Bekommt jeder das was er verdient?

6 Antworten

Der Spruch ist zynisch. Vor allem für die, die gerade nicht auf der Sonnenseite des Lebens sind. Wer legt fest, was jemand VERDIENT?  Den Glückskindern flüstert er ein, dass sie alles selbst erworben hätten, den Schattenkindern kann man mit diesem Spruch zurufen: Selbst Schuld! Ich wohne am einen Ende einer Großstadt und bin 15 Jahre durch die Stadt zur Arbeit gefahren zum diagonal gegenüberliegenden Ende der Stadt. Wenn ich rumgetrödelt habe, brauchte ich am längsten. Wenn ich zuviel wollte, bin auch nicht viel schneller vorangekommen. Am besten ging es mit viel Aufmerksamkeit, sich in den Verkehr einzupassen und Chancen wahrzunehmen aber nicht erzwingen zu wollen. Das war für mich eine Erfahrung, die zeigte, dass es ohne Engagement und Eigenverantwortlichkeit nur mit übermäßig vielen glücklichen Fügungen vorangeht, dass aber auch Engagement und Eigenverantwortlichkeit eingebettet sind in die Aktivitäten der gesamten Umwelt. Ein junger Bekannter war ungemein kompetent und sympathisch und beruflich wie privat auf dem besten Weg. Im Urlaub hat ihn dann eine Welle ins Meer gerissen und er hat Sand in die Lunge bekommen - und aus war es. Soll ich jetzt sagen, er hat bekommen, was er verdient? Weil er einmal eine Sekunde nicht ausreichend achtsam war? Achtsamkeit und Verantwortung ist immer gut - aber ob dann alles gelingt, das steht doch in den Sternen.

Ich weiß es nicht.

Mir sind in der Vergangenheit oft Menschen begegnet, die versucht haben, mir das Leben zur Hölle zu machen. Und ich gebe zu, ich habe nur allzu oft denen dafür die Pest an den Hals gewünscht. Zum Glück gab es letztlich immer irgendwie einen Ausweg.

Gerade heute habe ich erfahren, dass einer von ihnen einen Schlaganfall erlitten hat, und dass er wohl nie mehr arbeiten können wird. Damals hätte ich wohl gesagt: "Siehste, das kommt davon." Diese Genugtuung fühle ich heute aber nicht. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte das alleine durch meine Vorstellung, er hätte dies verdient, verursacht, dann komme ich mir dafür ziemlich bösartig vor. So sehr ich damals gelitten habe, aber das war nichts gegen das, was er wohl für den Rest seines Lebens erleiden muss. Verhältnismäßig ist anders. Ob er bekommen hat, was er verdient? Ich denke, DAS hat er nicht verdient.

Es gibt noch einige andere, bei denen es ähnlich war, und bei denen mir schlecht wird bei der Vorstellung, alleine mit meinen Wünschen und Gedanken hätte ich dazu beitragen können. In dem Moment, als der Anlass war, mögen sie einem gerechtfertigt erscheinen, aber im Rückblick erkennt man, dass man sich damit auf eine Stufe mit denen stellt, die man - aus welchem Grund auch immer - so verachtet.

Dass einer bekommt, was er verdient, dafür sind andere Instanzen zuständig. Wenn es um eine Sache geht, um die sich die Justiz kümmern kann, können wir das eben der Justiz überlassen. In allen anderen Fällen reicht es zu erkennen: "Was für eine arme Socke!"

Ich denke, jeder bekommt die Auswirkungen dessen zu spüren, was er getan hat - egal ob er dafür die Verantwortung übernimmt, oder diese verdrängt und abstreitet.

An eine Art "göttlicher Strafe" oder irgendeine Form von "ausgleichender Gerechtigkeit" im Sinne des oben genannten Zitats glaube ich persönlich nicht.


KitKat12345765  31.05.2023, 19:45

Naja.... dieser gerechte Welt glaube führt leider nur allzu häufig zu Täter Opfer Umkehr

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Ich denke nicht das der Spruch stimmt...
  
Sonst wär das Leben ja langweilig! Wenn Jeder bekommt was er verdient. Dann gäbe es kein Glück/Pech mehr usw.

Ich glaube daran. Vor ca 2 jahren wurde ne freundin von einem kerl gemobbt und letztens sah ich wie er gemobbt und geschlagen wurde