Bedeutung des Sprichwortes: Der Mensch ist des Menschen Wolf?

5 Antworten

das ist von thomas hobbes. darüber gibt es unzählige interpretationstexte, google doch einfach mal.

ganz grob kann ich dir sagen, was damit gemeint ist: hobbes geht
davon aus, dass grundsätzlich alle menschen böse sind. aus angst, alles
zu verlieren, was man hat, nimmt man lieber den besitz des anderen,
bevor er es mit einem selbst tun kann. im naturzustand, also ohne staat
und regeln, ohne system, sind die menschen nach hobbes deshalb nicht im
stande, gemeinsam zu leben, weil sie sich gegenseitig eben behandeln wie
ein raubtier (zum beispiel ein wolf) seine beute. aus diesem grund ist
hobbes der meinung, dass der staat sehr mächtig sein muss, um die
menschen zu kontrollieren und für sicherheit zu sorgen. hobbes ist ein
fürsprecher der absoluten monarchie, also des staates mit einem
herrscher, der die komplette macht hat und für ordnung sorgt. diesen
nennt er leviathan. über dieses thema hat hobbes auch ein buch
geschrieben, dessen titel auch leviathan ist und das ziemlich berühmt
ist.

Der Spruch ist ein Zitat von Thomas Hobbes.Zweierlei sollte man dazu bedenken. Aus welcher Zeiterfahrung heraus schreibt Hobbes sowas. Das ist 1620 n.Chr. die Zeit des englischen Bürgerkriegs, eine Zeit in der auch "The Beggars Opera" spielt, das Vorbild für Brechts Dreigroschenoper. In Frankreich waren die Hugenottenkriege mit brutalster Gewalt und Verleumdung und in Deutschland herrschte vorgeblich aus religiösen Gründen der 30jährige Krieg, der fast die halbe Bevölkerung weggerafft hat. Das war eine Zeit, in der der Zerfall staatlicher Macht durch den Zerfall in egoistische Interessengruppen begann. Dass da auch ein Philosoph das Vertrauen in die natürlichen Gesetze wie Gerechtigkeit, Billigkeit usw. verliert, ist sicher nachvollziehbar und kann nicht generalisiert werden, wie es leider oft geschieht.


Ein Bürgerkrieg mit Opfern auf allen Seiten zerstört das gegenseitige Grundvertrauen, weil jeder dem anderen Unrecht zugefügt und Leichen im Keller hat.  D.h. wenn sich die Menschen in ihrer Lebensstrategie auf Misstrauen und Missgunst und andere ausbootende Cleverness eingerichtet haben, dauert es lange, bis sie wieder zu gegenseitigem Vertrauen zurückfinden. Solche Erfahrungen gibt es aus dem Kongo wie aus dem Balkankrieg und die Wirrungen in Nordafrika zeigen es auch. Wird der Mensch in seiner Existenz in die Enge getrieben, dann beißt er um sich wie ein Wolf. Darum sollte sich jede Gesellschaft vorher Gedanken machen, bevor sie mutwillig gemeinsame Werte aufgibt und auf einen Bürgerkrieg zutreibt.


grtgrt  06.03.2016, 19:22

Der Spruch ist schon sehr viel älter und wurde erstmals (ca. 200 v.Chr.) von einem Römer formuliert als: Homo homini lupus est.

Lies https://de.wikipedia.org/wiki/Homo_homini_lupus .

0
Snanifo  29.03.2016, 19:05
@berkersheim

Ich finde es interessant, dass du die gleiche Relativierung dieses Spruches, den Plautus laut dem link von grtgrt formuliert, für Hobbes als Argument bringst, obwohl du den ja vorher noch nicht kanntest. Auch ich habe wieder was dazugelernt, nicht nur über den falsch verwendeten Spruch.  

0

Das sollte doch eigentlich nicht so schwer sein:

Wolf jagt Beute.

Der Mensch hat keine natürlichen Feinde, heißt er ist niemanden Beute.

Der Spruch sagt, dass die Menschen unter einander wie Beute und Jäger verhalten.

Ich sag es mal mit Friedrich Rückert :

"Der Teufel hat die Welt verlassen, weil er weiß, die Menschen machen selbst die Höll' einander heiß."

Soll heißen : Menschen tuen sich selbst unfassbare Dinge an, nur um einen Vorteil für sich dabei heraus zuschlagen.