Antworten auf die Theodizeefrage?
In Religion beschäftigen wir uns momentan mit der Theodizeefrage, also der Rechtfertigung Gottes und der Frage, warum Gott das Leid auf der Erde zulässt.
Dazu haben wir mehrere Texte von verschiedenen Theologen, Philosophen etc. bekommen, die eine eigene Antwort auf die Theodizeefrage haben.
Ich wollte hiermit fragen, ob ich die einzelnen Rechtfertigungen so richtig verstanden habe, oder ob dem noch etwas hinzuzufügen ist.
Leibniz: Laut ihm gibt es das Leid auf der Welt, weil Gott theoretisch keine absolut vollkommene Welt schaffen kann, da er Souverän ist und somit nichts mit ihm gleichgestellt sein kann. Daher hat er eine bestmögliche Welt geschaffen. Außerdem scheint sie, da sie nun mal nicht komplett vollkommen ist, im Vergleich zu Gott unvollkommen. Des Weiteren ist das Leid ein Maßstab um das Glück auf der Welt erkennen zu können.
Kushner: Gott will kein Leid und verursacht es deswegen auch nicht, jedoch kann er es auch nicht verhindern. Er hilft den Menschen nur das Leid zu ertragen und darüber hinweg eine Lösung für die Probleme zu finden.
Kreiner: Nicht Gott ist verantwortlich für das Leid der Menschen, sondern die Menschen selbst. Er lässt es zu, da er dem Menschen seinen freien Willen, den er ihm gegeben hat, lassen will. Die Willensfreiheit kann somit für Gutes aber auch für Schlechtes benutzt werden, daher entscheiden sich die Menschen selbst für das Unglück.
Freud: Er kritisiert Gott: Gott tut nichts gegen das Leid auf der Welt, er beschwichtigt es sogar. Für die Menschen ist er eine Art Schutz, jedoch verschließen sie dadurch die Augen vor dem Schlechten und tun nichts dagegen. Also Gott animiert die Menschen nicht dazu, etwas gegen das Leid zu tun.
Feuerbach: Gott als Projektionsfläche menschlicher Bedürfnisse. Die ihm gegebenen Eigenschaften sind die, die sich der Mensch selbst wünscht. Gott hat also so viel Wert, wie ein Mensch ihm gibt. Er verkörpert die inneren Wünsche eines Menschen. Sie machen sich dadurch abhängig von Gott und geben ihm deswegen auch die Schuld für das Leid, stehen jedoch nicht selbst dafür ein. Feuerbach setzt somit auch ein Ziel an die Menschheit: Sich von der Religion loszulösen um selbstständig zu sein.
Marx: Bezieht sich auf Feuerbach: Gott ist Produkt des Menschen. Mit der Religion veranschaulichen die Menschen das Leid um es zu erkennen. Jedoch dient sie nur als Protest und löst die Probleme nur provisorisch, schafft also kein wirkliches Glück. Dadurch bauen sich die Menschen eine Illusion auf. Marx kritisiert eigentlich nicht die Religion, sondern nur wozu sie genutzt wird, beziehungsweise wozu sie nicht genutzt wird.
Außerdem hätte ich noch ein paar Fragen:
- Bei Kreiner kann man ja kritisieren, dass er sich nur auf das Leid bezieht, was die Menschen selbst verursachen. Umweltkatastrophen, usw. lässt er ja damit außen vor. Was kann man bei den anderen kritisieren?
- Kann man Ludwig Feuerbach und Sigmund Freud als Religionskritiker bezeichnen?
Es wäre so klasse, wenn jemand Antworten hat.
Liebe Grüße
4 Antworten
Das Ganze ist halt ein Konstrukt, das nicht hinhaut. Genau so kannst du dich fragen, warum der Teufel wollte, dass Jesus gekreuzigt wird, wenn das die Erlösung für die Menschen bedeutet. Eigentlich hat der Teufel die Kreuzigung ja verursacht, dadurch dass er Judas zum Verrat gedrängt hat.
Bei Kreiner kann man sich auch die Frage stellen, ob es einen "freien Willen" gibt, viele Philosophen und Naturalisten würden das wohl verneinen.
Keine der genannten Personen bis auf Feuerbach und Marx liegt richtig. Es ist unmöglich, das Bild eines gütigen, allmächtigen und wohlmeinenden Gottes mit dem Leid der Welt zu vereinbaren.
Leibniz und Kushner gehen von einem nicht-allmächtigem Gott aus, also einem Wesen, das zwar angeblich die Macht hatte, das Universum zu erschaffen, das aber daran gescheitert ist eine gute Welt und gute Menschen zu schaffen. Demnach wäre dieses Wesen kein Gott im Sinne der allgemein anerkannten Definition.
Kreiner ist auch so eine Sache. Er redet im Prinzip einfach nur drum herum, indem er sagt, es läge einfach am freien Willen, den Gott schützen will. Doch egal, was passiert. Bei einer Auseinandersetzung bleibt immer jemand der nicht das bekommt was er will. Nimm als Beispiel einen dreckigen, widerwärtigen Vergewaltiger: Er hat sein Opfer erspäht und will sich an ihm vergehen, weil ihm die Eier für eine richtige Beziehung fehlen. Doch das Opfer will einfach nur nicht vergewaltigt werden (logischerweise). Wer bekommt nun seinen freien Willen? Auch hier müsste ein allmächtiger und gütiger Gott, der sich an seine eigen aufgestellten Regeln hält beides zulassen. Eineseits die Vergewaltigung und andererseits auch nicht. Allmacht muss das theoretisch zulassen.
Freud kommt schon näher, aber bei ihm bleibt einfach die Allmacht und die Güte auf der Strecke. So gibt es keinen Widerspruch.
Feuerbach und Marx liegen richtig und wissen, wie die Sache sinnvoll, widerspruchsfrei und logisch liegt. Sie erkennen Gott, als das was er ist: Ein menschliches Produkt, wonach die Frage ihre Grundlage verliert, denn Ideen sind handlungsunfähig.
Das Theodizee Problem besteht in der Unvereinbarkeit eines gütigen allmächtigen Gottes mit dem Leid.
Leibniz irrt sich, denn das hier ist nicht die bestmögliche Welt. Eine Welt in der Menschen keinen Blinddarm haben, oder in der es keine Zecken gibt, wäre zweifellos besser.
Kuschner geht von einem nicht allmächtigen Gott aus, der keine Zecken nicht erschaffen und auch keine Menschen ohne Blinddarm erschaffen konnte. Er lässt einfach die Prämisse der Allmacht fallen.
Kreiner irrt sich ebenfalls, denn der freie Wille ist eine lahme Ausrede. Wenn ein Mörder mordet, geschieht dies gegen den Willen des Opfer. Der Mörder will morden, das Opfer will leben. Egal ob ein Gott den Mord verhindert oder nicht, es geschieht entweder etwas gegen den Willen des Mörders oder den des Opfers. Kreiners Gott stellt sich auf die Seite des Mörders.
Zudem ist die Schuldfrage irrelevant. Es ist egal ob das Leid von Menschen verursacht wird. Wenn du siehst wie jemand auf eine landmine zu läuft ist es doch auch egal, wer die gelegt hat. Wer kein ArschIoch ist, würde die Person zumindest warnen.
Freud lässt offenbar die Allmacht und die Güte fallen. Das ist ein Weg, den Widerspruch zu umgehen.
Feuerbach und Marx liegen richtig und liefern eine schlüssige Antwort. Sie gehen erst gar nicht von der Existenz eines Gottes aus.
Gott lässt sich nicht zurechtbiegen und zurechtglauben. Er ist nicht der Wunscherfüller; er macht nich nicht gesund, wenn ich krank bin, er schreibt auch kreine guten Noten für mich.
Aber ich kann mich IHM anvertrauen, meine Sorgen bei IHM lassen; darauf vertrauen, dass er mir kleinem, armseligen Hascherl entgegen kommt und in den Arm nimmt, wenn ich schauen werde, was ich heute nur glauben kann.
Die Widersprüchlichkeit dieser Welt ist nicht von Gott, sondern von Menschen erschaffen. Und Gott wich dem nicht aus: Christus wurde missverstanden, verraten, verleugnet, im Stich gelassen und starb auf entsetzlichste Art und Weise.
Es gibt keinen dunklen Ort dieser Welt, an dem Gott nicht ist. Die Frage ist nur, wer das noch wissen will.
Als pubertierender Junge sah ich im Fernsehen die Heiligsprechung Maximilian Kolbes. Auf einmal wurde der polnische Familienvater eingeblendet, für den Kolbe in den Tod ging.
Einer meiner unvergesslichstenTV-Momente.
Hat Christus überhaupt nachweislich existiert?
Es gibt einfach keine Ausrede. Jemanden verrecken zu lassen, dem man helfen könnte, ohne sich in Gefahr zu bringen, ist unmoralisch.
Warum nicht? Leid ist nicht mit Allmacht und Güte vereinbar. ist doch nicht schwer zu verstehen.
Weil Sie vehement von der Nichtexistenz Gottes ausgehen. Es gibt da noch Leute, die das anders sehen.
Ich gehe nicht von der Nichtexistenz aus, ich gehe nur nicht von der Existenz aus, weil ich keinen vernünftigen Grund dazu habe.
Aber egal wovon ich ausgehe oder nicht ausgehe, noch niemandem ist es gelungen, den Widerspruch zwischen der Annahme der Existenz eines allmächtigen, gütigen Gottes und dem zweifellos vorhandenen Leid aufzulösen.
Ein Gott der Menschen elendig verrecken lässt, denen er helfen könnte, ist nicht gütig. Ein Gott der ihnen nicht helfen könnte, ist nicht allmächtig. Es verrecken aber täglich Menschen unter entsetzlichen Bedingungen.
Dein Gott will also nicht helfen, obwohl er könnte. Er lässt Menschen elendig verrecken und sieht dabei zu. Aber sie können sich ihm anvertrauen, wie gütig.