Bodyshaming und Körper heutzutage?

7 Antworten

Hallo,

Während meiner Grundschulzeit war ich recht Übergewichtig. Und wie kleine Kinder so sind, wurden über mich deswegen auch regelmäßig Witze gemacht.

Mit dem einsetzen der Pubertät habe ich immer mehr an mir und meinem Körper gezweifelt und war sehr unzufrieden. Fünf Jahre später hatte ich es dann geschafft, das gleiche Gewicht von damals zu behalten, während ich noch 25 cm gewachsen bin.

Mittlerweile habe ich einen durchschnittlichen BMI und ich bin froh über meinen Körper, so wie er ist.

Ich persönlich finde es erschreckend, wie mit übergewichtigen Menschen heutzutage umgegangen wird. Viel zu oft werden diese fälschlicherweise als faul o.ä. dargestellt. Da ist es klar, dass man anfängt an sich zu zweifeln und sich für seinen Körper zu Schülern, zumal der Fitnesstrend immer attraktiver wird.

Ich bin Übergewichtig und habe schon mein ganzes Leben mit meiner Essstörung zu kämpfen. Ich will was ändern, weil ich es nicht mehr unter Kontrolle habe, mehr zunehme und gesundheitlich es mir auch immer schlechter geht. Aber es wird nicht ernst genommen. Ich frage nach Hilfe, nach Unterstützung, heißt es nur, ich habe die Fehlende Motivation und müsste doch einfach nur FDH betreiben. Danke für nichts. Kein Arzt nimmt mich für voll, denn Übergewichtige sind ja nur am fressen. Warum sollte man da auch Hilfe bekommen..

Ich bin ins Fittnessstudio gegangen, was meinst du, was da für dumme Kommentare kommen. Da macht man schon was für seinen Körper, aber es wird dennoch beurteilt und belächelt. Wo soll ich denn sonst hin? Und warum dürfen nur schlanke Menschen ins Fittnessstudio? Das sorgt einfach dafür, dass man sich noch unwohler fühlt und nicht mehr ins Fittnessstudio geht.

Anderer Punkt ist das unterwegs essen. Esse schon seit 10 Jahren nicht mehr auswärts. Wenn ich eingeladen werde, bin ich immer diejenige, die nichts isst. Weil zu oft Menschen mein Essen beurteilt haben. Guck mal die dicke isst das. Oder wenn man mal einen Salat isst heißt es dann, oh die dicke isst einen Salat, hätte sie mal früher damit angefangen...

Und genau solche Kommentare drückten mich noch weiter in die Essstörung und meide nis heute jegliche soziale Interaktionen. Keine Freunde, nichts und niemanden, ich bin alleine. Zu groß ist die Angst vor verurteilung. Ich kämpfe seit Jahren darum, einfach normal zu essen. Aber alleine schaff ich es nicht. Ich kämpfe mich heute immer noch durch und versuche und versuche, aber jemand, der nicht weiß wie es ist mit einer Essstörung zu leben, kann viel sagen.

Ich jammer nicht, ich beschwere mich nicht, ich bin selber dafür verantwortlich. War immer pummelig und wurde auch immer gemobbt und so habe ich seid ich denken kann, diese Lücke mit essen gefüllt. Hatte keine Eltern, keine liebe und essen war der passende Ersatz. Wurde misshandelt alles drum und dran. Ja, ich hab Borderline, PTBS und die Essstörung. Wenn ich also wieder einen schlechten Moment habe, es mir mega schlecht geht, ist essen für mich da.

Es ist wie eine Sucht. Sag einem Raucher mal, er soll morgen doch einfach aufhören zu rauchen, warum sagt man dann zu dicken Menschen, nehm doch einfach ab? Ohne zu wissen, warum der Mensch so ist, wie er ist. Denn es gibt verschiedene Ursachen. Wie bei mir, durch eine traumatische Kindheit, aber man kann auch durch eine Krankheit Übergewichtig haben wie Lipödem, stoffwechselkrankheiten, schilddrüsenerkrankungen etc..

Schade, dass man gleich alle Dicken über einen Kamm gezogen werden. Dicke sind ja faul und machen nichts, fressen den ganzen Tag, sonst wären sie ja nicht dick.

Letztendlich ist es egal wie dick oder dünn jemand ist. Selbst bin ich etwas dicker, jedoch noch im Bereich "Normalgewicht". Solange ich es selbst für vertretbar halte und keine gesundheitlichen Schäden entstehen, sehe ich keinen Grund schlank zu werden. Mobbing war nie wirklich ein Thema... ab und zu ein dummer Spruch aber da steh ich drüber. Ich denke es kommt immer darauf an wie man selbst zu sich steht und wie man mit seinem Gewicht umgeht, dann ist es auch egal was andere zu einem sagen oder über einen denken.

Direkt Mobbing wegen meines Körpers nicht, dumme Kommentare zum Teil aber schon.

Ich mache viel Sport, habe lange Leistungssport gemach, hatte bzw. habe aber gesundheitlich zu kämpfen. Entsprechende Probleme und auch die Medikamente führen aktuell dazu, dass ich mit meiner Figur nicht zufrieden bin, aber auch nichts ändern kann. Gesunde Ernährung und Sport gibt es nämlich schon in einem Alltag.

Zu den Größen stehe ich teils sehr kritisch, gerade bei Marken die eher junge Mädchen/Frauen tragen.

Ich habe eine kurze Hose von H&M, die ist schon einige Jahre alt. Der Stoff ist sehr stabil, mit ausleiern kann mir da also keiner kommen, höchstens minimal. Da die Hose schon recht gebraucht aussah, wollte ich eine neue kaufen. Auf den ersten Blick gleiche Farbe, gleicher Schnitt, gleicher Stoff,  aber ich würde 3 (!) Nummern größer brauchen.  Da frage ich mich schon was das soll...

Jungs haben mich wegen meines Körpers gemobbt und mein Aussehen viel kommentiert, was mich sehr verunsichert hat. Inzwischen ist mir so ein Stuss egal.

Mit den Größeneinteilungen kenne ich mich nicht so aus, weil ich meine Klamotten inzwischen oft durch Flohmarkt oder Kleidertausch bekomme, wo man die Größen teilweise gar nicht mehr sieht. Ich probiere die Sachen einfach an und fertig. Wenn ich doch in Läden etwas kaufe, dann passt mir meistens ungefähr die gleiche Größe. Ich kenne aber Freunde, bei denen das nicht so ist.

Generell fühle ich mich in meinem Körper sehr wohl. Das war nicht immer so. Aber irgendwann habe ich verstanden, dass unser Körper einfach ein Medium ist, um unseren Geist oder unsere Seele oder wie auch immer man es nennen mag, zu transportieren. Wie ein Auto, in dem man sitzt. Nicht das Auto ist wichtig, sondern wer drin steckt. :)


bebiba 
Beitragsersteller
 03.06.2019, 11:43

Danke für deine Ehrliche Erfahrung :)