Darwin und Urknall

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Ceddicedced,

die Evolutinstheorie beschreibt die Entwicklung des Lebens. Sie beschreibt, wie sich Lebensformen über die Jahrmillionen hinweg verändern, weil die äußeren Lebensbedingungen für Individuen mit leicht unterschiedlichen Merkmalen unterschiedlich gute Überlebenswahrscheinlichkeiten ergeben. Dadurch sterben ungünstige Merkmale langsam aus, günstige häufen sich an, was über sehr lange Zeiträume zu erheblichen Entwicklungen und einer großen Artenvielfalt führt.

Die Evolutionstheorie ist damit eine sehr grundlegende Theorie für die gesamte Biologie. „Nichts in der Biologie ergibt einen Sinn außer im Licht der Evolution.“ hat Dobzhansky geschrieben.

Nur ist die Biologie nur ein kleiner Teil des Netzes der Naturwissenschaften. Sie beschäftigt sich eigentlich nur mit der belebten Natur. Erheblich grundlegender ist da die Physik.

Und es ist die Physik, die sich über Astrophysik und Kosmologie mit den Prozessen im Universum beschäftigt.

Der Urknall ist ein kosmologisches Modell, kein biologisches. Er hat mit der Evolutionstheorie indofern nichts zu tun.

Das Urknallmodell war eine Folgerung aus der in den 1920ern gemachten Entdeckung, dass sich weit entfernte Galaxien von uns immer weiter entfernen. Und zwar umso schneller, je weiter sie schon weg sind. Eine solche Beobachtung wird verständlich, wenn man davon ausgeht, dass zwischen uns und den entfernten Galaxien neuer Raum entsteht, das Universum sich also ausdehnt.

Und umgekehrt: Dehnt sich das Universum aus, war es gestern kleiner. Und vorgestern noch kleiner. Und irgendwann kommt man dann zum "Tag ohne gestern": einem extrem dichten, extrem heißen Anfangszustand, in dem alles, was wir heute im Universum sehen - einschließlich des Raumes! - nur ein winziges Volumen füllte.

Und dieses Modell hat sich bestens bewährt. Denn ausgehend von der eben beschriebenen Überlegung, die sich aus den Beobachtungsdaten ergibt, hat man auch Vorhersagen aus dem Modell gemacht, die sich bestätigt haben.

Wenn das Universum in diesem heißen, dichten Anfangszustand begonnen hat, dann, so hat man in den 1940ern errechnet, müsste man das heute noch messen können: Aus allen Richtungen müsste uns eine gleichmäßige Strahlung erreichen, die einer Temperatur von unter 4° Kelvin entspricht. Und genau diese "Hintergrundstrahlung" hat man 1964 entdeckt und seither intensiv vermessen. Diese Vorhersage hat das Urknallmodell ebenso gut bestätigt, wie die im Universum beobachteten Elementhäufigkeiten, die sich ebenfalls aus dem Modell ergeben.

Beide Theorien stammen also aus verschiedenen Disziplinen der Naturwissenschaft und befassen sich mit vollkommen unterschiedlichen Inhalten. Während der Urknall sich in unserem Universum einmalig vor 13,8 Milliarden Jahren ereignete, findet die Evolution laufend auf unserer Erde (die erst 9 Milliarden Jahre nach dem Urknall entstand) statt.

Beide Theorien sind bestens durch Beobachtungen bestätigt. Beide Theorien haben mittlerweile einen zentralen Platz in unserem Verständnis der Natur eingenommen. Bei beiden Theorien gibt es kein "Konkurrenzmodell", das die Beobachtungen auch nur annähernd so gut beschreiben könnte.

Beide Theorien stehen keineswegs im Widerspruch zueinander. 

Naturwissenschaftliche Theorien dürfen sich gar nicht einander widersprechen, selbst wenn sie aus verschiedenen Disziplinen kommen. Naturwissenschaftliche Theorien müssen frei sein von inneren und äußeren Widersprüchen, denn die Natur ist widerspruchsfrei. Wir können also nur zu einem stimmigen Gesamtbild der Natur kommen, wenn auch die Theorien, mit denen wir die Natur beschreiben, widerspruchsfrei sind. 

Grüße


uteausmuenchen  12.05.2015, 11:29

Danke für das Sternchen, ich freu' mich!

=D

0

Wo siehst du da ein Problem? Der Urknall hat nach dem gängigen Modell vor 13,8 Milliarden Jahren stattgefunden und das was Darwin beschreibt, hat 10 Milliarden Jahre später auf der Erde begonnen. Ich wüßte nicht, in welchen Punkten es zwischen der Urknalltheorie und der Evolutionstheorie Unverträglichkeiten geben sollte. Die meisten Forscher akzeptieren beide Theorien (in der einen oder anderen Form) aber man kann auch jede separat akzeptieren und die andere für falsch halten.


sorrymalwieder  05.05.2015, 10:07

demnach hat die entwiclung des lebens vor 3.8 milliarden jahren angefangen? man lernt nie aus xD

0
Duponi  05.05.2015, 10:12
@sorrymalwieder

wenn du den Urknall als Entwicklung des Lebens betrachtest, ja. Allerdings hat Shiftclick das nicht behauptet

0
Zaunsegler  05.05.2015, 10:16
@Duponi

Hier ist ja der Umstand, dass Jemand glatte zehn Milliarden Jahre übersieht, aus Versehen fast schon wieder hilfreich. Denn Leben entsteht wohl tatsächlich erst um jene Zeit vor ... sagen wir ruhig annäherungsweise 3,8 Mrd. Jahren.

1
Shiftclick  05.05.2015, 10:20
@sorrymalwieder

Das Alter der Erde wird mit 4,6 Milliarden Jahren angegeben. Man vermutet, dass das Leben auf der Erde vor etwa 3,5 bis 3,9 Milliarden Jahren angefangen hat. Was man als Leben ansehen kann und was nicht, dafür gibt es Definitionen. Ob es an anderen Orten des Universums Leben gab und gibt, ist bis heute nicht bekannt. Wie genau die Anfänge des Lebens auf der Erde aussahen, weiß man auch nicht. Jedenfalls setzt die Evolution Leben voraus, also abgegrenzte Stoffsysteme, die zur Reproduktion fähig sind, wodurch Veränderungen und Selektion möglich werden. Das hat nicht direkt etwas mit dem Urknall zu tun.

0

Wo soll es da einen Widrespruch geben? Das Thema ist sehr allgemein. Es gibt viele Antworten darauf und Meinungen dazu. Aber wohin soll das führen?

Das Urknallmodell und Darwins Theorie widersprechen sich nicht - im Gegenteil.

Nach jetzigem Wissensstand gerieten erste Syntheseeiweißbausteine durch Meteoriten von Ort zu Ort - ebenso ist eine Entwicklung dieser "Grundeiweiße" in Urmeeren denkbar.

In meinen Augen gar nicht, denn der Urknall befasst sich damit, wie sich das Universum auseinander bewegt. Darwin dagegen hat sich damit befasst, wie Gattungen sich in ihren Eigenschaften verändern.