Ausrüstung Fusssoldaten Mittelalter?

6 Antworten

Moin,

abgesehen von dem DH an PeVau noch eine kurze Antwort auf die Frage mit dem Schild - dieser diente dem Speerträger weniger im Nahkampf als ergänzendes Element wie z.B. beim Schwertkampf, als vielmehr zum Schutz gegen Geschosse oder gegnerische Speere im Getümmel. Für den Nahkampf sind Spieße und andere Langwaffen logischerweise nur sehr bedingt tauglich, da die Stoßwirkung nicht zum Einsatz kommt. Mit dem verblieben Stock kann man zwar auch kämpfen, die Robin-Hood-Variante ist auf dem Schlachtfeld aber wohl eher eine Hollywood-Idee.

mfg Nauticus

Das Hauptproblem bei der Beantwortung dürfte sein, dass du hier zu einer geschichtlichen Epoche fragst, die rund eintausend Jahre dauerte.

Innerhalb dieser annährend eintausend Jahre haben sich Veränderungen in der Bewaffnung und Militärtaktik vollzogen, so dass beides richtig ist.
So war z. B. vom Frühmittelalter bis etwa 1200 die Flügellanze im Einsatz, die nicht nur als Stoßwaffe eingesetzt wurde. Für den Einsatz zu Pferd und im Kampf Mann gegen Mann durfte und konnte sie gar nicht so lang sein.

Später, beim Einsatz geschlossener Formationen von Fußsoldaten gegen Reiterei, bewährten sich die langen und überlangen Stangenwaffen. Ritterheere bezogen so schon vor Einführung von Feuerwaffen vernichtende Niederlagen gegen gut organisiere Kämpfer zu Fuß. Exemplarisch dafür steht die Schlacht am Moorgarten.


Lazarius  31.12.2013, 18:42

Komm gut rüber und bleib, wie du bist. Alles Gute, auch den Lieben zu Hause. Lazarius

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Nun ja, ich würde sagen das das natürlich auf die Situation ankommt. Wenn du jetzt ein Soldat wärst, der mitten im 1. Kreuzzug (ab 1095-1099) einem Angriff der Sarazenen zu Pferd gegenüberstehst, ist natürlich ein "Spieß" (auch Lanze) mit 2m vorteilhaft. Bist du nun mitten drin im Kampfgetümmel, ist ein kürzerer Spieß von nutzen. Die Einsetzung der Waffen ist situations bedingt.

Die Fußsoldaten im Mittelalter hatten alles, nur keine einheitliche Bewaffnung. Der Begriff "Soldat" unterstellt, dass es sich um Söldner handelt, die also ihre "Arbeitskraft" verkaufen. Diese rüsteten sich in der Regel selbst aus oder wurden von Söldnerführern (heute wären das Leiharbeitsunternehmer^^) bestückt. Die Söldner hatten oft Schußwaffen (Bögen oder Armbrüste), was dem Ritterkodex widersprechende "unehrenhafte", nichtsdestotrotz wertvolle Waffen waren. Hellebarden kamen schon deshalb oft vor, weil sie auch die Waffe der Stadtgardisten waren und gegen Fußkämpfer und Reiterei vielfältig angewendet werden konnten (Hauen, Stechen, Reissen). Flegel und Morgensterne in verschiedenen Varianten dürften ebenfalls gut vertreten gewesen sein. Schwerter waren in der Herstellung zu teuer, kurze Spieße gegenüber der Hellebarde zu unvariabel.

Das einhändige Kämpfen mit einem Speer ist prinzipiell möglich. Das sah vielleicht nicht so aus wie im Film "300", war aber spannend genug, um die Collosseen im alten Rom zu füllen (Hoplomachus).

Die gezwungenen Fußkämpfer waren meist Bauern. Bei ihnen kamen auch Knüppel, Dreschflegel und ähnliche Dinge zum Einsatz.

Die Ausrüstung der Infanterie war im Mittelalter sehr verschieden. Neben der Pike (also dem von dir beschriebenen kurzen Spieß) gab es noch Einheiten mit 5-6m langen Lanzen, die vor allem zur Abwehr der Reiterei eingesetzt wurden. So eine Einheit von 'Spießgesellen' war für die Reiterei sehr schwer anzugreifen. Diese langen Spieße wurden bereits im Altertum verwendet.