Aufbrechen des erlegten Wildes an Ort und Stelle?

6 Antworten

Erlegtes Wild muß schnellstens aufgebrochen und in die Kühlung verbracht werden, um einer Verhitzung vorzubeugen. Es wird aufgebrochen (ausgeweidet), nicht zerwirkt (zerlegt) im Wald/Feld etc. Es wird keinesfalls verschmutzt, wie denn auch? Man holt das "Innere" nach außen, nicht umgekehrt. ; )

Da, sollte das Wild in den Handel kommen, nachvollziehbar sein muß und ist, woher es stammt (Pflicht!), wird und muß der Jäger größte Sorgfalt bei der Hygiene walten lassen. Käme es nicht in den Handel, ebenso, denn auch der Jäger selbst legt größten Wert auf einwandfreies Wildbret.

Der Jäger hat in seinem Jagdkurs gelernt, Wildbret zu beurteilen. Das heißt, er muß (krankhafte) Veränderungen am Wild erkennen können. Sollte das der Fall sein, ist er verpflichtet, diese zu melden, bzw. das erlegte Wild entsorgen zu lassen. (Nicht alle Jäger machen Schnellkurse, es gibt - wie uns, die noch länger zur Schule gegangen sind. Da bei einer Jagdprüfung u.a.großer Wert auf die Wildbrethygiene gelegt wurde, haben wir die Bestätigung mit dem bestandenen Schein, daß wir Wildbret verarbeiten können und dürfen. So sieht es auch das Gesetz) .

Ich bin selbst Jägerin, und versichere Dir, daß wir ( die Jäger, die ich kenne und ich) äußerst großen Wert darauf legen, bestes Wildbret zu erhalten. Auch essen wir, meine Familie und Freunde , was wir erlegen, denn wir können das Aufbrechen, uns ist Hygiene wichtig, wie anderen Jägern auch. (Dies nur, um auch die Seite DER Jäger anzusprechen, die ihr Handwerk verstehen).


antnschnobe, UserMod Light  12.06.2013, 21:24

Dazu käme noch: " Die Hilfstätigkeit eines Metzgers beim Zerwirken darf der Jäger nach der Meinung des Bundesverbraucherschutzministeriums nicht in Anspruch nehmen, weil die Direktabgabe vom Jäger an den Endverbraucher nicht erfolgen könne.Die Rückverfolgbarkeit des Wildfleisches in der Lebensmittelkette sei nicht mehr sichergestellt. Als Ausweg für Jäger bietet sich die gemeinsame Nutzung von Räumlichkeiten und gegenseitiger Unterstützung an. Es ist aber weiterhin möglich, bei Bedarf die Hilfe eines Metzgers in den entsprechenden Räumlichkeiten des Jägers oder gemeinsam genutzten Wildkammern der Jäger in Anspruch zu nehmen." http://www.langmaack.com/wildbrethygiene.html

Heißt, ich - als Jäger- darf mein Wild nicht in einer Metzgerei zerwirken.

Außerdem: Erlegtes Wild in der Decke darf keinesfalls in der selben Kühlung hängen wie die geschlachteten Tiere des Metzgers.

Aufbrechen kann und darf man sofort im Revier (hängend oder liegend), aber man darf es auch schnellstmöglich in einer Wildkammer.

wobriknauer  13.06.2013, 08:30
@antnschnobe, UserMod Light

Hallo, Ich darf sehr wohl in einer Metzgerei mein Wild zerwirken, getrennt natürlich - entsprechend der Lebensmittelverordnung - wo geht es sonst hygenischer zu ??nach deiner Aussage müsste der Metzger selbst Jäger sein, um Wildbret verkaufen zu können???!- trifft so auch nicht zu! Wer kann Wildbret besser verarbeiten als ein Metzger - und evtl.Krankheiten erkennt er auch noch besser!!! WaiHai

In Deutschland macht man für jeden Beruf eine 3-jährige Ausbildung. Punkt. Das ist Lehrzeit. Es geht nicht nur darum, ein schönes Hobby oder Handwerk zu pflegen. Ein Metzger ist in der Regel immer ein Berufsmetzger, der damit sein Geld verdienen soll und sehr viel Handling daneben lernt. Es geht doch nicht nur darum, ein Tier zu schlachten. Es geht auch um Krankheiten, Vermarktung, Kunden, Buchführung, Deutsch- und Mathekenntnisse und was man sonst noch so braucht für einen Beruf. Das alles lernt man in einer Ausbildung.

Berufsjäger gibt es heute nicht mehr viele. Jagd war und ist sehr häufig (auch im Mittelalter) eine noble Freizeitbeschäftigung, aus den Gründen, weil es teuer ist und der Platz rar. Man kommt praktisch nicht an ein Stück Wald und neue Jäger müssen erst lange Prüf- und Übungszeiten hinnehmen, bevor man sie überhaupt mal jagen lässt.

So, und daher kann an in relativ kurzer Zeit Jäger werden, wenn man klever im Kopf ist und viel Lernen kann. Aber auch dieser Jäger hat eine Jungjäger-Zeit von 3 Jahren, in denen er bei Altjägern praktische Erfahrung sammelt.

Und ja, du stellst dir vieles schwierig vor. Im Dunkeln aufbrechen, kein Licht. Jäger machen eben einen knallharten Job, der körperlich und psychisch sehr hart an die Grenzen geht. Daher spricht man von "Sport". Immer wenn ich jagen gehe, verliere ich 2 kg Körpergewicht. Viele sehen nicht, wie es hinter den Fassaden läuft. Das Tier wird nach dem Erlegen innerhalb 30 Minuten in eine Wildkammer gefahren und dort in den Wildkühlschrank gehangen und dann erst nach Tagen weiter verarbeitet. Das Aufbrechen passiert in wenigen Minuten. Alles muss schnell gehen. Tragen, heben, ausnehmen, versorgen, kühlen, Hygiene.

Einige Jäger, die ich kenne, haben eine Metzgerausbildung oder Kochausbildung genossen. Bzw. alle Jäger, die ich in meiner Ausbildung kennenlernte, hatten schon mindestens eine Erstausbildung hinter sich und haben in ihren späten Zwanzigern oder Dreißigern damit angefangen. Sie hatten also einen wertvollen Berufsboden.

Die Frage ist jetzt schon alt. Ich wundere mich, warum du so viel darüber wissen willst. Hast du Interesse daran, Jäger zu werden oder warum fragst du?

Ein Jäger verarbeitet ein hochwertiges Lebensmittel. Er muss sich an äußerst präzise Hygienebedinungen halten. Wenn er es vermarken will (was häufig nicht vorkommt, weil man nicht jedes Wild als Jäger mitnehmen darf), dann muss man sowieso ein Gewerbe anmelden und eine Wildkammer haben und häufig auch ein Stück Waldpacht haben (was man erst nach Jahren pachten kann). Und ja, das sieht dann fast aus wie in einer Metzgerei.

Moderne Status-Jäger, also Hobby-Jäger (Geschäftsleute), die 1x im Jahr ihr Gewehr in die Hand nehmen (wenn überhaupt) und sonst keine Zeit für die Natur haben, sind KEINE JÄGER! Die können auch nichts verkaufen oder verwerten, denn die haben das Recht, einmal wo bei einer Jagd mitzumachen für viel Geld. Das Tier müssen sie dann aber dort lassen, das sie schießen.

Echte Jäger engagieren sich in ihrer Stadt und da sieht es dann wieder anders aus mit dem Vermarkten.

Oder eben gleich ein 3-jährige Ausbildung zum Revierjägermeister machen wenn man 16 Jahre alt ist. Damit ist man dann eben gleich von vornerein Berufsjäger. Nur können sich das die meisten nicht leisten, wenn sie schon über 30 sind.

Nun, müssen muss ich als Jäger das nicht. Wenn ich ein frisch erlegtes Stück Wild habe und innerhalb weniger Minuten eine besser geeignete Lokalität erreichen kann, kann ich das natürlich auch dort erledigen. Ich habe mal gelernt, dass das Wild möglichst innerhalb von 60 min nach dem Erlegen aufgebrochen werden sollte. Wenn ich also innerhalb dieser Zeit einen geeigneten Raum zur Verfügung habe, kann ich das Wild auch dort aufbrechen. Ich mache es aber auch meistens gleich an Ort und Stelle.

Damit der Tierkörper möglichst schnell auskühlt wird das erlegte Wild an Ort und Stelle aufgebrochen. Klar geht es dabei nicht so hygienisch und sauber zu wie in einem gekachelten und regelmäßig desinfizierten Schlachthaus. Wenn es anschließend zu Hause im Zerwirkraum zerlegt wird, dann wird das Fleisch nochmals von groben Verunreinigungen gereinigt. Das sollte eigentlich reichen, denn Lebensmittelvergiftungen aufgrund des Verzehr von Wildbret kommen doch recht selten vor. Das Aufbrechen und zerlegen lernt man in wenigen Stunden und ist nicht so kompliziert wie sich das anhört.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Bin Diplom-Biologe und bin seit über 40 Jahren Fachberater

Meine Mutter hat den Jagdschein (sie übt die Jagd nicht aktiv aus) und ich weiß, dass der Jäger das Wild an Ort und Stelle ausweiden muss. Ich müsste sie fragen wie genau das bei schlechten Lichtverhältnissen geht. Ich weiß aber auch, dass es nur um das "aufbrechen" geht, also das Öffnen des Körpers und die Innereien herausnehmen. Das bleibt dann im Wald zurück. Zerlegt wird nichts vor Ort. Mfg