Bogenschießen rechts o links vorbeischauen?

2 Antworten

Hallo blauaug123,

tatsächlich ist es normal, wenn man als RH-Schütze scharf links an der Sehne vorbei sieht, bzw. als LH dann umgekehrt. Hmm, ich wäre sekptisch, ob du das wirklich korrekt sehen konntest. Wenn dem wirklich so war, dann wäre ein extrem mittiger Anker nötig, um die Sehne nicht aus ihrer Originalposition zu verziehen. Vielleicht sogar mit der Sehne am linken Nasenflügel, anstatt an der Nasenspitze. Sollte der Anker etwas seitlicher am Kinn liegen, wäre ein rechts-vorbei-sehen noch schwieriger.

Ich habe heute bei einem Match eine Koreanerin gesehen, die ihren Bogen definitiv etwas schief hielt. Eigentlich ein No-go beim Visierschießen. Daran ist zu sehen, dass längst nicht alles nach dem "Lehrbuch" passiert. Bei unserer Michele Kroppen z.B. ist in Zeitlupen zu sehen, dass sie beim Lösen nicht besonders lockere Finger hat (bei aller Sympathie für diese gute Schützin).

Vielleicht hast du einen Link zu deinem Match? Dann kann man sich besser ein Bild machen.

Gruß Bogenfreund

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 13 Jahre Bogensport, 9 Jahre Vereinstrainer (Lizenz)

blauaug123 
Beitragsersteller
 05.08.2024, 11:08

Es ist viell eine Frage des Augenabstandes. Ist er recht groß, so liegt das rechte Auge eher rechts und man schaut rechts an der Sehne vorbei. Um das zu korrigieren, wird gerne der Kopf nach links geneigt. Aber ist der Blick rechts vorbei optisch ein Nachteil ?

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Bogenfreund  05.08.2024, 22:19
@blauaug123

Na ja, mit dem Augenabstand hat das ganz sicher nichts zu tun. Ich versuche mal, das zu verdeutlichen. Es beginnt mit einer gesunden Basiseinstellung des Visiertunnels (rechts/links). Die Basis ist:

  • Man hält den Bogen etwas vor sich, prüft die Lage von Sehne und Visiertunnel mit einem Auge. Die Sehne läuft mittig durch den Bogen (Referenz Bohrungen der Wurfarmaufnahmen). Die Sehne liegt dann hart am Rand des Visiertunnels an, und zwar auf der Gewindeseite! Sie verdeckt nicht den Visierpin. Das gilt für die üblichen Visiertunnel von 8-12mm. Bei deutlich größeren Varianten ergeben sich kleine Abweichungen von dieser Regel.

Bei dieser Visiereinstellung liegt die Sehne bei einem korrektem Anker generell links vom Auge beim RH und rechts beim LH, es ist halt die natürliche Position. Wenn man jetzt versucht, jeweils von der "falschen" Seite an der Sehne vorbei zusehen, dann verschiebt man sozusagen mit Gewalt diese natürliche Sehnenlage/Sichtweise. Die Folge ist unweigerlich ein seitlicher Fehlschuss.

Sollte man dennoch (regelmäßig) treffen, dann kann man sich zwar freuen. Ich würde aber mal behaupten, dass etwas faul ist in Haltung, Einstellung oder Bewegungsablauf. Auf gar keinen Fall wird der Kopf in irgendeine Richtung geneigt, um irgendetwas auszugleichen. Der Kopf und auch der Bogen sind beim Visierschießen generell gerade zu halten, also senkrecht nach oben.

Bei vielen Bogenschützen ist der Visiertunnel sehr weit herausgedreht, die Sehne liegt bei dem o.g. Test dann mitten auf der Visierstange. Wenn das nötig ist, um wenigstens halbwegs in die Mitte zu kommen, dann ist man gut beraten, an seiner Haltung und Schießtechnik zu arbeiten, dann passt einiges nicht.

Gruß Bogenfreund

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blauaug123 
Beitragsersteller
 07.08.2024, 09:53
@Bogenfreund

Ja, in der Theorie stimmt es, aber ein wesentlicher Faktor fiel mir noch auf. Zuerst dachte ich an den Augenabstand, der nat. auch eine Rolle spielt, es ist jedoch auch eine Funktion der natürlichen Kopfdrehung, so nenne ich den Effekt "Eule": Wenn wir einen senkrechten Türrahmen o.ä. ganz normal vor uns mit dem rechten Auge betrachten und dabei einen Kuli senkrecht an die Nase legen, schauen wir rechts vorbei, klaro. Wenn wir den Rahmen weiter betrachten, den Kopf nach re drehen und den Stift an der Nase belassen, schauen wir irgendwann links vorbei - aha !

Ich drehe meinen Kopf beim Schießen aus der "Normalhaltung" 45°nach links, mehr Grad schmerzen, und so schaue ich re an der Sehne vorbei (höhö). Unser Florian Unruh dreht wahrsch noch nicht einmal 45°, Michelle etwas mehr. Eine Vereinskollegin lebt jedoch mit dem Euleneffekt, d.h. sie dreht den Kopf volle 90° zur Seite nach li beim Schießen, olala, und schaut dann selbstverständlich re an der Sehne vorbei ! Da sie tradi ankert, spielt es keine Rolle, aber Visieranker Nasenspitze wäre dann komisch.

Jetzt könnte sie den Kopf neigen, zurückdrehen oder Seitenanker nutzen (oder noch etwas ?), also leider alles die angesprochenen Korrekturen aus der Lieblingshaltung heraus oder es so lassen, re vorbeischauen, und mit dem Fehler leben - das war die Eingangsfrage: Hätte sie dann Nachteile.

Kannst diesen Faktor ja noch überdenken ...

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Das hängt von der Dominanz des jeweiligen Auges ab und wie derjenige zielt, also ob er den Sehnenschatten direkt über das Visier legt oder direkt daneben. Ein Nachteil ist das, denke ich, nicht, da es keine Regelung gibt, die dir vorschreibt wie du genau du zu zielen hast.

Woher ich das weiß:Hobby – Ca. 9 Jahre aktives Bogenschießen