Mein Bruder ist beim Amoklauf von München angeschossen worden. Was kann ich tun?

7 Antworten

Es ist immer so, dass die Menschen andere Leute mit entstellten Gesichtern oder sonstigen auffälligen Merkmalen angaffen oder darüber tuscheln.

Er kann nicht jedem seine (traurige) Geschichte erzählen, aber er muss lernen, diese Leute zu ignorieren. Die sind es nicht wert und haben selbst noch nichts Schlimmes mitgemacht.

Die innere Stärke, die dein Bruder braucht, kann er nur mit euch erlangen. Er muss sich jeden Tag neu beweisen, dass er jemand ist, der trotz dieser Handicaps viel erreichen kann und diese Leute nicht braucht.

Unterstütze ihn dabei und bau ihn wieder auf, wenn es ihm schlecht geht. Das braucht sehr viel Zeit und verlangt jede Menge Kraft von euch allen - auch von ihm.

Alles Gute!

 

er hat das noch gar nicht so richtig realisiert, wie den auch. das muss erstmal verarbeitet werden. das beste ist für ihn, das er weiss, das ihr zu ihm hält, baut ihm immer wieder auf, wenn es anders nicht geht. müsst ihr ein Psychologe in betracht ziehen.

Zunächst mal: Diejenigen, die sich über ihn lustig machen, sind die hinterletzten Assis. Pubertierende Halbstarke, die innerlich so unsicher sind, dass sie sich permanent gegenüber vermeintlich Schwächeren aufspielen müssen, um sich selbst aus der Opferrolle rauszuhalten, die sie ständig fürchten. Wenn man solche Personen mal genauer kennenlernt (was für gewöhnlich eine ziemliche Zeitverschwendung ist), stellt man fest, was sie eigentlich für arme Würstchen sind. Wenn man sich von deren Meinung auch nur irgendetwas einreden lässt, ist man garantiert sein Leben lang unglücklich und hilft ihnen nur dabei, ihr armseliges Ego noch eine Weile aufgepumpt zu halten. Gleichgültigkeit oder noch besser, Gegenwehr ist hier die Devise.

Dein Bruder hatte nur scheinbar bisher das Glück, "normal" auszusehen und auch sonst unauffällig zu sein und muss jetzt zum ersten Mal feststellen, wie schwierig und schmerzlich es eigentlich sein kann, anders zu sein. Trotzdem selbstbewusst zu sein oder werden, kostet dann noch mehr Kraft als sowieso schon, obwohl es dann umso wichtiger ist, um überhaupt langfristig glücklich werden zu können. Jeder, der einen schwerwiegenden äußerlichen oder psychischen Makel hat, kann davon ein Lied singen. Auch wenn es deinen Bruder natürlich verständlicherweise besonders hart getroffen hat, weil es ein so schwerwiegendes und vor allem unvorhergesehenes Ereignis war.

Eventuell kann auch die plastische Chirurgie ihm noch weiterhelfen, die
Verletzungen unauffälliger zu machen, falls ihr dazu noch nicht ärztlich
beraten worden seid. Je früher man damit anfängt, desto besser, weil
natürlicher, sieht es später aus.

Im Grunde hat man in einer solchen Position nur zwei Möglichkeiten:

Entweder, man versinkt in Depressionen und bedauert seine angeblich aussichtslose und miserable Situation (was ich deinem Bruder wirklich nicht zum Vorwurf machen will, in so einem frühen Stadium der Verarbeitung ist das ganz normal, auch wenn Selbsthass und der Wunsch nach dem eigenen Tod nie hilfreich sind). Um ihn darauszuziehen, ist es extrem wichtig, dass ihr ihn stetig aufbaut und ihm jeden Erfolg immer wieder vor Augen führt, auch wenn die Schritte am Anfang erstmal klein sind, weil sie ihm besonders schwer fallen. Dabei ist auch eine psychische Behandlung sicherlich hilfreich.

Oder aber man verinnerlicht, dass es nichts bringt, sich ständig zu überlegen, was hätte sein können und fängt an, aus dem Hier und Jetzt das beste zu machen, was einem möglich ist. Dein Bruder ist sich dessen wahrscheinlich noch gar nicht bewusst, aber die Geschichte hinter seinen Verletzungen und Narben hat eine unheimliche emotionale Wucht auf andere Menschen. Jedem Mensch, der auch nur ansatzweise Verstand und Gefühl hat, wird dabei die Kinnlade runterfallen. Diejenigen, die sich über ihn lustig machen, werden sich anschließend in Grund und Boden schämen. Wer ihn wegen einer Oberflächlichkeit, die nichts mit dem Charakter zu tun hat, vorschnell verurteilt, ist seine Zeit so oder so nicht wert. Außerdem unterschätzt er die Solidarität innerhalb von sozialen Gefügen, sehr viele Menschen sind sehr engagiert, wenn es darum geht, das Richtige zu tun und werden ihm zur Seite stehen, falls ihn mal jemand unnötig anfeinden sollte.

Er hat einen langen und schwierigen Weg vor sich, aber die Hauptsache ist, dass er anfängt, ihn zu gehen. Immer im Rahmen seiner Möglichkeiten und mit Hilfe seines Umfelds. Auf der Stelle zu verharren, macht die Situation nur noch schwieriger. Er wird sehen, dass gerade diejenigen, die glaubten, in einer unmöglich überstehbaren Situation zu stecken, es aber trotzdem geschafft haben, optimistisch zu bleiben, später häufig sehr erfolgreiche und starke Persönlichkeiten sind, die andere mit ihrer Art beeindrucken und inspirieren.

Diese Jugendlichen sind ein paar Volldeppen.

Und von Volldeppen braucht man sich nichts sagen lassen.

Rein gar nichts.

Das ist sicher schwer zu verdauen und ich wünsche hier alles gute und gute Besserung in jedem Sinn.

Aber man soll sich niemals von solchen Deppen beeinflussen lassen.

Oh, das ist echt traurig...

Das Wichtigste ist, dass er sich selbst akzeptiert, so wie er ist. Und diese Narben als Teil von ihm selbst und seiner Lebensgeschichte wahrnimmt.

Wenn er das geschafft hat und sich selbst so in Ordnung findet, wird es ihm egal sein, was andere über ihn sagen.

Aber bis dahin ist es natürlich ein weiter und schwieriger Weg.

Vielleicht hilft es, wenn Du ihm sagst, dass nur er selbst sich schön finden muss. Dass er dann glücklich wird, wenn er sich selbst akzeptieren kann. Denn vermutlich ist es ihm nicht bewusst, dass das sein eigentliches Problem ist.