DAS GROßE FAUST RÄTSEL Tipps Hilfe?

3 Antworten

Deine Persiflage von der Handlung Goethes Faust 1 + 2 hat nicht einmal Bezug zum Titel, geschweige denn zum historischen Faust oder zu Goethes Drama.

Es wirkt auf mich als einfältige Geschichte für Einfältige. Es erinnert mich an Erklärungen über Goethes Faust von so manchen unfähigen Versagern/innen, die ich als Schüler im bayerischen Gymnasium als Deutschlehrer/innen erdulden musste. Es erinnert mich an zu viele geistig hohle, aber ach so intellektuelle, avantgardistische Inszenierungen von Goethes Tragödie.

Ich bin kein Goethe-Fan, aber Goethes Tragödie ist neben einer Art Autobiografie eine Abrechnung mit dem patriarchalisch-christlichen Welt- und Menschenbild seiner Zeit, als die Aufklärung die Intellektuellen erfasste.

Sie zeigt die damals typische Tragödie des Lebens des noch möglichen (männlichen) Universalgelehrten, heute sind die Ergebnisse einer Doktorarbeit meist schon nach wenigen Wochen von anderen Doktorarbeiten international überholt, alles Wissen und Unwissen wird noch schneller, die Sucht der wissenschaftlichen Neugier, die Faust sein Leben lang antreibt, führt heute nicht mehr zur Erkenntnis, "was die Welt im Innersten zusammenhält", einer für die Menschheit strahlenden Persönlichkeit wie es vielleicht noch Karl Marx oder Albert Einstein seinerzeit gewesen sind... heute ist man stolz auf sein Team!

Sie zeigt die bodenlose Naivität des gealterten Wissenschaftssüchtigen in alltäglichen Dingen wie in der Liebe zu einer Frau, in dem Wunsch zu einem gemeinsamen Kind, was er in seiner Jugend schon nicht fühlen durfte. Der Teufel holt ihn, der ja mit Gott wettet, der wiederum sein Teufelchen sogar morden lässt, in dessen Gunst ja Faustus (lateinisch: der Begünstigte) steht.

Das Böse erfasst plötzlich den nun nach Liebe von einer Frau süchtigen Faust, der aus Verzweiflung, weil er die Weltformel und die Liebe nie gefunden hat, zunächst Selbstmord begehen wollte. Er erfährt diese Liebe nur so kurzzeitig, das ist nur der kleinere erste Teil Goethes Dramas, dass er sich vom Teufel zur größeren Welt des Absolutismus des falschen Handels und des erobernden Krieges verleiten lässt. Und wieder schafft er Böses durch des Teufels Hand - bis im Schlussgedicht des Gesamtwerkes sein männlich raubkapitalistisches Weltbild wie eine Erlösung zusammenbricht: "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis. Das Unzulängliche, hier wird´s Ereignis. Das Unbeschreibliche, hier wird´s getan. Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan."

Vielleicht beginnst Du nun ein wenig zu verstehen, wie viele zu tiefster regressiver und fortschrittlicher Gedanken und quälend unlösbare Paradoxien aus der Sicht der männlichen Welt verwurzelt in Goethes Zeiten Goethe in die Worte und Taten seines Fausts gelegt hat!?

Es ist eindrucksvoll, mit welcher Intensität und Tiefgang Du Goethes "Faust" gelesen haben musst, um zu dieser wirklich den gesamten Ablauf des Dramas erfassenden Analyse und Fragestellung zu kommen (oder hast Du das irgendwo abgeschrieben ?). Wenn man von ihr ausgeht, erscheint der Doktor Faust wirklich als total verachtenswürdiges Individuum, und die Frage ist im Grunde berechtigt, ob die Geschichte dieses Mannes wirklich Gegenstand des unzweifelhaft bedeutendsten Werkes der deutschen Dramatik werden konnte. Sprachlich ist "Faust" sicher eines der besten Werke der deutschen Literatu, wenn nicht das beste schlechthin. Inhaltlich sind Deine Bedenken nicht unberechtigt, wenn man außer Acht lässt, dass die ganze Geschichte ja von dem Pakt zwischen Faust und Mephisto (als Sinnbild für den Teufel) ausgeht und die meisten "Untaten" Fausts von Mephisto begangen oder mindestens gesteuert werden. Dass Faúst am Ende "in den Himmel kommt" , erscheint nach seiner verbrecherischen Laufbahn sicher ungerecht, dürfte aber der christlichen Tradition geschuldet sein, die Reue grundsätzlich belohnt. Lies am besten den einen oder anderen literaturwissenschaftlichen Kommentar zu "Faust", um eine Annäherung an Deine Fragestellung zu finden. Eine absolut schlüssige Antwort wirst Du indessen auch dort nicht finden, so dass nur übrig bleibt, den künstlerischen und sprachlichen Wert des Dramas zum Maßstab zu nehmen und zu erkennen, dass da das Bild von einem Menschen geschaffen wurde, das beispiellos ist, auch wenn dieser Mensch letztendlich tatsächlichj in vieler Hinsicht verbrecherisch gehandelt hat und eigentlich strafwürdig war.

Was hat literarischer mit ethischem / moralischem / ... Wert zu tun?

Goethe ist unbestreitbar eins der größten (wenn nicht das größte) literarische Genie deutscher Sprache. Weltanschaulich ist er mehr als umstritten (und war es schon zu Lebzeiten).

In den Vorlagen, auf die Goethe sich bezieht, kommt der schmierige Typ, die Hauptfigur der Erzählung, als selbstverständlich in die Hölle.

Welcher Teufel Goethe geritten hat, diesen Typen als Helden darzustellen, müsstest du ihn am besten selbst fragen (falls das möglich wäre). Sonst könnten Kommentare helfen und/oder ein Blick in Goethes Biographie und weltanschaulichen Werdegang.