Bertolt Brecht: das epische Theater - Kritik?

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Siehe z.B. Helmut Karasek in „Der Spiegel“ 9 / 1978: „Brecht ist tot“; hier auch dieses Zitat von Genêt: „Brecht hat nur Quatsch geschrieben....“ (b. Google)

Eigene Meinung: Das epische Theater Brechts ist vor allem dozierendes, belehrendes Theater. Es will durch ständige sog. Verfremdungseffekte den Zuschauer aus seine Illusion herausreißen, d.h. seine Neigung, sich mit einer Theaterfigur zu identifizieren, mit ihr zu leiden, sich von der Gewalt ihrer Sprache, ihrem tragischen Schicksal mitreißen zu lassen, verhindern. Zumindest unterschwellig klingt in den „verfremdenden Songs, Gedichten, Zwischenbemerkungen immer an, die geschilderten unsäglichen Verhältnisse (des kapitalistischen Systems) doch bitte abzuschaffen und am besten den Sozialismus einzuführen, dann ist alles „in Butter“. Das Ergebnis: fehlende mitreißende Theatersprache (die gilt es ja zu  verhindern), ziemlich dürre, kaum beeindruckende Brecht-Sprache. Brecht vergisst, dass gerade das Mitreißende die Theaterkunst auszeichnet (man denke an Shakespeare).


Haldor  22.04.2011, 13:00

Noch eine Ergänzung: Den fehlenden mitreißenden Schwung von Brechts Theatersprache versuchen die modernen Regiekünstler (habe ich den Eindruck) durch Regiemätzchen zu überspielen, dodass man beim Zuschauen den Eindruck bekommt, das sei doch wirklich schwungvoll und toll, was man da geboten bekommt.

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