Ausbildung oder Studium: Was ist besser?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Kommt drauf an. Wenn du danach gehst ob du danach einen Job kriegst, vermutlich Ausbildung (wobei es auch hier darum geht, worin du dich ausbilden lassen willst). Bezahlung ist generell mit Studium besser. Und in manchen Bereichen kriegst du da auch problemlos Jobs (siehe Informatik, wenn wir mal das potentielle Problem mit AI weglassen - dient mal als Beispiel).

Ich würde aber zumindest teilweise danach zu gehen, was dich interessiert. Es bringt absolut nichts dich für einen Job ausbilden zu lassen (egal ob Lehre oder Studium), wenn du den Bereich furchtbar findest. Du wirst darin sehr lange arbeiten, da sollte es dich zumindest nicht aktiv anwidern.

In deinem Fall würde ich allerdings eher zu einer Ausbildung raten, weil du da schneller Geld verdienst, und damit schneller von zu Hause weg kommst. Das ist in deinem Fall wirklich essentiell. Mit einem Studium bist du vermutlich noch ein paar Jahre von deinen Eltern abhängig, was in deinem Fall einfach nicht empfehlenswert ist. Deine Eltern tun dir nicht gut, das kommt aus deinen bisherigen Fragen klar raus, und das wichtigste ist, dass du unabhängig von ihnen wirst, und so ihrem toxischen Einfluss entgehst. Und das geht wohl eher mit einer Ausbildung.

Und selbst wenn diese Ausbildung die falsche ist, du kannst ja auch später noch wechseln. Gibt genug, die in ihren 30ern noch etwas komplett neues machen.


Tomatenveteran 
Fragesteller
 10.06.2023, 12:29

Aber würde gerne auch international arbeiten, geht das mit Ausbildung? Wüsste halt auch spontan jetzt nicht, welche Ausbildung, auch wenn es wahrscheinlich besser wäre, weil ich schneller raus käme.

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FelixSH  10.06.2023, 12:33
@Tomatenveteran

Das weiß ich leider nicht, kommt vermutlich auf die Ausbildung an. Gibt ja genug. Aber wie gesagt, das wichtigste für dich ist dass du so bald wie möglich unabhängig wirst, auch wenn das was du machst noch nicht so ideal ist. Was du gern machen würdest ist vielleicht ja auch verzerrt dadurch, dass es dir zu Hause nicht gut geht.

Schau dir mal an was es so für Ausbildungsberufe gibt, und welche dich davon ansprechen. Wenns dich nicht erfüllt kannst du, wie gesagt, später immer noch was anderes machen (auch wenns mühsam ist), aber bitte priorisiere, dass du bald von zu Hause weg kommst. Allein dadurch, wenn du diese Last nicht mehr hast, wirds dir wesentlich besser gehen.

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Tomatenveteran 
Fragesteller
 10.06.2023, 12:36
@FelixSH

Ich kann ja auch die Pflegefachkraft Ausbildung machen und habe gelesen, dass man dann sogar ohne Abitur nach 3 Jahren Berufserfahrung Medizin studieren könnte

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FelixSH  10.06.2023, 13:06
@Tomatenveteran

Wäre eine Möglichkeit, und es ist wohl ein sicherer Beruf (was nicht das einzige Kriterium sein sollte, aber doch relevant ist).

Ein Bekannter von mir hat eine Ausbildung dieser Art gemacht (ich bin halt nicht sicher, ob es konkret Pflegefachkraft war, ich glaube Krankenpfleger, vielleicht). Ihm wurde auch in Krankenhausnähe eine Wohnung zur Verfügung gestellt (war in Wien). Vielleicht gibts die Möglichkeit hier ja ebenfalls, das würde sich dann schön anbieten.

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Hi,

was nun "besser" ist, kann man gar nicht beantworten.

Es kommt sehr darauf an, welche Voraussetzungen eine Person mitbringt, welche Interessen sie hat und was ihr berufliches Ziel ist.

Ein Hochschulstudium kann mitunter sehr theoretisch und zum Teil auch abstrakt sein, was nicht jedem liegt. Einige merken bereits in der Schule, dass sie nicht so der Theorietyp sind, andere merken es erst im Studium. Für solche Personen kann eine praktische Ausbildung die bessere Alternative sein.

In vielen Berufsfeldern gibt es nicht nur "den einen" Beruf, sondern verschiedene Berufe, die zum Teil Hand in Hand arbeiten und recht ähnliche Aufgaben haben. Das Gute daran ist, dass man eben nicht für alle Berufe ein Studium braucht und auch Leute mit beispielswe Haupt- oder Realschulabschluss in diesem Bereich arbeiten können.

Was für manche Leute vielleicht ausschlaggebend ist und die Ausbildung "besser" macht: das Gehalt. Zwar wird man durch die Ausbildungsvergütung nicht unbedingt reich, aber für einige Menschen ist der erste Schritt zur Unabhängigkeit sehr wichtig. Studenten dagegen bekommen für ihr Studium (Ausnahme: duales Studium) kein Gehalt, sie sind also auf ihre Eltern, Bafög, Nebenjobs... angewiesen.

Zudem kann ein Studium recht lange dauern. Bis man den ersten Abschluss erreicht hat, können schon einmal 3 oder 4 Jahre vergehen und wer danach weiter macht kann noch einmal mit einem oder zwei Jahren rechnen, während diejenigen mit einer Ausbildung bereits ausgelernt sind, verdient man als Student immer noch nichts. Laut Untersuchungen wird dieser Rückstand im Gehalt jedoch nach einigen Jahren aufgeholt, weil Akademiker in aller Regel besser bezahlt werden.

Woran man denken muss: das Eine schließt das Andere nicht aus. Nichts spricht dagegen erst eine Ausbildung und anschließend noch ein Studium zu absolvieren. Wenn man Glück hat wird man dabei sogar vom Betrieb unterstützt. Oder man entscheidet sich direkt für ein duales Studium.

Hey,

Kann man so pauschal nicht sagen, jeder findet was anderes besser.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Schüler + Community Experte in "Schule"

Ich habe mich damals (2007) bewusst für eine Ausbildung entschieden und es nie bereut (ich habe Industriekaufmann gelernt). Was Studieren heißt, habe ich erst richtig gesehen, als ich schon rund zehn Jahre im Berufsleben stand und ein ehemaliger Mitschüler meinem damaligen Arbeitgeber die Post brachte - wir kamen ins Gespräch und er erklärte, er müsse sich sein Studium in dem Semesterferien über Jobs dieser und ähnlicher Art finanzieren und die Post zahle am besten und suche immer Zusteller. Er fügte noch an, wie schwer es sei, trotz Hilfe seiner Eltern und Nebenjobs als Student auf einen grünen Zweig zu kommen und erklärte, dass das alles oft parallel zum Lernen geschehe, was sehr anstrengend sei. Da war ich schon ziemlich nachdenklich geworden - vor allem, als ich nach Feierabend meinen damaligen BMW 728i bestieg, den ich mir als gut verdienender Angestellter problemlos leisten konnte. Dieser Mitschüler, zu dem ich noch Kontakt habe, arbeitet heute als Ausbildungsleiter in einem kleineren Industriebetrieb/Mittelständler; schlecht wird es ihm nicht gehen, aber solche Stellungen bekommt man auch mit Mittlerer Reife und Ausbildung nach zehn Jahren Berufserfahrung - da fehlt für mich die Relation.

An meiner jüngsten Cousine (wird 22), die derzeit Jura studiert und noch etliche Jahre des Studierens vor sich hat, sehe ich das Gleiche 1:1 wieder - ich habe ihr als schon 50 Euro geschenkt, damit sie sich eine Kleinigkeit für sich selber gönnen konnte. Die Tage bestehen aus Lernen, Nebenjob und wieder Lernen, zwischendurch Uni und ein wenig Schlaf - schön ist das nicht und sie muss auf nahezu alles verzichten, was arbeitende Gleichaltrige haben: Ein eigenes Auto ist ebenso wenig drin wie eine klassische Wohnung (sie wohnt im geförderten Studentenwohnheim in einem kleinen Zimmer) und selbst ein Konzertbesuch oder mal essen gehen sind nicht so einfach möglich, beim Einkaufen muss mit jedem Cent gerechnet werden - und für einen Partner fehlt ihr die Zeit, das Pflegen alter Freundschaften ist kaum möglich und Hobbys wie Sport kann man vergessen - ob das Lebensqualität ist, weiß ich nicht. So viel Askese muss man wollen.

Eine Ausbildung würde jeder packen, das Studium ist Geschmackssache. Die Schwierigkeit besteht aber auch eher darin, einen geeigneten Lehrberuf zu finden - was die Schulen unter dem Schlagwort "Berufsberatung" anbieten ist meist einfach nur schlecht und die alte Maxime "verlass dich aufs Arbeitsamt, denn dann bist du verlassen" greift leider noch immer. Wirklich motiviert ist diese Behörde nur, wenn du als Medienvertreter von einigem Einfluss und Renommee und/oder CDU-Mitglied/Politiker dort erscheinst. Dann ist der Umgangston sogar fast herzlich und man wird alles bekommen, was man will - sonst ist man nur ein Aktenzeichen. Kann ich aus eigener Berufserfahrung so festhalten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Tomatenveteran 
Fragesteller
 10.06.2023, 13:13

Welchen Job würdest du empfehlen? Würde gerne einen machen der nicht unbedingt 24/7 Büro ist, aber halt auch nicht unbedingt so viel Handwerk.

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rotesand  10.06.2023, 13:23
@Tomatenveteran

Das ist schwierig. Ich könnte mir aber vorstellen, dass ein Beruf in einem Autohaus passt. Da kann man z.B. Einzelhandels- oder Automobilkaufmann lernen und spezialisiert sich dann auf Ersatzteile oder Garantiesachen. Hat ein Cousin von mir auch gemacht, der rannte immer zwischen Verkauf und Werkstatt herum.

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FelixSH  10.06.2023, 13:14

Ich häng mich hier mal an, ich hoffe rotesand verzeihts mir.

Diese Erfahrungen bezüglich Studium kann ich so bedingt bestätigen. Ohne Hilfe von daheim ist es schon sehr aufwendig.

Ich studiere jetzt in meinen 30ern nochmal, und es geht schleppend voran. Einfach weil ich nebenbei arbeiten muss. Meine Mittel sind nicht so knapp wie hier beschrieben, aber Urlaub oder so ist nicht drin, und wenn ich, wie gerade, neue Hosen brauche ist das immer ein Stich, weils Geld ist das dann weg ist, und nicht für anderes auf der Seite liegt. Ich kann mir trotzdem ein bisschen was leisten, aber eben Urlaub oder ein Auto - keine Chance. Man muss da genügsam sein.

Problem dabei ist, dass man durchs arbeiten noch länger braucht. Ich arbeite dieses Semester drei Tage die Woche, dadurch werdens nur 18 ECTS (statt der 30 die prinzipiell geplant sind - bei 180 ECTS fürs ganze Studium verzögert sich so alles massiv [ECTS sind die Punkte die man für erfolgreiche Prüfungen erhält], statt 6 Semestern wären es so 10).

Ist nicht alles schlecht, das Studium kann auch eine tolle Zeit sein. Sogar gleichzeitig damit, dass es mit dem Geld nicht so toll geht. Freunde finden und mit ihnen Spaß haben, das geht auch oft ohne viel Geld. Und die Freiheit die man im Studium hat, wo man sich alles selbst einteilen kann, ist auch ziemlich schön (auch wenn sie ihre Tücken hat).

Punkt ist: Ein Studium kann toll sein, verlangt aber wirklich auch Opfer. Das muss man sich halt gut überlegen, gerade wenn man von den Eltern nicht mehr abhängig sein will, wie es ja hier der Fall ist.

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rotesand  10.06.2023, 13:20
@FelixSH
Ich häng mich hier mal an, ich hoffe rotesand verzeihts mir.

Aber natürlich doch! Diese Plattform lebt doch vom Austausch ... und wie Hanne Haller mal sang: Leben ist immer ein bisschen wie Vergeben :-). Oder so ähnlich - ist ein recht ansprechendes Lied aus den letzten Jahren vor ihrem allzu frühen Tod 2005.

Ich studiere jetzt in meinen 30ern nochmal, und es geht schleppend voran. Einfach weil ich nebenbei arbeiten muss. Meine Mittel sind nicht so knapp wie hier beschrieben, aber Urlaub oder so ist nicht drin, und wenn ich, wie gerade, neue Hosen brauche ist das immer ein Stich, weils Geld ist das dann weg ist, und nicht für anderes auf der Seite liegt. Ich kann mir trotzdem ein bisschen was leisten, aber eben Urlaub oder ein Auto - keine Chance. Man muss da genügsam sein.

Ich hatte mir das auch überlegt, aber ich sagte mir - ich hätte mich zu sehr einschränken müssen, obwohl ich weder ein Urlauber bin noch ein Fan teurer Autos (ich fahre immer billige alte Mercedes, die ich günstig von Rentnern kaufe, die sind zuverlässig) und keine Statussymbole brauche - und dann wäre ich eventuell schon 35-Plus gewesen, wäre ich fertig und das wäre mir subjektiv zu spät gewesen. So was funktioniert eigentlich nur dann ohne Einschnitte, wenn man verheiratet ist und der Ehepartner die Mittel hat, um einen - ganz krass gesagt - solange auszuhalten. Und meine Ersparnisse wollte ich nicht dafür anzapfen. Letztlich bin ich dann im Verlagshaus sowieso aufgestiegen und heute auf der höchsten Stufe für "Nichtstudierte" - das ist das Niveau eines Redakteurs (bin redaktioneller Mitarbeiter - eine Art Redakteur ohne Studium; die Stelle wurde kurzerhand geschaffen, als ein Redakteur in Ruhestand ging und es null Bewerber gab, ehe ich als jahrelang erfahrener Medienberater, wo ich als Quereinsteiger begann, ins Spiel kam ... offenbar wollte keiner in die Provinz), ohne weiter auszuführen.

Punkt ist: Ein Studium kann toll sein, verlangt aber wirklich auch Opfer. Das muss man sich halt gut überlegen, gerade wenn man von den Eltern nicht mehr abhängig sein will, wie es ja hier der Fall ist.

Ich hätte keinen Unterstützer gehabt und wollte nach über zehn Jahren im Beruf nicht auf Stiftungen, die Heilsarmee, die Kirche, die Partei, in der ich Mitglied bin oder Ähnliches zugehen und mühsam irgendwo diverse Zuschüsse zusammenkratzen - das wäre auch nicht konform gegangen mit meinem Eigenanspruch, den ich schon als Jugendlicher hatte.

Und heute habe ich echt das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.

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Wenn du dir die Chancen offen lassen möchtest international zu arbeiten, dann Studium. Viele Länder kennen unsere duale Ausbildung nicht oder unsere Fachschulausbildungen und erkennen diese Abschlüsse nicht als gleichwertig an. Da bist du mit einem international vergleichbaren und anerkannten Studienabschluss besser dran.

Trotzdem: wenn dein Herz daran hängt wunderschöne Möbel zu bauen, werde trotzdem Schreiner und werde ein guter. 😎