Angst bezüglich dem Tod der Eltern?
Guten Abend,
seit ich klein bin, kämpfe ich mit dem Problem, dass ich eine riesige Angst davor habe, dass meine Eltern sterben. Ich verabredete mich nicht zum übernachten, usw. um darauf aufpassen zu können, dass keiner einbricht und ihnen was antut. Auch jetzt noch, wo ich nicht mehr Zuhause wohne, denke ich mehrmals am Tag daran und frage mich ob jemand hier ein paar Tipps hat, wie ich damit umgehen kann?
Vielen Dank :)
6 Antworten
Hallo,
ich möchte dir hier einen Rat geben und möchte vor allem Coriolanus widersprechen. Ich finde, es scheint unsere westliche Kultur zu sein, dass eine zu starke Bindung zu den Eltern als etwas negatives betrachtet wird, dass eine "Ablösung" notwendig ist und sonst "therapeutische Hilfe" gesucht werden muss. Was für ein Schwachsinn. In anderen Kulturen ist es ganz normal in Mehrgenerationenhäusern zu leben und sein Leben lang bzw. bis zum Tod der Eltern diese nahezu jeden Tag zu sehen und ihnen zu helfen und daran ist überhaupt nichts verwerflich oder falsch!
Deine Einstellung und deine Gefühle sind überhaupt nicht schlimm, Angst ist natürlich nichts gutes, aber man sollte sich schon stetig darüber bewusst sein, dass die Eltern (und aber auch andere geliebte Menschen) jederzeit sterben könnten und nie im Streit auseinandergehen/keine Konflikte ungelöst lassen usw.
Ich schreibe dir das, weil ich vor kurzen meinen Vater verloren habe, ich bin erst 26 Jahre alt und ich bin auch erst relativ spät mit 23 ausgezogen. Die Zeit mit deinen Eltern ist begrenzt, ich weiß nicht, wie gesund oder alt sie sind, aber wenn du das Gefühl hast auf sie aufzupassen und soviel Zeit wie möglich mit Ihnen zu verbringen, weil dir die Endlichkeit des Lebens bewusst ist, dann ist das in Ordnung.
Aber natürlich solltest du auch dein eigenes Leben aufbauen, aber ich sage, welche Ziele du auch immer in deinem "eigenen Leben" haben wirst, Karriere, Erfolg, materielle Dinge, diese Dinge haben alle kaum einen Wert mehr, wenn ein geliebtes Elternteil stirbt, denn nichts ist wertvoller als die Zeit, die du mit deinen Eltern noch hast, also versuche hier einen Mittelweg zu finden und fühl dich nicht von unserer materiallistischen Gesellschaft schlecht gemacht, nur weil dir deine Eltern halt wichtig sind! Denn die Familie und die Zeit, die du mit ihnen hast, ist wichtiger als alles andere. Manchmal fällt einem das erst auf, wenn es zu spät ist...
Hi,
dass ist ein sehr persönliches Gefühl welches uns bei dem Gedanken unsere Eltern eines Tages zu verlieren erfasst. Lass mich dir kurz schreiben, wie ich diese Momente für mich erlebt habe.
Ich verlor meine Mutter 1985 als ich 20 Jahre alt war, in dieser Zeit war ich kaum in der Lage, die Tragweite ihres Todes im ganzen Umfang zu erfassen. Ich ging damals direkt zur Bundeswehr weil ich das Gefühl hatte, die Trauer und die gesamten Umstände in meinem Familiären Umfeld nicht ertragen zu könnten.
In den damals 15 Monaten bei der Bundeswehr, befand ich mich in einer ganz anderen Welt und als ich zurückkam, hatte ich die Kraft mein Leben neu zu sortieren. Als mein Vater vor 1 1/2 Jahren sehr plötzlich verstarb, da erfasste mich aus dem Nichts ein Gefühl der Angst, wie ich es nie zuvor gespürt hatte. Fast so, als wäre ich wieder ein Kind, vollkommen abhängig von meinen Eltern und von der Angst getrieben, dass sie weggegangen sind und nicht zurückkommen.
Tatsächlich brauchte ich eine Weile, um dieses Gefühl zu verstehen und die Unruhe in mir zu besiegen. Natürlich war mir klar, dass im Alter meines Vaters täglich etwas passieren kann, aber
die Angst kam erst mit seinem Tod auf mich zu. Weißt du, wir sind ein Teil unserer Eltern und sie haben uns beigebracht zulaufen, zu essen, Fahrrad zu fahren, zu schwimmen und in dieser oft nicht leichten Welt unseren Weg zu finden. Ein Teil von Ihnen wird bis zu unserem Tod immer in uns weiterleben. Ich selbst spüre das gerade jetzt in vielen Momenten, in denen ich plötzlich das Gefühl habe, dass sie meine Hände und Gedanken führen und mich eine Wärme umgibt, wie ich sie die vielen gemeinsamen Jahre mit ihnen immer um mich hatte.
Was ich dir damit sagen möchte, sie bleiben in dir, auch wenn sie eines Tages nicht mehr da sind, wirst du spüren, wie sie in vielen Momenten des Lebens bei dir sind. Ich selbst habe die emotionale Seite meiner Mutter in mir und ein unglaublich kreatives handwerkliches Geschick und Können von meinem Vater. Manchmal ist es fast unheimlich das zu erleben, was von ihnen
in mir lebet. Einen Rat kann ich dir geben, wenn du Fragen über ihre Vergangenheit bis hin zur Kindheit hast, dann frage sie solange sie bei dir sind.
Viel Glück auf deinem Weg
Deine starke emotionale Abhängigkeit von deinen Eltern verhindert, dass Du dir ein eigenständiges Leben aufbaust. Man kann seine Eltern lieben und trotzdem ein eigenes selbstbestimmtes Leben führen. Die Emanzipation vom Elternhaus ist eigentlich ein sehr natürlicher und notwendiger Weg. Vielleicht haben es deine Eltern ja auch versäumt, dir rechtzeitig einen liebevollen Stoß aus dem "warmen Nest" zu geben. Sprich´ mit deinen Eltern über dein Problem. Solltest Du diese Ablösung nicht schaffen (deine Eltern könnten und sollten dir dabei helfen), wird es wohl ratsam sein, dass Du dir therapeutische Hilfe suchst.
Vielen Dank, ich bin bereits seit einigen Monaten in Therapie und lebe trotzdessen, dass ich noch vom volljährig sein entfernt bin, nicht mehr Zuhause. Diese Entscheidung habe ich getroffen, um von meinen Eltern Abstand zu bekommen. Ich lebe jetzt seit einem Jahr 300km weit weg und komme trotzdem nicht von diesen Gedanken weg..
Ich habe das Ganze bereits hinter mir. Auch wenn Du es Dir heute noch nicht vorstellen kannst: Du schaffst es und alles, was damit zusammenhängt. Du bekommst automatisch für sehr lange Zeit eine geradezu übermenschliche körperliche und seelische Kraft. Eigentlich funktionierst Du nur absolut perfekt. Später wirst Du Dich aber nicht einmal mehr daran erinnern, wie Du das alles geschafft hast. Die Natur hat es so für uns eingerichtet. Irgendwann kommt bei Dir der ebenso friedliche wie freundliche Gedanke auf: Ich habe es geschafft. Niemals hätte ich das für möglich gehalten. Immer Kopf hoch halten!
Hier sind grundsätzliche Tipps, um mit der Situation umzugehen: Du kannst mit einem Menschen reden. Es gibt im Internet und über das Telefon kostenlose Seelsorge.
Ich bin Christ, ich glaube an ein ewiges Leben nach dem Tod. Ich habe keine große Angst vor dem Tod. Das ich keine große Angst habe, das liegt an meinem Glauben. Ich bin daher der Ansicht, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist.
Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott und ein Leben nach dem Tod gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.