Bundeswehr heute und früher?

3 Antworten

Seit Ende der Wehrpflicht hat sich in der Bundeswehr tatsächlich einiges gewandelt:

  • Der Ton (v.a. in der Grundausbildung) ist deutlich ruhiger und entspannter geworden - heute muss man auf die 6monatige Probezeit achten, in der Rekruten ohne Angaben von Gründen wieder "kündigen" können. Die Ausbilder sind gehalten, diese Abbrecherquoten möglichst niedrig zu halten.
  • Die stumpfsinnigen Langeweile-Dienstposten, auf die man vor 2011 in großer Zahl Wehrpflichtige setzte, sind so gut wie nicht mehr vorhanden.
  • Laut Aussage vieler Einheitsführer ist die Dienstmotivation insgesamt spürbar höher - logisch, wer kommt, weil er will, und nicht, weil er muss, steht dem Dienst eher aufgeschlossen gegenüber.
  • Die früher hohe Zahl der Fälle von über die Stränge schlagenden Mannschaften (v.a. Saufgelage etc.) ist wesentlich zurückgegangen.
  • Der Frauenanteil ist heute deutlich höher als noch vor 5 Jahren - auch das hat das Dienstklima verändert.
  • Da heute sehr viel mehr längerdienende Soldaten Auslandserfahrung haben als früher, hat sich die Qualität der Ausbildung durchaus zum Positiven verändert - Praxiserfahrung ist ein Wert in der Bundeswehr geworden, der in ihr gut 4 Jahrzehnte lang nahezu nicht vorhanden war.
  • Seit Anfang 2016 unterliegt die Bundeswehr der europäischen Arbeitszeitrichtlinie - im normalen Garnisonsdienst gibt es nun die 41-Stunden-Woche mit allen positiven und negativen Folgen (Rückgang der Ausbildungsmöglichkeiten in bestimmten Bereichen z.B.).

Zur Aufzählung von navynavy will ich noch hizufügen, daß sich auch gegenüber der Zeit vor 2011 die Besoldung sehr positiv entwickelt hat.

Bei den Preußen hieß es noch "Des Kaisers Rock ist zwar warm, aber eng".

So "eng" ist der Rock heutzutage nicht mehr. Ein Bundeswehranfänger (Grenadier, Matrose, Flieger) bekommt als Soldat auf Zeit knapp 2000 Euro. Davon geht noch die Lohnsteuer ab (für einen Ledigen rund 200 Euro), ein paar Euro für Unterkunft und Verpflegung und der Rest ist "Taschengeld". Dafür hat er freie Heilfürsorge und braucht sich um die Sozialversicherung keine Gedanken zu machen, denn die zahlt der Bund.

Für eine junge Frau oder jungen Mann frisch von der Schulbank ist das schon ganz nett.


Tobi19961 
Beitragsersteller
 08.09.2016, 17:55

und wenn man jetzt z.b nach nem monat merkt , dass es einfach einem nicht gefällt, kann man dann problemlos kündigen?

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Wann ist damals? Wehrpflicht gab es bis 2011, ist das damals? Wenn ja, dann war nicht viel anders. Außer dass die meisten verpflichtet wurden und nicht freiwillig da waren.


navynavy  07.09.2016, 21:53

Außer dass die meisten verpflichtet wurden und nicht freiwillig da waren.

Das ist so nicht richtig. In der Bundeswehr war die Zahl der Wehrpflichtigen nahezu durchgehend geringer als die Zahl der (freiwilligen) Zeit- und Berufssoldaten. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges waren von knapp 500.000 Soldaten nur rund 230.000 Wehrpflichtige. Nach der Wiedervereinigung sank dieses Verhältnis noch viel stärker ab, siehe z.B. hier:

https://d28wbuch0jlv7v.cloudfront.net/images/infografik/normal/infografik_5137_fuenf_jahre_bundeswehr_ohne_wehrpflicht_n.jpg

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