Architektur Gebäudetypologien?
Guten Abend Community,
ich bin Architekturstudent und soll in einem meiner Fächer eine Hausarbeit verfassen. Grob geht es in den Themen allg. um öffentliche Plätzen/Gebäude und deren Typologien bzw. Zusammenhänge.
Ich habe einige spezielle Fragen, an denen ich mich grade ein bisschen verbissen habe und zu denen ich mir hier gerne einfach mal ein paar Meinungen von Interessierten einholen möchte. Vermutlich wäre ich damit zwar in einem Architektur- oder Baugeschichtsforum besser aufgehoben, aber ich dachte ich versuche es zuerst einmal hier.
Die zwei Fragen sind folgende:
- Welche historische Gebäudetypologie war die Grundlage für die Entwicklung der unterschiedlichen öffentlichen Gebäudetypen und warum?
- Welches politische Ereignis veränderte die Entwicklung öffentlicher Gebäudetypen Ende des 18. Jahrhunderts und warum? Welche Architekturschule entwickelte sich daraus?
Ich sehe die Antworten auf die Fragen bisher im Zusammenhang zueinander. Meiner Meinung nach ist das politische Ereignis eindeutig der Zusammenbruch der großen Monarchien, also die Revolution, sowie die Aufklärung im allgemeinen. Der Fokus der Architektur ging weg von den Prunkhaften Bauten mit viel unnötigen Verzierungen am Hofe und hin zur Betonung von Vernunft und Form.
Außerdem erhielten viele neue Gebäude erst durch die Entstehung und das Aufstreben eines Bürgertums eine ne Bedeutung und Gewichtung: Bisher waren Theater, Bibliotheken und viele öff. Gebäude dem Adel und den reichen zugeschrieben, doch nun mussten diese für die breitere Masse neu Entworfen und gedacht werden. Sie erhielten einen ganz neuen Stellenwert und mussten sowohl ihre Funktion beibehalten, als auch das Selbstwertgefühl der neuen Freiheit des Bürgertums widerspiegeln, ohne dabei zu sehr an alte Monarchistische/Absolutistische Strukturen zu erinnern.
Soweit so gut, allerdings weiß ich nicht, welche Architekturschule sich daraus entwickelt haben könnte.(?) Vielleicht kann mir da ja jemand von euch weiter helfen.
Die andere Frage würde ich mit den Tempeln und Palästen der Antike beantworten. Gleichzeitig könnten aber auch die Schlösser des Adels Grundlage für viele öffentliche Gebäude gewesen sein, da dort vorher die meisten Funktionen, die nun auf diese Gebäude vielen vereint waren. Schließlich waren ja auch die Schlösser irgendwo eine Neuinterpretation der antiken Gebäude um Königen ihre göttliche und geschichtliche Legitimation zu geben.
Allerdings waren die Gebäude deutlich anders strukturiert und mit anderer Intention. Ein Schloss sollte imponieren und den Reichtum zeigen - man wollte sich über jemanden stellen. Die öffentlichen Gebäude sollten doch viel mehr Volksnähe, Machtenteilung, sowie Funktionalität und neue Macht widergeben, anstatt sich erneut über andere zu stellen oder?
Ich würde mich über eine Rege Diskussion im Antwortbereich freuen! (Auch wenn es dafür vielleicht schon etwas spät ist)
Schonmal ein Danke an alle, die es so weit geschafft haben!
Schönen Abend
Tom
1 Antwort
Ich werde nur wenige Teilaspekte beleuchten, denn nur in wenigen Bereichen kenne ich mich etwas aus.
Was Ende des 18. Jahrhunders ganz wichtig war und nicht vergessen werden darf: Stadtmauern verloren ihre Schutfunktion, da neue Waffentechniken so weit fortgeschritten waren, dass eine Stadtmauer keinen großen Nutzen mehr hatte. Die Folge war: Städte konnten sich in die Fläche ausweiten und der sehr beengte Wohnraum wurde dadurch großzügiger.
Der Gebäudetyp Basilika geht auf antike Markthallen zurück. In Trier wurde so eine antike Basilika nach Konstantin I. den Großen in eine der ältesten Kirchen, also einer Basilika, wie wir diesen Begriff heute verwenden umgewandelt.
Der Kuppelbau der Hagia Sophia in Istambul war so spektakulär, dass dieses das Vorbild für den damaligen Neubau des Petersdom im Rom wurde und dieses wiederum zum Vorbild späterer Kirchenkuppelbauten.
Die Wohngebäude der Städte aus dem Historismus sind in erster Linie Gebäude des Großbürgertums. Das Großbürgertum ahmte selbstverständlich die adeligen Vorbilder nach, um ebenbürtig zu wirken. So kamen Burg- und Schlossartige Wohngebäudekomplexe in die Städte und auch die Rhathäuser dieser Zeit sehen dementsprechend wie Schösser aus.
Nun noch etwas allgemeines zu zwei typischen Baustilen:
Während der Romanik wurde eher gedrungen gebaut. Der Rundbogen aus der Antike war noch bekannt von den vielen Resten der Aquädukte. Der Name Romanik leitet sich von Römisch ab. Die Menschen fühlten sich klein und schwach, so bauten sie düstere sehr feste Gebäude.
Gotik heißt der Stil, welcher sich von den Goten ableitet. Ursprünglich also als Schimpfwort verwendet, um dieses in den Himmel aufstrebende als babarischen Protzbau abzutun. In der Gotik wollte man lichtdurchflutete, den Himmel möglichst nahe kommende Gebäude errichten, immer größer und höher bis die Pest den damals größten Kirchenbaukomplex in Sienna ein Ende setzte. Die heutige schon große Kirche war als Querschiff geplant. Reste der schon begonnenen weiteren Mauern sind heute als nie fertig gestellte Ruinen noch vor Ort zu sehen.
Architekturschulen gab es sehr viele zu unterschiedlichen Zeiten. So wurden die niedersächsischen Städte im 19. Jahrhunderts bis frühes 20. Jahrhunderts von der Hannoverschen Architekturschule geprägt. Deren bedeutendster Architeken Georg Ludwig Friedrich Laves und Conrad Wilhelm Hase waren. Es ist leider die einzige Architekturschule mit der ich mich eine Zeit lang beschäftigt hatte, sorry, wenn ich dir da nicht wirklich weiter helfen kann, vielleicht hilft es jedoch dennoch ein wenig.