimmt einen Gegenstand mit (Stofftier, Bild von einer nahestehenden Person, etc.), der einem etwas bedeutet. Man kann praktisch eine Art "sicheren und schützenden Raum" in seiner Fantasie oder in Form eines Gegenstandes mitnehmen, den man jederzeit "betreten" kann.

Langfristig würde ich dennoch schauen, ob du mit Psychotherapie das Problem bei der Ursache packen kannst. Erwarte keine Wunder, aber mit etwas Glück (der richtige Therapeut und die richtige Therapierichtung - beides muss zu einem selbst passen) kann man vielleicht das Problem auf ein Minimum reduzieren.

Ich wünsche dir gute Besserung. Es erfordert Kraft, mit wiederkehrender Derealisation auf Dauer umzugehen, aber es ist möglich und mit dem Älterwerden wird es besser.


kugelgnu 
Beitragsersteller
 23.07.2016, 16:39

Erstmal danke!!!!!

Leidest du selber an dr dp?`


denke bei mir hat es mit der angst die kontrolle zu verlieren verrückt zu werden zu tun und mit gedanken übers leben an sich wie wer bin was ist das alles usw ;D


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igelball  23.07.2016, 16:44
@kugelgnu

Ja, ich leider selbst seit Jahrzehnten daran, allerdings aus anderen Gründen/Umständen als bei dir. Früher war es für mich auch mit extremer Panik verbunden, aber heute gehe ich damit recht gelassen um. Ich muss dann eben reagieren und mich etwas mehr schonen, also mich nicht zu sehr überfordern und Situationen meiden, bei denen ich weiß, dass ich damit nicht umgehen können werde. Notfalls muss ich dann einfach offen kommunizieren, dass gewisse Dinge aktuell nicht möglich sind oder ich gewisse Anforderungen nicht erfüllen kann. Normalerweise hat die Gegenseite dann auch Verständnis dafür.
Mir persönlich hat auch Sport sehr geholfen, weil ich mich dadurch draußen sicherer in meinem Körper fühle, aber da muss jeder für sich selbst herausfinden, was einen beruhigt, das können auch ganz andere Dinge sein.

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igelball  23.07.2016, 16:49
@kugelgnu

Um noch auf deine Frage einzugehen, die du noch ergänzt hast: Gerade die Angst, verrückt zu werden und dass alles fremd wird, ist ja Teil der Symptomatik der Derealisation. Und genau hier muss man ansetzen und sich immer wieder sagen, dass man eben nicht verrückt wird, sondern nur gerade die Welt mit andere Augen wahrnimmt. Ein bisschen so, als hätte man Alkohol getrunken oder hätte sich überarbeitet und wäre schrecklich müde. Da weiß man auch: Sobald ich meinen Schlaf hatte, bin ich wieder fit. Auch bei der Derealisation muss man sich sagen: "Ich weiß, dass es nur ein vorübergehender Zustand ist und bald wieder vorbeigeht. Es bedroht nicht mein Leben, es ist lediglich unangenehm und klingt wieder ab, so wie die Schmerzen, wenn man sich mal den Fuß gestoßen hat". Irgendwannn wird das dann zur Routine und man bleibt automatisch ruhiger und gelassener, sodass sich die Panik gar nicht erst aufschaukelt.

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kugelgnu 
Beitragsersteller
 23.07.2016, 16:57
@igelball

vielen lieben dank! das baut mich gerade sehr auf und hilft mir auch weiter! 

Machst du Entspannungsübungen wie progressive muskelentspannung meditation oder autogenes training?

Hilft sowas?

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igelball  23.07.2016, 17:11
@kugelgnu

Nein, sowas mache und brauche ich persönlich nicht. Aber sicher ist das nicht verkehrt, man bekommt sowas ja oft auch in Therapien gezeigt. Ich bin eher der Typ, der sich auspowern muss, um in einen Entspannungszustand zu kommen. Konzentrierte Übungen würden mich eher noch unruhiger und nervöser machen. Wenn ich nicht die Möglichkeit dazu habe, dann nutze ich meinen Verstand, also versuche mich gewissermaßen von außen zu betrachten, so, als würde ich ein Theaterstück anschauen. Ich sehe mich dann als den gesunden Zuschauer, der den "kranken" Patienten auf der Bühne betrachtet, der gerade seinen Derealisationszustand hat und als Zuschauer kann ich dann sachlich-rational bewerten, dass der Patient auf der Bühne nicht verrückt ist, sondern nur gerade eine schwache Phase hat.
Andere Menschen hingegen können sich über Ruhe und Konzentration entspannen, also Meditation, Yoga, Sauna, oder kreatives Schaffen (Malen, musizieren, etc.). Das ist gewissermaßen auch eine Aufgabe des Heranreifens und Erwachsenwerdens: Man muss seine eigenen Bedürfnisse und Einschränkungen kennen lernen und dann Wege finden, darauf zu reagieren.
Hier hilft letztendlich in sich hineinhören und Dinge testen. Vielleicht helfen ja gerade dir die Techniken, die du beschreibst, ganz gut.

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kugelgnu 
Beitragsersteller
 23.07.2016, 17:29
@igelball

ok danke das mit dem neutralen beobachter klingt gut :D

Ich versuch es mal mit den Entspannungstechniken... habe auch adhs und früher extremsport gemacht aber ich bin extrem ruhig geworden :D

Und nochmal danke es ist zwar traurig aber dennoch gut zu wissen das man damit nicht alleine ist :D

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igelball  23.07.2016, 17:45
@kugelgnu

So ist das eben. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Es gibt auch Dinge, wofür mich andere vielleicht beneiden. Man muss das Beste aus dem machen, was man hat, und akzeptieren, dass in manchen Bereichen Grenzen hat, die man im Gegensatz zu anderen Menschen vielleicht nicht überwinden kann.

Ich wünsche dir in jedem Fall gute Besserung und ein gutes Durchhaltevermögen!

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kugelgnu 
Beitragsersteller
 23.07.2016, 17:50
@igelball

Ja das kann ich im Moment gut gebrauchen ☺

meine Selbsteinschätzung hat imens gelitten da ich 4 5 Jahre nicht wusste was ich habe... 

das muss wohl auch erstmal ins unterbewusstsein das es eine normalerweise sinnvolle schutzfunktion ist...und ungefährlich ist...

danke und schönen Abend noch!

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Die überwindest Du, indem Du Dich von Deinem Körper ablenkst. Da draußen gibt es auch noch eine Welt. Falls Du eher zurückgezogen lebst, solltest Du Dir soziale Kontakte suchen. Zudem brauchst Du viel Geduld. Diese Symptome verschwinden nicht von heute auf morgen. Bist Du in Behandlung?


kugelgnu 
Beitragsersteller
 23.07.2016, 14:54

habe dadurch agoraphobie durch angst die kontrolle zu verlieren usw... 

ne leider zzt nicht mehr da ich kaum aus dem haus gehen kann da mir dieses gefühl so angst macht und ich da ich 4 5 jahre nicht wusste was es ist die angst entwicklet habe verückt zu werden und die kontrolle zu verlieren


also meinst du aufmerksamkeit auf die umwelt richten obwohl die umwelt irgendwie befremdlich wirkt bei derealisation dadurch bekomm ich immer noch mehr angst :D


mein psychloge hat mir empfholen darauf zu achten was um mich herum passiert dinge zählen berühren usw aber wen alles fremd wirkt macht mir das nur noch mehr angst  :D


leidest du selber unter dr dp?

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schnoerpfel  23.07.2016, 15:16
@kugelgnu

Du musst aus dem Haus gehen. Du musst Dich regelrecht dazu zwingen. Natürlich sind die Symptome widerlich. Wahrscheinlich hast Du oft das Gefühl, dass die Welt da draußen Dich erdrückt, dass Du kollabierst o.ä.. Aber es führt einfach kein Weg daran vorbei. Manchmal lohnt sich schon ein kurzzeitiger Klinikaufenthalt, um Fortschritte zu machen. Einfach weil man dort Ablenkung findet. Du brauchst dringend eine Therapie. Alleine kommst Du offenbar nicht aus dem Teufelskreis heraus. Je länger Du wartest, desto schlimmer wird es. Man nennt das auch Chronifizierung.

Dein (ehemaliger?) Psychologe hat vollkommen recht. Du sitzt daheim wie unter einer Glasglocke. Dieses "Raumkapsel-Erleben" kannst Du nur beenden, indem Du die Umwelt wieder bewusst wahrnimmst. Du musst ein Teil Deiner Umwelt werden. Such Dir Kontakte. Unternimm etwas. Es wird sonst immer schlimmer und Du kannst Dich zuhause bald nur noch innerhalb eines Zimmers aufhalten. Die Wohnung wird Dir irgendwann zu eng.

Ja, ich leide seit meinem 13. Lebensjahr unter einer Angstneurose, wobei die Symptome sich mit jedem neuen Lebensabschnitt veränderten. Die kamen immer in 10-Jahres-Abständen. Dazwischen war ich nahezu frei von Symptomen. Generalisierte Angsstörung, Agoraphobie... die Liste der ICD-Schlüssel auf meinen Überweisungsscheinen war immer äußerst lang. ;-)

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kugelgnu 
Beitragsersteller
 23.07.2016, 16:53
@schnoerpfel

Klar ich kämpfe hab auch ne freundin und versuche jeden tag wenigstens  1-2 stunden etwas wie garten arbeit spazieren gehen oder reperaturen am haus zu machen :D

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kugelgnu 
Beitragsersteller
 23.07.2016, 16:58
@kugelgnu

Danke und auch dir alles gute !



Machst du Entspannungsübungen wie progressive muskelentspannung meditation oder autogenes training?

Hilft sowas?



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