Bin ich ein kalter/herzloser Mensch?
Ich beschäftige mich ständig mit der Frage, warum ich nur so ein A-loch geworden bin. Denn jeder gibt mir immer zu verstehen, dass ich eines bin, und das von den normalsten und gutherzigsten Menschen, vor allem aus meiner Familie. Da muss ja dann etwas wahres dran sein, also habe ich das auch so akzeptiert.
Aber zu folgender Situation hätte ich gerne eure Meinung gehört:
>> Mein Vater hat eine Pizzeria und ich möchte Medizin studieren und Arzt werden, gehe momentan zur Weiterbildung. Wenn mein Vater Hilfe in der Pizzeria braucht, möchte ich deshalb nicht dort rumstehen (ohne Lohn, sollte ich hinzufügen), wenn ich stattdessen für die Schule lernen könnte, um meine Ziele zu erreichen. Fragt mich mein Vater nun also, ob ich in den Ferien - in denen ich mal ein bisschen abschalten möchte und mich von jeglichem Schul- oder Arbeits-Stress distanzieren kann, da ich gefühlt ansonsten bald einen Burnout habe - die Stelle des Fahrers über die Ferien zu übernehmen, weil er gerade niemanden hat und in Not ist und ich sage, dass ich das nicht tun kann, weil ich mich in den Ferien zurückziehen und gegen Ende der Ferien in Ruhe und ohne Druck für Klausuren lernen möchte... macht mich das zu einem Ar***loch? Ist das schon egoistisches oder noch verständliches Verhalten? <<
Denn wir haben immer wieder solche und ähnliche Situationen, in denen ich von meiner Familie immer als herzloser Egoist dargestellt werde und in denen mir immer vorgehalten wird, was mein Vater alles in meinem Leben für mich getan hat und ich mich am Ende fühle, als wäre ich das undankbarste Stück Dreck. Jetzt weiß ich, dass ich immer verdammt kalt bin (emotionslos) und wirklich wenig auf andere achte. Aber mir scheinen diese Situationen schon ziemlich übertrieben und als würde man krampfhaft versuchen, mich in die Täterrolle zu zwängen.
Vielleicht bin ich auch einfach ein Sozio, Borderline und ein paar andere Dinge hab ich ja schon, was wär da schon noch eine Diagnose...
Uff, langer Text, was meint ihr dazu?
14 Stimmen
7 Antworten
Ich finde dein Vater zeigt auch nicht wirklich viel Verständnis. Also falls deshalb Kommentare dazu kamen, dass du ein Arsc... bist dann ist das Manipulation und guilt tripping von deiner Familie. In der Situation verstehe ich dich. Ansonsten kann ich nicht bewerten ob du ein Arsc.. bist. Bipolarität würde dich aber auf jeden Fall nicht dazu machen
Wärest du egoistisch, würde dich dieses „Problem“ vollkommen kalt lassen und du würdest deine Frage hier nicht los werden.
Du bist nicht egoistisch. Familie ist natürlich wichtig, aber du hast auch deine eigenen Bedürfnisse und vor allem Ziele. Wenn deine Familie dir dann sowas vorhält, wie viel sie doch für dich getan hat bisher, dann ist das nichts Anderes als emotionale Erpressung. Das soll auf dein Gewissen abzielen, damit du dich ja dafür schuldig fühlst, dass du dich selbst verwirklichen willst. Und da hört es auf. Deine Eltern haben dir nicht „vorzuwerfen“, wie viel sie doch für dich getan oder aufgeopfert hat. Das ist selbstverständlich, weil sie sich entschieden haben, Kinder auf die Welt zu setzen. Und wer sich dafür entscheidet, Kinder auf die Welt zu setzen, hat auch dafür zu sorgen, dass sie ihre Kinder bei dem, was sie vorhaben auch unterstützen. Nicht du bist der Egoist, deine Familie ist es, die egoistisch ist.
Eigentlich finde ich, dass du mehr Recht hättest. Aber diese Antwortmöglichkeit gabs nicht so, wie ich das ausrücken wollte...
Studieren ist kein Zuckerschlecken.
Ich kann zu 100% verstehen, weshalb du deine Ferien genießen möchtest und nicht auch noch arbeiten möchtest. Du hast dein Ziel und wenn du es erreichen möchtest, musst du hart dafür arbeiten. Vielleicht findest du eine Studie über das Lernverhalten von Leuten, die Ferien haben und welchen, die keine haben, wodurch du deinem Vater zeigen kannst, das so etwas nicht umsonst da ist.
Ich bin leider nicht so gefühlskalt(manchmal ein echter Dorn im Auge...v. a. wenn man sich durch so etwas leicht überzeugen lässt), aber wenn dein Vater in Not ist, dann solltest du ihm schon helfen(nur wenn er wirklich kurz vor der Geschäftsaufgabe ist, da sein Gehalt davon abhängt und er sonst arbeitslos wird). Aber sonst hat deine Freizeit vorrang, da du diese braucht um deinen restlichen Lebensweg zu ebnen.
LG
Dann wäre es meiner Meinung nach total okay, wenn du dir deinen Urlaub nimmst. Dadurch, dass du einspringen solltest, spart sich dein Vater nur Zeit und Mühe. Jeder ist zu 100% berechtigt auch frei zu haben. Du handelst dadurch in keinster Weise egoistisch.
You're overthinking.. Was für solche Situationen ja eigentlich normal ist, aber egal.
Also wenn meine Mutter aus der Küche schreit: "MilkyChery, da ist noch Wäsche in der Waschmaschine!" und ich gerade mit anderen Dingen beschäftigt bin, heißt es zwar ab und zu mal "du Faulpelz" oder so, aber nie, wirklich nie "du A-Loch". Und das sollte dir klar sein. Nur weil du mit anderem gerade beschäftigt bist und nicht das tun willst, was von dir verlangt wird, heißt das nicht, dass du emotionslos, ein Sozi oder sonstiges mit einer Diagnose bist.
Falls du dich wirklich wie nutzlos fühlen solltest, gehe einfach mit deinen Eltern auf einen Kompromiss ein - die Klausur ist mir wichtig, Papa ich möchte dir sehr gerne aushelfen, aber jetzt gerade habe ich viel um die Ohren, bitte verstehe mich. Ich kann gerne nächstes Mal Hilfe leisten, wenn die Klausuren vorbei sind.
Ich helfe ja häufiger mal mit, wenn ich kann. Nur mache ich das ein Mal nicht, heißt es wieder, dass ich egoistisch wäre 🙄
Danke für deine Antwort! Anscheinend stimmen mir ja viele zu, das hätte ich so wirklich nicht gedacht... ich dachte jetzt würden viele Kommentare darüber kommen, wie undankbar ich bin, aber ganz im Gegenteil 😄
Man kanns halt verschieden betrachten, von der Vogelperspektive her merkst du eh, dass dir die meisten dir zustimmen. Solange du dir keinen Kopf draus machst, wird alles gut :)
Dein Vater bzw. Deine Familie hat wahrscheinlich keine Weiterbildung betrieben bzw. nie studiert. Er kann sich also auch nicht in Deine Situation hineinversetzen. Es liegt an Dir, ihm bzw. der Familie zu verdeutlichen, dass man einen ehrgeizigen Weiterbildungs- und Berufsweg nicht so nebenbei erledigen kann. Wäre die Familie nicht stolz auf Dich, wenn Du einen tollen Beruf erreichst?
Aber Du solltest sehen, dass Du auch helfen kannst wo es möglich ist und die Weiterbildung nicht als Ausrede benutzt, um Dich vor einer Arbeit zu drücken, die Dir nicht gefällt.
Natürlich, da würde ich sofort einspringen, keine Frage. Mit Not war gemeint, dass er einige Leute durchtelefonieren könnte, die fahren könnten, er aber ansonsten momentan niemanden hat, der für die nächsten Tage einspringen kann.
Es wäre also ein finanzieller Verlust, aber der Pizzeria würde es nichts anhaben können. Die gibt es schon seit 25 Jahren und mein Vater hat sich schon längst ein ausreichendes Notpolster angelegt. Es wäre also ein rein finanzieller Verlust.
Interessenten für den Job hat er auf einer Liste, die muss er nur komplett durchtelefonieren und in Probezeit setzen, es ginge nur um die Zeit zwischen der Beschäftigung des/der Fahrer/s.