Darf man in der heutigen Zeit stolz sein, ein Deutscher zu sein?

19 Antworten

Ja, man darf.

Und wenn man hinreichend dumm ist, gelingt einem das auch.

"Dummheit und Stolz - aus demselben Holz."

Jeder sollte etwas Landesstolz in sich tragen.

Niemand kann es dir verbieten, aber du solltest dich mal fragen worauf du da stolz bist. Auf den Zufall an diesem Fleck Erde geboren zu sein? Oh ja, das war definitiv eine große Leistung deinerseits (Ironie ende). Stolz kann man meiner Meinung nach nur auf etwas sein, zu dem man einen Beitrag geleistet hat.

Ich bin froh darüber in Deutschland geboren zu sein und hier zu leben, ich finde, da habe wirklich Glück gehabt. Ich fühle mit vielen Menschen hier eine gewissen Verbundheit. Auch bin ich beeindruckt davon was einige Menschen hier geleistet haben und leisten, aber ich sehe nicht worauf ich da stolz sein sollte, das sind nicht meine Verdienste.

Ich betrachte Nationalstolz (unabhängig um welches Land es geht) kritisch, da damit schnell eine Abwertung aller Anderen einhergeht. Der Schritt von "wir sind toll" zu "wir sind was besseres" ist einfach nicht allzu groß. Und zu was es führen kann, wenn man sich und seine Gruppe (Nation, Religion, "Rasse"...) für etwas besseres hält, hat uns die Geschichte oft genung
gezeigt, da wäre z.B. der 2. Weltkrieg und insbesondere der Holokaust, der ganze Imperialismus und Kolonialismus mit der Unterwerfung und Auslöschung diverser Völker, Sklaverei und Apartheid, die Kreuzzüge usw. Ich will keines Falls beahaupten, dass Nationalstolz zwangsläufig zu so etwas führt, aber ich fürchte doch, dass er Hemmschwellen senkt und das macht mir immer ein bisschen Sorgen.

Ja.

Niemand verbietet das einem.

Andererseits ist Nationalstolz eine neurotische Störung der Persönlichkeit.

Schließlich ist man hierbei auf etwas Stolz, zu dessen Erfolg man rein gar nichts beigetragen hat.

Ferner mutet mir "Nationalstolz" immer etwas borniert und eindimensional an, weil er auf bloße Rosinenpickerei hinausläuft und sich nicht mit negativen Aspekten auseinandersetzen möchte.


voayager  15.10.2017, 15:45

es lohnt in dem Zusammenhang mal den Schopenhauer heranzuziehen, der hat sich recht bissig und verächtlich über den absurden Nationalismus ausgelassen. Sinngemäß stellte er fest, dass so ziemlich jeder erbärmliche Wicht den hervorhebt, weil es sonst zu nix langte.

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Stolz "ist das Gefühl einer großen Zufriedenheit mit sich selbst oder anderen, einer Hochachtung seiner selbst – sei es der eigenen Person, sei es in ihrem Zusammenhang mit einem hoch geachteten bzw. verehrten „Ganzen“."

https://de.wikipedia.org/wiki/Stolz

Ja, man kann stolz sein, Deutscher zu sein. Offensichtlich sogar:

"In der Bundesrepublik Deutschland wurde Patriotismus nach der Hitler-Diktatur bzw. dem Zweiten Weltkrieg infolge der Verbrechen des Nationalsozialismus vom negativ konnotierten Nationalismus unterschieden und bot eine Zuflucht für das gestiegene Heimatgefühl, das Vertreibung und Identitätsverlust hervorgerufen hatten. Laut einer Studie aus dem Jahre 2009 sind 60 % der Deutschen stolz auf ihr Land."

https://de.wikipedia.org/wiki/Patriotismus#Deutschland