Azubi ohne Ausbilder-werde ich verarscht?
Hallo Leute,
Ich habe im November meine Ausbildung begonnen und glaube den richtigen richtigen Beruf für mich gefunden zu haben - beim Ausbildungsbetrieb ist das aber eine ganz andere Sache ://
Angefangen hat es gleich am ersten Tag,als wir (ich und 2 weitere Auszubildende) unserem "Ausbilder" (ich nenne ihn hier "Lars") vorgestellt wurden. Wie sich rausgestellt hat, wurden unsere Ausbildungsverträge nämlich von jemandem unterschrieben den ich hier einfach mal "Peter" nenne. Peter hat zwar einen Ausbilderschein,allerdings ist er in einem ganz anderen Beruf tätig und hat nichts mit unserer Ausbildung zu tun.
Lars wiederum hat keinen Ausbilderschein und wusste auch überhaupt nicht,dass er als Ausblider für uns fungieren soll - dementsprechend hat er keinen Lehrplan etc., bezahlt wird er für unsere "Betreuung" auch nicht und hat nicht viel Zeit sich um uns zu kümmern,da er ja seine reguläre Arbeit auch machen muss.
Kurz um: Mein Betrieb hat einen x-beliebigen Mitarbeiter unsere Verträge interschreiben lassen,weil er einen Ausbilderschein hat.
Und die tatsächliche Ausbildung macht jemand,der weder Zeit noch Wissen dafür hat.
Lars ist super lieb und gibt sein Bestes,hat uns aber im Vertrauen gesagt,dass er uns zwar momentan die basics beibringen kann,danach aber auch nicht mehr weiter weiß...
Außerhalb dieses Problems,wär da auch noch die Tatsache,dass in den 2 Monaten in denen ich dort arbeite, bereits 4 Leute gefeuert wurden und 4 Leute eigenständig gekündigt haben. Allgemein ist das Management furchtbar und die meisten mit denen ich geredet habe eher unglücklich.
Meine Probezeit geht noch bis Ende Dezember,bis dahin werde ich versuchen einen anderen Ausbildungsbetrieb zu finden.
Ich habe keinerlei Berufserfahrung und würde gerne wissen,ob ich hier vielleicht nur auf hohem Niveau meckere?
Weiterhin bin ich für jeden Tipp für meine Situation extrem dankbar :))
Vielen Dank fürs Lesen.
Welche Ausbildung machst Du?
Eine Ausbildung zur Goldschmiedin
8 Antworten
Du machst es richtig und hast beobachtet; beobachte weiter und kündige wenn du einen Anschlußbetrieb für deine Ausbildung hast.
Wenn dein Betrieb in zwei Jahren die Türen schliesst hast du auch nichts gewonnen.
Bis du eine tragfähige Alternative hast würde ich erst einmal so weitermachen.
Dabei sollte man nur beachten das der Wechsel des Ausbildungsplatzes nicht ohne weiteres Möglich ist.
- Ausbildung zur Goldschmiedin
Das ist ein Handwerksberuf, bei dem man keinen Meisterbrief mehr braucht, um ihn auszuüben.
- Wer die Bezeichnung Goldschmied für seine geschäftliche Tätigkeit nutzen möchte, muss aber eine spezifische Berufsausbildung absolviert haben.
Es ist daher auch jemand vorhanden, der fachlich und persönlich geeignet ist und ausbilden darf - die Handwerkskammer hätte sonst Deinen Ausbildungsvertrag gar nicht eingetragen.
Es gibt aber auch noch Unternehmen, die unter eine Übergangsregelung fallen, und keinen Ausbilder mit Ausbilderschein benötigen. Der Ausbilderschein war zwischenzeitlich für ca. 8 Jahre außer Kraft gesetzt worden; es durfte jedes Unternehmen ausbilden - wer bereits vorher ohne Beanstandungen nach altem Recht ausgebildet hat, darf auch weiterhin, ohne jemanden mit Ausbilderschein zu beschäftigen, ausbilden.
Der Ausbilder und der Ausbildende (Unternehmer) können eine Person sein - der Ausbilder rekrutiert i. d. R. dann Ausbildungsbeauftragte - das sind ArbN, die fachlich geeignet sind, ohne daß sie einen Ausbilderschein haben.
- Wenn Du den Eindruck hast, nicht ordnungsgemäß ausgebildet zu werden, solltest Du Dich umgehend an die zuständige Handwerkskammer wenden.
Du kannst das Thema in der Berufsschule bei einem entsprechenden Lehrer ansprechen oder dich an die Kammer wenden.
Theoretisch ist es möglich einen Teil der Ausbildung an Personen ohne Ausbilderschein zu delegieren. Klassisch ist z.b. dass ein Lehrling in der Industrie die verschiedenen Abteilungen durchläuft.
Geregelt ist das im Berufsbildungsgesetz (BBiG) § 28
https://www.gesetze-im-internet.de/bbig_2005/BJNR093110005.html
Es klingt aber schon sehr nach überschreiten dieser Vorschrift. Führe auf jeden Fall dein Berichtsheft sorgfältig. Könnte du brauchen falls es zum Streit kommt.
Der guten Antwort von Ursusmaritimus stimme ich zu. Besprich die Situation mit der IHK oder der Handwerkskammer - die Dich auch bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsbetrieb unterstützen können.
Bis dahin mach das Beste aus Deiner Situation und lerne, was es zu lernen gibt.
Darf man erfahren wie der Stand der Dinge ist? Wende dich an deine Handwerkskammer. Sie wird dir helfen einen neuen Betrieb zu finden und kann dir auch beantworten ob das alles Rechtmässig ist. Ich wette zu 99,9999% NEIN