Chemie, wie kann das sein?

1 Antwort

Von Experte Miraculix84 bestätigt

Die umgekehrte Reaktion läuft sehr leicht ab, z.B. wenn Du Calciumoxid in bester Bau­arbeiter­manier mit Wasser umsetzt:

CaO + H₂O ⟶ Ca(OH)₂

Hier reagiert also das O²¯-Ion als Base, indem es sich vom H₂O ein H⁺ schnappt. Das geht sehr gut, weil Oxid als Base irrsinnig stark ist und sich von Gott und der Welt ein H⁺ klauen will, um in die konjugierte Säure OH¯ überzugehen.

Umgekehrt ist es dann irrsinnig schwer, dem OH¯ ein Proton zu entreißen, weil es als Säure irrsinnig schwach ist. In Lösung sehe ich kaum eine Chance, weil sich das Oxid-Ion (klein und hoch geladen ⇒ hohe Oberflächenladungsdichte ⇒ schlecht) kaum je­mals bilden wird. Die Ausnahme dazu sind Salzschmelzen.

Ein Beispiel, in dem Hydroxid als Säure reagiert, ist die Synthese von Kaliumoxid (das kann man nämlich nicht durch Verbrennung von Kalium herstellen, weil sich da immer sauerstoffreichere Oxide wie K₂O₂ oder KO₂ bilden). Dazu setzt man geschmolzenes KOH mit Kalium-Metall um:

2 KOH + 2 K ⟶ ·2 K₂O + H₂

Du kannst Dir das so vorstellen, daß das Hydroxid-Ion ein H⁺ abgibt, das dann mit dem Kalium eine Redoxreaktion eingeht: K + H⁺ ⟶ K⁺ + ½ H₂