Buch anfangen?
Ich möchte gerne ein Buch schreiben, aber weiß noch nicht wie man so gute Anfänge hinkriegt.
Mit Anfängen meinst du den ersten Satz oder meinst du Anfang, wie man anfängt ein Buch zu schreiben?
Ich meine wie man das erste Kapitel schreibt.
7 Antworten
Das ist immer die große Frage bei Aufsätzen gewesen: wie den Anfang hinbekommen?
Der Clou aber ist: einfach losschreiben - was erstmal draußen ist aus dem Kopf, das ist schon mal 'gerettet', Neues kann nachströmen. Zwischendurch tief durchatmen, ein bisschen analoge Augengymnastik zwischenschieben - und weiter geht's. :-)
Unser Gehirn hat ja eine interessantes Voreinstellung, wenn es mit neuen Aufgaben gerade etwas überfordert ist: die Suchautomatik.
Es startet einen Suchvorgang, der von außen unmerklich abläuft und auf kurz oder lang ein Ergebnis zutage fördert. Und während du an einzelnen Kapiteln mit Episoden sitzt und schreibst, macht es irgendwann plötzlich *virtuell!* 'BLING' - et voilà: die Einleitung ist da!
Dann: die Gliederung - und irgendwann auch der rote Faden, durch den Episode für Episode sinnvoll aneinandergereiht werden.
Du kommentierst: 'Ist es unsinnig wenn ich die Schluss Szene als erstes schreibe?'
Meine Antwort: 'Nein, gar nicht: schreib sie so, wie sie dir in den Kopf kommt - und dann baust du den Anfang und die Mitte dementsprechend ein. Das Tolle ist, dass so dein Ziel - die Schlussszene - schon steht!
So ähnlich geht es mir auch: egal, wo ich anfange - hinterher bekommt es eine sinnvolle Abfolge verpasst und alles wird wunderschön. Und oft wusste ich, als ich anfing, noch gar nichts davon. Das nenne ich 'Inspiration' - man muss nur fest darauf vertrauen! :-)
Freut mich! Genau, leg einfach los - auf Teufel komm raus. Du wirst es eh noch ein paarmal umfrisieren. 😆 🤣 😆
Du musst ja noch gar nicht mit dem ersten Kapitel beginnen. Schreibprozesse verlaufen manchmal kreuz und quer. Beginne mit einer Szene, die dir gerade im Kopf herumgeistert, dann findet sich vielleicht die Vorgeschichte dazu.
In dem ersten Kapitel geht es vor allem darum, dass man erste Eindrücke verschafft.
Viele denken, dass eine Geschichte rein aus Einleitung Hauptteil und Schluss besteht, doch jeder Teil besitzt so etwas.
Du schreibst einen Satz und diese Wörter bilden eine Melodie.
Ich habe einen sehr direkten Schreibstil, ich gehe sofort in die Action.
Das sieht dann so aus, dass in meiner Szene schon Dinge passieren und man in dem Verlauf erfährt, was genau passiert, worum es geht, um wen es geht usw.
So entwickelt sich dann der Rest.
Manche schreiben lieber langsam, sie fangen vorsichtig an, sehr detailliert und bauen darauf die Geschichte auf.
Ich sehe schreiben wie einen Film.
Du siehst diesen Film und es passiert was oder es ist kurz davor, dass etwas passiert.
Ich denke das wichtigste ist es, dass man den Leser am Buch festhält.
Der Leser muss sich fragen was passiert und sich aufrichtig für die Geschichte interessieren.
Das erreichst du vor allem durch Anomalien. Ich bin eher der Typ der sich für Thriller interessiert und schreibt, das merkt man Vlt.
Satzanfänge könnten bspw so anfangen, mit einer Situation die in der Zukunft passieren wird.
„Wenn du zu uns gehören willst, dann rammst du dir das versammte Messer in den Magen.“
oder
„Der Staub von Skeletten wirbelte durch die Luft, als wir den Raum betraten.“
das sind so bildhafte, Action geladene Beispiele, wo’s direkt los geht und sich einige Leser angesprochen oder angeekelt fühlen werden.
Und dann gehts darum das fortzuführen.
oder auch so was obszönes
„Ich bin wie ein Tier.
Ich sehe die Menschen wie meine Beute.
In jeder Sekunde beobachte ich meine Umgebung, ich muss überleben, also achte ich auf Details, Gegenstände, wie ich sie alle ausschalten kann.“
Du kannst das natürlich, auch tragisch formulieren
also bspw mit einem tragischen Ende anfangen, welches der Anfang einer neuen Geschichte ist.
Bspw.
Meine Frau die unser Kind geboren hatte, starb in meinen Armen. Ich war überfordert, das Baby weinte und die Ärzte wischten den Schweiß, das Blut und die Tränen, welche allesamt nicht meine waren, von meinem Körper. Ich saß starr, kalt, eingefroren da, rührte mich keinen Fleck und sah wie die Leichenstarre einsetzte.
Ihr Lächeln hatte sie dennoch behalten.
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Also das ist jetzt ein düsteres Beispiel, aber darauf kann man aufbauen.
Der Vater erlebt Abenteuer, witzige Momente wo er versucht das Kind zu ernähren und dann ein Plot Vlt, dass das Jugendamt das mitbekommt, nachdem die Nachbarn die Tatsachen verdreht haben, sodass der Vater verantwortungslos wirkt und es wird weggenommen.
Der Vater sieht wie das Baby in einer anderen Familie aufwächst und weiß nicht was er tun soll, Vlt überlegt er sich einen Plan, aber zögert noch, weil das Kind glücklich ist. Also fährt er an den Strand wo er Fischer trifft, denen er hilft, die erzählen, wie sie ihre Kinder verloren hatten. Der Vater fühlt sich schuldig, auch wenn er nichts Böses im Sinne hatte, wie die anderen Väter die er kennenlernte, die einfach ein alkoholproblem hatten.
Dann kannst du noch ein Plot einführen, wie, dass er das Kind entführt, wo die beiden, der Vater und das Kind Abenteuer erleben.
Doch dann ein weiterer Plot, das Kind fühlte sich so als wäre die andere Familie, die echte Familie und fühlt sich sehr unwohl bei dem eigentlichen Vater, welcher von der Polizei gesucht wird, er gibt es zurück und sieht wie das Kind wieder glücklich ist und geht ins Gefängnis.
Jahre später ist er wieder bei den Fischern und trinkt, sein Kind sucht ihn und ist enttäuscht von dem Alkoholiker, der er geworden ist.
Der Vater schreibt dem Kind ein Buch bevor er stirbt, welches auch ein Kind alleine groß zieht und teilt ihm die Geschichte mit.
Und dann könnte man ein offenes Ende lassen.
Also vielleicht bisschen kompliziert wie ich das formuliert habe, aber so würde ich eine Geschichte probieren.
Ich würde mir Gedanken über mögliche Plots machen und dann darauf hinarbeiten und im Prozess schauen, welche Details man behält und welche man verändert.
Kritisiere dich nicht selbst, lerne alle Gedanken zuzulassen, egal wie gut oder schlecht, am Ende korrigierst du eh nochmal einiges, viel oder wenig, das ist egal und dann bist du fertig.
Probiere es einfach aus, lies viele Bücher und versuche zu verstehen, was der Autor bezwecken konnte.
frage dich welche Emotionen der Autor ausgelöst hat und wie.
Wieso fühle ich mich glücklich oder traurig wenn ich das lese?
Frage dich das, notiere das und das kannst du als Orientierung Inspiration nehmen, um dich weiterzuentwickeln.
Ich habe ordner voller Plots, trauriger, schöne, liebevolle Momente usw
Satzanfänge, gute Dialoge, Beschreibungen von Personen oder Umwelt.
Ich habe auch Analysen von Geschichten geschrieben, egal ob Filme, Videospiele oder Bücher, du kannst alle Geschichten analysieren und wirst dich dann immens weiter entwickeln.
alles gute wünsche ich dir und sei nicht zu hart zu dir, aber versuche jeden Tag zu schreiben.
Ich schreibe aktuell zwischen 3-20 Seiten jeden Tag, seit 4-5 Jahren und ich habe sehr viele Fortschritte gemacht, aber bin noch lange nicht am Ziel.
Ich lese schon ziemlich viel, aber ich habe noch nie Sachen auf geschrieben die ich daran gut fand oder die mit in meine Geschichte einfüge.
Danke!
Sehr gerne.
Ich würde dir auch empfehlen manchmal drauf los zu schreiben, ohne etwas zu bewerten.
Und hin und wieder jemanden drüber schauen zu lassen (heißt nicht dass du deinen Schreibstil ändern musst) aber ich habe schon Kritiken bekommen und dadurch neue Schreibstile kennengelernt
und diese kannst du in deinen Baukasten machen
weil ein Buch zu schreiben ist gar nicht so einfach
Das sind im Durchschnitt 100.000 Wörter
und diese voll zu kriegen und den Leser nicht zu langweilen, das ist schwer
es gibt auch einige Lieder die versuchen eine Geschichte zu erzählen
ich würde dir auf jeden Fall empfehlen dich mit Gedichten auseinander zu setzen, weil diese eine schöne Art haben, Worte in Musik zu verwandeln
dadurch kannst du lernen, welche Melodie Wörter haben, wie sie die Laune verändern können
schau dir auch Kritiken über Bücher an die du gelesen hast, dadurch lernst du auch neue Konzepte und Ideen kennen
Üben, ausprobieren, anfangen, korrigieren, sich Gedanken machen, wegwerfen, neu machen... Das wird schon. :)
Viele Autoren schreiben den Anfang der Geschichte erst in der Mitte oder am Ende des Schreibprozesses.
Fang also einfach etwas später mit schreiben an und füge z.Bsp. nach dem ersten überarbeiten den Anfang hinzu.
Ist es unsinnig wenn ich die Schliss Szene als erstes schreibe?
Nein, wenn dir das hilft kannst du anfangen wo du willst.
Aber es wäre gut möglich, dass du diese Szene mehr als einmal umschreiben musst weil der Rest der Geschichte dich auf andere Ideen bringt - dies nur als Vorwarnung. Viele Autoren haben ihre Enden nochmal angepasst - das ist ein normaler Prozess beim Schreiben.
Danke danke danke
Das hilft mir wirklich viel