Brecht, Geschichten vom Keuner?
Bertolt Brecht hat in seinen "Geschichten vom Herrn Keuner" folgendes geschrieben: Einer fragte Herrn K., ob es einen Gott gäbe. Herr K. sagte: "Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde. Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallenlassen. Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich sein, daß ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott."
Was will eurer Meinung nach, Brecht damit sagen ?
2 Antworten
Für den Marxisten Brecht ist Gott nichts objektiv Gegebenes, sondern etwas, was ein Mensch "macht", weil er es braucht, weil es ihm hilft, z. B moralisch zu leben.
Nach Brecht gibt es Menschen, die auch ohne Gottglauben moralisch leben können. Sie brauchen keinen Gott und machen sich deshalb keinen. Zu denen zählt sich Brecht.
Andere, nach Brecht innerlich Schwächere, können nur mit Gottglauben moralisch handeln, indem sie die Gebote dieses Gottes befolgen. Diese brauchen nach Brecht einen Gott.
Also zählt Gott unter anderem als moralische Instanz für die die es brauchen, bei denen sich das Verhalten oder so ändern würde, wenn sie wüssten es gebe gott oder daran glauben halt.
Gott hat keine reale (dingliche) Existenz, aber er hat ein ideelles Sein. "God is a concept" (John Lennon). Gott ist eine Vorstellung. Viele, wenn nicht alle Menschen brauchen diese Vorstellung.
Allerdings greift Brecht etwas zu kurz, wenn er meint, Menschen bräuchten diese Vorstellung nur oder vor allem, weil sie sie zu einem bestimmten Verhalten anregt. Sicher gibt es Menschen, die ihre natürliche egoistische Grundeinstellung nur darum in altruistisches Handeln umsetzen, weil sie meinen, dafür nach dem Tod durch ein glückliches Jenseits belohnt zu werden. Das ist eine verbreitete Sicht des Christentums, trifft aber nicht seinen Kern.
Ethisch gereifte Menschen haben das Gemeinwohl auch ohne Hoffnung auf eine spätere Belohnung im Sinn. Das sind die, von denen Brecht meint, sie bräuchten die Vorstellung "Gott" nicht. Das ist aber zu kurz gegriffen.
Denn gerade solche Menschen leiden sehr oft besonders stark an der Erkenntnis ihrer eigenen Unvollkommenheit. Die aber bleibt keinem denkenden Menschen erspart. Leicht führt sie zu Radikalisierung und ständigen Aktionismus, wenn der Mensch versucht, seine Unvollkommenheit zu kompensieren.
Solche Menschen brauchen die Vorstellung "Gott" als die eines Allverzeihenden, um sich selbst ihre Unvollkommenheit verzeihen zu können.
Das würde ich aus meinem Beitrag nicht herauslesen. Ich würde das allerdings doch etwas anders formulieren als Paulus:
Ich glaube an den Menschen Jesus aus Nazareth, der lehrte, dass unsere Sünden vergeben sind, wenn wir daran glauben und auch unsererseits unseren Mitmenschen vergeben - damit wir Frieden mit unserm Über-Ich haben - und der dafür mit dem Tode bestraft wurde. Insofern hat er sich für uns geopfert.
Die Lehre des Paulus enthält wieder ganz heftig das Sohn-Opferungs-Motiv, auf das ich an anderer Stelle im Zusammenhang mit Abraham eingegangen: Gott opfert seinen Sohn.
nach der bibel siehts anders aus. es heißt: Aus Glauben werden wir Gerettet. Glaubst du Wirklich nicht an Jesus Christus der sich für uns opferte für unsere sünden- damit wir Frieden mit Gott hätten? ..