Deine ganz persönliche philosophische Meinung ist gefragt: Wozu sind Wettkämpfe gut?

9 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Wettkampfprinzip findet sich meines Wissens nicht nur im Sport, sondern in vielen anderen Bereichen unserer Lebenswelt. Wettbewerbe findet man im Literaturbetrieb, in der Wirtschaftsförderung, bei Stellenbewerbungen, an Schulen, an Kindergeburtstagen - immer wieder (und schon lange in der Menschheitsgeschichte) messen sich Menschen in speziellen Fähigkeiten und versuchen die beste Leistung aller Teilnehmer zu erbringen. 

Meine Haltung zu der Frage, ob diese Wettkampfkultur einen guten Zweck verfolgt, ist eher zwiespältig. 

Einerseits vermute ich, dass die meisten Menschen einen besonderen Reiz und eine auflebende Motivation verspüren, sich mit Gleichgesinnten zu messen. Das erlebe ich oft bei Kindern, die unter spielerischen Wettbewerbsbedingungen plötzlich aufleben und großen Spaß verspüren. Wettbewerbe können ein Höchstmaß an sportlichen, wirtschaftlichen und künstlerischen Leistungen aus Menschen herauskitzeln - sie an ihre Leistungsgrenzen bringen. Sie ermöglichen also eine besondere Selbst- und Grenzerfahrung. Wettbewerbe sind vielleicht auch ein soziales und emotionales Training - wir messen uns unter gemeinsamen Regeln, wir akzeptieren Sieg und Niederlage, Freude und Enttäuschung. Wettkämpfe sind ein Anlass, sich nur auf eine einzige Fähigkeit zu fokussieren und sich als Träger dieser einen Fähigkeit zu erleben. Kein Multitasking - Achtsamkeit für eine und nur die eine Sache. 

Andererseits sehe ich aber auch, welchen Druck, welches Leid, welche Ausbeutungsformen Wettkämpfe erzeugen können - im Profisport, in der Wirtschaft. Wettkämpfe erzeugen schmerzhafte Niederlagen, qualvolles Training, sie stützen insgeheim eine brutale Leistungs- und Ellenbogen-Mentalität. Wettkämpfe können ein Millionengeschäft sein - Wettkämpfe bringen Geld.

Wie vieles im Leben haben Wettkämpfe meiner Ansicht nach Licht- und Schattenseiten. Das richtige Maß zu finden, ist schwer. Man muss sich letztendlich selbst fragen, ob es einem wert ist, sich in einen Wettkampf zu begeben. 


SchakKlusoh  19.08.2022, 20:42

Das erklärt nicht, warum

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Floflix  19.08.2022, 20:59
@SchakKlusoh

Ich denke schon, dass ich mehrere Antworten auf die Frage „Wozu sind Wettkämpfe gut?“ angedeutet habe, die allerdings - das gebe ich zu - wenig mit deinen fortpflanzungs- und evolutionstheoretischen Überlegungen zu tun haben.

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Floflix  19.08.2022, 21:11
@SchakKlusoh

Das maße ich mir nicht an, zu beurteilen, ob die Scientific Community deine Ausführungen absegnet. Da möchte ich deine Expertise gar nicht in Zweifel ziehen. Mir geht es halt um andere Punkte, die ich für wichtig erachte.

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April1995 
Beitragsersteller
 19.08.2022, 12:36

Sehr schöne Antwort...vielen lieben Dank 🤗

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Floflix  19.08.2022, 12:39
@April1995

Dank zurück für eine weitere inspirierende Frage 🙋‍♂️

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Die Frage hab ich mir auch schon öfter gestellt.

Wettkämpfe gab es ja eigentlich schon immer, die gehen ja bis zum Beginn der Menschheit zurück. Je nach Ausführung muss man da natürlich unterscheiden, aber eigentlich waren sie ja schon bei den Römern zur Unterhaltung dar. Es trafen sich hier ja schon tausende um zu betrachten wie Gladiatoren sich gegenseitig abschlachteten.

Heutzutage geht es natürlich nicht mehr darum, dass irgendjemand irgendwen abschlachtet. Jedoch ist der Unterhaltungszweck ja immer noch vorhanden. Wenn Wettkämpfe wie Olympia nicht von so vielen Menschen mit Spannung geschaut werden würden, dann hätten wir schon lange keine mehr in dieser riesigen Ausführung.

Es gibt Wettkämpfe aber natürlich auch im kleinen Sinne, und da würde ich sagen, dass das ein Konstrukt der Menschen ist, das gebaut wurde, weil wir eben emotional und empfindlich sind. Keiner verliert gerne, aber auch nicht jeder muss immer gewinnen. Trotzdem haben wir das Verlangen andere in verschiedenen Dingen zu besiegen. Sei es zeichnen oder eine einfach Mathe Aufgabe. Wetteifern gibt es immer und in jeder Form und deswegen gibt es auch Wettkämpfe, weil wir garnicht anders können, als uns an anderen zu messen. So werden wir aber auch älter, so lernt der Mensch sich selbst kennen. So lernen wir unsere Grenzen und Interessen. So entwickeln wir Menschen eine Leidenschaft, für die wir einstehen wollen.

Und leider ist es eben so, dass eine Leidenschaft zur Obsession werden kann und wir uns dann zum Beispiel mit Aufputschmitteln zuhauen um noch besser zu sein.

Also meiner Meinung nach gibt es Wettkämpfe einmal zur Unterhaltung und auch wegen des vielen Geldes das dadurch verdient und gemacht wird. Und weil es natürlich für den Menschen ist sich zu messen und wir Wettkämpfe brauchen um uns weiter zu entwickeln.


SchakKlusoh  19.08.2022, 20:51
Es gibt Wettkämpfe aber natürlich auch im kleinen Sinne, und da würde ich sagen, dass das ein Konstrukt der Menschen ist, das gebaut wurde, weil wir eben emotional und empfindlich sind.

Alle zweigeschlechtlichen Tiere kennen Konkurrenzverhalten.

https://www.youtube.com/watch?v=CI4NFmc1u6g

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Leila126  19.08.2022, 21:13
@SchakKlusoh

Klar, aber daraus einen Wettkampf mit gewinnen, wie Medallien zu machen. Und das eben zum Spaß und nicht nur weil es etwas ist was die Hierarchie bestimmt, ist ein Konstrukt, meiner Meinung nach, oder?

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April1995 
Beitragsersteller
 19.08.2022, 08:28

Sehr gute und interessante Antwort :-) Ich danke Dir sehr dafür...

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Einzelwettkämpfe halte ich für Unsinn. Mannschaftswettkämpfe hingegen für durchaus ok.

Anthropologisch hat uns die Kooperation und das Verhalten in der Gruppe auf der Jagd dahin gebracht, wo die Menschheit heute steht; Feuer, der Daumen und das Essen proteinreicher Nahrung hat das Ihrige noch dazu beigesteuert. Ein Einzelner ist einer Gruppe IMMER unterlegen.


SchakKlusoh  19.08.2022, 20:50

Über Konkurrenz wird der Status festgelegt und der entscheidet darüber, wer sich mit wem fortpflanzt.

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SchakKlusoh  19.08.2022, 20:48
Einzelwettkämpfe halte ich für Unsinn.

Tennis? Karate? Fechten? - alles Unsinn?

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April1995 
Beitragsersteller
 19.08.2022, 20:27

Danke Dir sehr für Deine Antwort!

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Dass Sportler sich kasteien, würde ich nicht als gegeben voraussetzen und dazu ist körperlicher Sport ja auch nur ein sehr kleiner Teil aller möglichen Wettkämpfe (im kulturellen Milieu versteckt man das dann etwas verschämt unter "Wettbewerb").

Ich denke nicht, dass der Spaß oder die Notwendigkeit von Wettkämpfen monokausal zu erklären ist. Eher ist es ein Zusammenspiel von evolutionsbiologischen Anlagen, sozio-kultureller Evolution und individueller Ausprägung.

Evolutionsbiologisch betrachtet gibt es Wettkampf bei allen höheren Säugetieren, vom kindlichen Raufen bis hin zum ernstgemeinten Kampf. Diese Anlage bedient mehrere Regelkreise vom Stärken des Individuums (Übung, Entwicklung) zur Verbesserung des individuellen Überlebens bis hin zur sexuellen Auslese wo das Weibchen den Gewinner präferiert oder der Gewinner den Verlierer verjagt. Kindlicher Wettkampf ist weitgehend geschlechtsunabhängig, aber bei sozialen Tieren (uns Primaten) kommt neben den eher maskulinen Krawall auch ein etwas subtileres und geschlechtsunabhängigeres Wettkampfverhalten zum Tragen.

Rein biologisch/physiologisch betrachtet gibt es dazu wunderbare biochemische Regelkreise, die Erfolg durch Glückgefühle "belohnen", was dann in sozialen Gemeinschaften durch Anerkennung noch eine verstärkenden Rückwirkung auslösen kann.

Beim Menschen geben die evolutionsbiologischen Anlagen nur die allgemeinen Marschrichtung an. Die sozio-kulturellen Vorgaben einer beliebigen Menschengruppe wiegen immer stärker als die evolutionären Anlagen (d.h. Erziehung, soziale Prägung, Gruppendruck transformieren die angeborenen Eigenschaften bis hin zur völligen Umkehr). Und hier ist auch der Punkt ab dem der rein körperliche Wettkampf eben zu einem allgemeinen Wettkampf/Wettbewerb in allen möglichen Dingen mutiert (Erfolg, Bildung, Reichtum, Aussehen, Kulturelles...)

Das heißt auch, dass wir (die Art Homo sap) die grundsätzliche Idee uns vergleichen und messen zu wollen nicht aus dem sozialen Miteinander der Gesellschaft entfernen können, nicht zuletzt weil eben auch die Ressourcenverteilung weitestgehend nach Auswahl-/Ausleseverfahren erfolgt.

Unsere angeborenen Anlagen, die biochemischen Regelkreise und die soziale Prägung führen dann dazu, dass wir auf individueller Ebene mehr oder weniger bereit sind uns zu vergleichen und auch mehr oder weniger Spaß daran haben.


April1995 
Beitragsersteller
 19.08.2022, 21:33

Vielen Dank für Deine Antwort!

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Zweck; ich will besser sein als ihr; oder auch ich beweise dir dass ich besser bin

Meinung, hmm ich brauche keinen Künstler der besser is, ich brauche wen der mir und ihm bei der Verbesserung hilft.

(Musik halt XD)

Dementsprechend kann Wettbewerb auch toxisch sein

is er auch meistens Kopftechnisch.

Wie viele kennst du mit psychischem Sorgen, und wie oft is einer der Gründe, das man glaubt wertlos zu sein, weil man etwas nich kann, was andere können.

das is nichmal Philosophie sondern Psychologie.

ein ewiges wer is besser, macht halt nich wirklich besser.


SchakKlusoh  19.08.2022, 20:47
Zweck; ich will besser sein als ihr; oder auch ich beweise dir dass ich besser bin

aber warum?

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ewigsuzu  19.08.2022, 20:58
@SchakKlusoh

Wie viele kennst du mit psychischem Sorgen, und wie oft is einer der Gründe, das man glaubt wertlos zu sein, weil man etwas nich kann, was andere können.

man muss schon psychologie dafür kapieren, ich schreib dir jetzt keine fachbücher über frühkindliche pädagogik und psychologie

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SchakKlusoh  19.08.2022, 21:05
@ewigsuzu
Wie viele kennst du mit psychischem Sorgen, und wie oft is einer der Gründe, das man glaubt wertlos zu sein, weil man etwas nich kann, was andere können.

Das ist das Leben.

man muss schon psychologie dafür kapieren,

Check!

ich schreib dir jetzt keine fachbücher über frühkindliche pädagogik und psychologie

Dankeschön!

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April1995 
Beitragsersteller
 19.08.2022, 20:26

Kluge Antwort ....ich Danke Dir sehr!

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ewigsuzu  19.08.2022, 20:27
@April1995

Schule; mobbing, ich als Opfer, Sportfest location; Ich war dran, und alle haben die Gegnerin angefeuert, Sprint wettlauf, weil sie angefeuert wurde habe ich den Sieg geholt, um zu zeigen ich bin besser, brachte halt nix weiter aber tja.

Mensch eben.

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ewigsuzu  19.08.2022, 20:29
@April1995

Realität halt, hab die rosarote Märchenbrille noch nich einmal in meinem Leben gehabt, nur als winziger Hoffnungsschimmer, der schnell verschwand.

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