Apothese

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Hilfreich für eine Klärung ist, einen Zusammenhang anzugeben.

Das Fremdwort Apothese heißt, wenn es mehr nach seiner griechischen Wortherkunft (ἀπόθεσις) geschrieben wird, Apothesis. Wörtlich genommen ist es ein Fort- bzw. Wegsetzen/-stellen/-legen. In Zusammenhang mit Geschichte und Musik (als Themen bei der Frage eingetragen) ist der Begriff Apotheose (Vergottung) naheliegender. Auch wenn dies im Fragetext als definitiv nicht das Richtige bezeichnet ist, führe ich zur Sicherheit die Bedeutung beider Begriffe aus.

August Mau, Apothesis (ἀπόθεσις). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE II. 1: Apollon–Artemis. Stuttgart : Druckenmüller, 1895, Spalte 188 gibt an:

1) Bei Lukian, Hippis oder die Badeanstalt 5 ein Auskleideraum, Apodyterium; in dem dort beschriebenen Bade ist zu jeder Seite des die Kaltwasserbassins enthaltenden Saales ein solcher Raum.

2) Apothesis heißt bei Vitruv IV 1, 11 der Ablauf der Säule, d. h. die vom Schaft zum Kapitell überleitende Anschwellung. IV 7, 3 heißt sie apophysis, und so auch die untere, zum Torus überleitende Anschwellung.

Wie mir scheint, haben sich aus der zweiten Bedeutung weitere Wörter entwickelt. Die Bezeichnung Apothesis bedeutet in der Architektur das Vermittlungsglied zwischen einer etwas vorspringenden Platte und einem Schaft oder einer Wand mit zumindest annähernd senkrechten Oberflächen. Apothesis ist in Kirchen in einer frühen Zeit ein Platz auf der Südseite des Altarraumes zum Ablegen von Gegenständen (z. B: für Bücher, Kleidung), ausgestattet mit Regalen.

Duden - das Bedeutungswörterbuch. Herausgegeben von der von der Dudenredaktion. 3., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim ; Leipzig ; Wien ; Zürich : Dudenverlag, 2006 (Duden ; Band 10), S. 82 zu Apotheose:

1) Erhebung eines Menschen zu Gott, Vergöttlichung eines (lebenden oder toten) Menschen

2) Verherrlichung

3) (Theater) wirkungsvolles Schlußbild eines Bühnenstücks

Eine literarische Variante mit einer Wendung ins Satirische ist Seneca, Apocolocyntosis (Verkürbissung). Kaiser Vespasian soll, als er dem Tod nahe war, den Ausspruch „Weh mir, ich glaube, ich werde zum Gott!" getan haben (Sueton, Divus Vespasianus 23, 4 „prima quoque morbi accessione: Vae, inquit, puto, deus fio.“).

Andreas Bendlin, Vergöttlichung II. Griechenland und Rom In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 12/2: Ven - Z. Nachträge. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 2002, Spalte 68 gibt an:

Als metasprachlicher Begriff bezeichnet Vergöttlichung den Prozeß die spontane oder institutionalisierte Deutung und Verehrung einer Sache, eines abstrakten Begriffs (Personifikation), einer Naturerscheinung oder eines Menschen – zu seinen Lebzeiten oder nach seinem Tod - als göttlich. Die „Apotheose“ (nach griechisch ἀπoθέωσις), das Vergöttlichungs-Ritual für die verstorbenen Kaiser (-> consecratio) von Augustus bis zur Umdeutung durch Constantinus I. im Rahmen seiner eigenen Bestattung, ist ein Sonderteil dieses allgemeinen Phänomens.

Die rituellen Mittel der Vergöttlichung sind dem Kult der Götter entnommen und heben den Adressaten der Vergöttlichung auf eine andere Ebene: Die Anrufung (-> Epiklese), das -> Gebet oder der -> hymnos, religiöse -> Rituale wie das -> (Trank-)Opfer oder die Verehrung einer Statue (Cicero, De officiis 3, 86), die Einrichtung eines festen Kultes mit Altar, Heiligtum, Priester und Fest.

David Morones/Julie Anne Safdie. Apothéose. In: The New Grove dictionary of music and musicians. Second edition, Edited by Stanly Sadie. Executive editor John Tyrrell. Volume 1: A to Aristotle. London : Macmillan, 2001, S, 781 – 782 gibt zu der französischen Bezeichnung an:

instrumentale Musikform deren programmatischen Elemente einen toten Musiker ehren, gewöhnlich Lully

In einer apothéose wird der Begünstigte von Apollon (Louis XIV. repräsentierend) auf dem Berg Parnassus willkommen geheißen.

Die frühesten erhaltenen überlebten als satirische Szenen.

Beispiele für eine Apothéose:

Le triomphe de Lulli aux champs Elysées (1678, anonym)

François Couperin,Le parnasse au L`Apothéose de Corelli : Grande Sonade en trio (1724; Teil von: Les goûts réünis)

François Couperin, Concert instrumental sous le titre d'Apothéose composé à la mémoire Immortelle de l'incomparable Monsieur de Lully (1725)

Man stellt sich auf die Stufe eines Gottes, vergleicht sich mit ihm, möchte gottesgleich sein....

Hi, apo: von (.. weg). Tithenai: stellen, legen, setzen (Theke, These, Thema, Apotheke, Butike). These: Aufgestelltes: aufgestellter (unbewiesener) Satz, (unbewiesene) Behauptung. Eine Apothese ist demnach etwas von irgendwo weg aufgstelltes. In der Kirche zum Aufbewahren von Kultgegenständen, seitlich vom Altar entfernt. Oder Umkleideraum in antiken Bädern. Google mal nach Apothesis. Gruß Osmond