Aristoteles Thesen?

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Aristoteles beschreibt Charaktertugenden als (richtige) Mitte. Die Darstellung der Tapferkeit und der Freigebigkeit als Mitte ist eine richtige Beschreibung unter dem Gesichtspunkt, wie sie als innere Haltung/Einstellung und als Verhalten bestimmt sind.

Diese Charaktertugenden stehen in Gegensatz zu jeweils zwei Extremen, die Glück (das Ziel eines guten Lebens) verfehlen und schlecht sind.

Wie Aristoteles erläutert, ist die Mitte zugleich unter dem Gesichtspunkt des Guten/Wertes das Äußerste/Höchste.

Die Mitte ist von richtiger Überlegung bestimmt und entspricht der Klugheit/praktischen Vernunft (verbindet ein Wissen über allgemeine Prinzipien mit umsichtiger und geschickter Anwendung im Einzelfall).

Ein genaueres Verständnis, wie die Lehre von der Mitte (μεσότης [mesotes]) gemeint ist, setzt voraus, etwas mehr Text zu lesen und darüber nachzudenken (vor allem Aristoteles, Nikomachische Ethik 2, 2 - 6 zur Chraktertugend allgemein, 3, 9 – 12 zur Tapferkeit und 4, 1- 3 zur Freigebigkeit).

Aristoteles versteht Charaktertugend allgemein und die einzelnen Charaktertugenden als richtige Mitte, die zwischen einem Zuviel (Übertreibung/Übermaß) und einem Zuwenig (Zurückbleiben/Mangel) liegt.

Die Mitte bei der Charaktertugend ist nicht mit Durchschnittlichkeit und Mittelmäßigkeit zu verwechseln. Sie hat nicht einfach immer einen quantitativ gleichen Abstand zu den Extremen. Die Mitte bei der Charaktertugend ist auf die jeweilige Person und Situation bezogen.

Aristoteles hat eine Vorliebe für die Mitte. Mitte zu sein, ist eine Erscheinungsform bei den Charaktertugenden, aber das entscheidende Wesensmerkmal ist das Angemessene und nach der Klugheit/praktischen Vernunft Richtige.

Tapferkeit

Tapferkeit ist Mitte zwischen Feigheit und Tollkühnheit. Menschen können sich sowohl von zuviel Angst/Furcht als auch von zuviel Mut/Zuversicht bestimmen lassen.

Wenn Menschen sich übermäßig von Angst/Furcht bestimmen lassen, ergibt sich ein feiges Verhalten. Dies kann dazu führen, Niederlagen und Verluste zu erleiden und sich unnötig von der Verwirklichung von Lebenszielen abhalten und daran hindern zu lassen.

Wenn Menschen sich übermäßig von Mut/Zuversicht bestimmen lassen und tollkühn verhalten, ist dies mit Leichtsinn, dummer Selbstüberschätzung und mangelnder Berücksichtigung bzw. Unterschätzung von Gefahren verbunden. Dies führt dann leicht zu Schäden und Katastrophen.

Beide Extreme führen zu nachteiligen und unangenehmen Folgen. Menschen können sich in zwei verschiedene Richtungen falsch verhalten. Tapferkeit ist auf ein in einer Lage angemessenes Ausmaß an Standhaftigkeit und Vorsicht ausgerichtet.

Freigebigkeit

Freigebigkeit ist Mitte zwischen Geiz und Verschwendung. Es geht um den Umgang mit Geld bzw. anderen Vermögenswerten.

Beim Geiz ergibt sich kein schönes und gutes Leben. Geld bzw. andere Vermögenswerte sind Mittel und kein Selbstzweck. Geiz schadet einem freundschaftlichen Verhältnis zu anderen Menschen und bringt einen schlechten Ruf.

Bei Verschwendung wird nicht ausreichend darauf geachtet, wieviel insgesamt an Mitteln vorhanden ist und ob die Mittel vernünftig für etwas, das sinnvoll und lohnenswert ist, ausgegeben werden. Es mangelt an kluger Auswahl: Das Nützliche und Angenehme ist im Verhältnis zum Aufwand gering. Verschwendungssucht führt dazu, auf die Dauer sein Vermögen einzubüßen. Dann fehlt es an Mitteln für äußere Güter, die für ein gutes Leben erforderlich sind und einen Beitrag zum Glück leisten.

Freigebigkeit ist nützlich und angenehm, weil die Mittel vernünftig für ein gutes Leben eingesetzt werden, ein freundschaftliches Verhältnis zu anderen Menschen gefördert wird und darauf geachtet wird, das eigene Vermögen nicht zu ruinieren. Freigebigkeit liegt beim Geben und Nehmen zwischen zwei Extremen.

Es ist wohl wieder einmal ein Statement zur goldenen Mitte.

Die Definition der Tapferkeit als goldene Mitte zwischen Feigheit und Kühnheit bringt mich zum Nachdenken. Bisher sah ich Kühnheit eher lediglich im Zusammenhang mit Mut. Sie wird erklärt mit Wagemut, Verwegenheit und Beherztheit.

Ich gehe also davon aus, dass Aristoteles mit Kühnheit auch Leichtsinn verbunden hat.

Also besteht die Tapferkeit vermutlich darin, überlegt aus der Angst heraus zu handeln.

Da erscheint die These über die Freigiebigkeit schon einleuchtender.

Was mich daran allerdings stört, ist, dass sowohl Geiz als auch Verschwendungssucht sich nur mit dem Ego zu beschäftigen scheinen. Beim Geiz will man alles für sich behalten und bei der Verschwendungssucht denke ich mal, dass es hier ähnlich ist, dass man also ohne Überlegung Geld und Reichtum im Eigensinn verschwendet.

Freigiebigkeit ist also meines Erachtens nicht nur die goldene Mitte sondern auch das Gegenteil von Geiz und Verschwendung.

absolut richtig.

Im Leben kommt es immer auf die richtige Menge drauf an, nicht zu wenig und nicht zu viel.

Aristoteles ist ein gescheiter Mensch. Und Gescheitheit ist die Mitte zwischen Schwachsinn und Genialität.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Weil Erkenntnis und Verständnis wunderbare Gaben sind.