Angabe von Ehrlichkeit in Ausbildungszeugnis als Informatiker normal?


03.12.2022, 15:45

Ich schreibe hier mal den letzten Teil von meinem Arbeitszeugnis rein, weil ich einfach hoffe, das der Satz im Gesamtkontext vielleicht doch etwas normales sein kann? Irgendwie klingt es einfach komisch:

Herr x hat seine Berufsausbildung mit hohem Engagement und regem Interesse betrieben. Er zeigte eine gute Auffassungsgabe und hat sich mit Erfolg alle wesentliche Fertigkeiten und Kenntnisse eines Fachinformatikers für Anwendungsentwicklung angeeignet. Aufgrund seiner guten Lern und Arbeitsweise erledigte er die ihm im Rahmen der Ausbildung übertragenen Aufgaben quantitativ und qualitativ gut. Er erfüllte die ihm übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit.

Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit waren bei ihm stets selbstverständlich.

Das Verhalten von Herrn x gegenüber Vorgesetzten, Ausbildern, Mitarbeitern und Mit-Auszubildenden sowie gegenüber Geschäftspartner und Kunden war jederzeit einwandfrei. Zudem fügte er sich als Auszubildender gut in die wechselnden Teams ein.

Auch den schulischen Teil seiner Ausbildung hat Herr x mit gutem Erfolg abgeschlossen.

Wir bedanken uns bei Herrn x für die angenehme Zusammenarbeit während der Ausbildungszeit.

Wir wünschen ihm auf seinem weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute und weiterhin viel Erfolg!

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hmm, das könnte tatsächlich eine Verklausulierung sein für "er war unehrlich" oder es könnte zumindest beim neuen Arbeitgeber so rüberkommen. Normal ist es jedenfalls nicht, so etwas habe ich in all meinen Zeugnissen noch nie zu stehen gehabt. Es ist ja bekannt, dass z.B "er war sehr gesellig" heißt: "er hat gesoffen":.

Ich würde so einen Satz rausnehmen lassen aus dem Zeugnis, du hast ein Recht darauf.


narcatascane 
Beitragsersteller
 03.12.2022, 15:35

Das Recht verfällt leider nach 2 Jahren glaube ich

Wunderowunder  03.12.2022, 15:42
@narcatascane

Das weiß ich nicht, kann sein. Du könntest trotzdem fragen, ob sie es aus Kulanz ändern, weil es dir erst jetzt aufgefallen ist und du dich unwohl damit fühlst. Aber wenn der Hintergrund dieser Formulierung tatsächlich deine Unehrlichkeit war, sie also Wert darauf legen, dass der neue Arbeitgeber das erfährt, stehen die Chancen natürlich ziemlich schlecht.

Mal rein interessehalber: warst du denn unehrlich?😉

narcatascane 
Beitragsersteller
 03.12.2022, 15:56
@Wunderowunder

Ja, habe einmal aus Affekt gelogen, weil ich mich unter Druck gesetzt gefühlt hatte und mit den Arbeitsanforderungen einer Aufgabe nicht klar kam. Das habe ich dann offen gegenüber meinem Ausbilder zugegeben und er hat natürlich gesagt, dass das gar nicht geht und so etwas wie, dass wenn es jetzt eine einmalige Sache war, und das war es, das jetzt vergessen ist oder so etwas in die Richtung, ich weiß es gerade nicht mehr. Deswegen habe ich jetzt Angst, dass der Satz entweder so etwas heißt wie "du hast gelogen" oder "du hast gelogen, aber es wenigstens zugegeben". Ich habe oben noch mal den gesamten Satz ergänzt, weil ich nicht weiß ob es im Gesamtkontext vielleicht anders klingt

Wunderowunder  03.12.2022, 16:47
@narcatascane
Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit waren bei ihm stets selbstverständlich.

Jaaa, in diesem Kontext ist das okay! Obwohl ich es immer noch etwas merkwürdig finde, dass Ehrlichkeit überhaupt erwähnt wird, weil es ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte und wahrscheinlich ist der Vorfall, den du da beschreibst, ja auch der Grund der Erwähnung. Aber in diesem Kontext wird das einem neuen Arbeitgeber ganz sicherlich nicht auffallen. Und selbst wenn es ihm auffällt, wird er denken: wenn Ehrlichkeit für Unehrlichkeit stehen würde, dann würde das auch bedeuten, dass du unpünktlich und unzuverlässig warst, und dann hättest du nicht so ein gutes Zeugnis bekommen! Und insgesamt IST es ein wirklich gutes Zeugnis! Also mach dir keine Sorgen !!! Viel Erfolg bei den Bewerbungen!🍀

narcatascane 
Beitragsersteller
 03.12.2022, 16:51
@Wunderowunder

Ich fühle mich immer wie der Teufel, wenn ich daran denke ^^' Danke, das ist wirklich sehr beruhigend!

Wunderowunder  03.12.2022, 16:55
@narcatascane

Gerne! Wir machen alle mal Fehler, das ist vollkommen normal und menschlich, da brauchst du dich nicht wie der Teufel zu fühlen! Es wäre bloß blöd, wenn so ein Vorfall einem den ganzen zukünftigen Lebensweg verbauen würde und deshalb hat man ja das Recht auf ein "wohlwollendes Zeugnis", wie es so schön heißt. Also in Zukunft lieber immer gleich prüfen und gegebenenfalls intervenieren! 😉

Hallo Narcatascane,

Das Aufführen von Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit kann in bestimmten Fällen negativ auffallen, das scheint hier aber nicht gegeben.... eigentlich. 😉

Was mir aber als Negativ auffällt ist das !Ausrufezeichen! im letzten Satz, darin sehe ich eine verbotene Hervorhebung.
Hast du dieses ! tatsächlich so aus dem Original übernommen? Falls Ja solltest du das Zeugnis hier einmal vollständig einstellen, das könnte ein Indiz dafür sein dass es noch weitere "Auffälligkeiten" enthält.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

narcatascane 
Beitragsersteller
 06.12.2022, 13:53

Das mit dem Ausrufezeichen hätte ich nicht gedacht. Für mich klingt es eher freundlich gemeint. Der Rest vom meinem arbeitszeugnis enthält die genaue Beschreibung über meine Tätigkeiten in der Ausbildung, also keine Bewertungen mehr.

dereineWolf  06.12.2022, 14:18
@narcatascane

Hervorhebungen wie Fettdruck, Unterstreichungen oder eben ein Ausrufezeichen sind in einem Ausbildungs- oder Arbeitszeugnis verboten. Dies weil dadurch einzelne Worte oder ganze Passagen herausgestellt- oder in Frage gestellt werden können.
Das Ausrufezeichen als Abschluss und letztes Zeichen des Zeugnisses kann so gemeint und verstanden werden dass der vorhergehenden Text eine Aussage enthält auf die hingewiesen werden soll... und da wären wir jetzt doch wieder beim Punkt "Ehrlichkeit".
Mal ganz unter uns- ist da denn irgendwann mal etwas vorgefallen? 😉

narcatascane 
Beitragsersteller
 06.12.2022, 14:30
@dereineWolf

Unter uns ist das hier wohl kaum, aber ja, habe ich auch schon weiter unten geschrieben. Also meinst du, dass das Ausrufezeichen bedeuten soll, dass der ganze Text noch mal genauer gelesen werden soll?

dereineWolf  06.12.2022, 14:42
@narcatascane

Das ist naheliegend.
Und auch wenn du glaubst das restliche, von dir nicht eingestellte Zeugnis sei OK... ich rate dir dringend dazu es im ganzen auf Auffälligkeiten überprüfen zu lassen. Nicht nur den Text sondern das komplette (anonymisierte) Dokument.

narcatascane 
Beitragsersteller
 06.12.2022, 14:51
@dereineWolf

Okay danke, dann lasse ich es noch mal überprüfen aber ich glaube leider ist es eigentlich egal. Ich habe meine Ausbildung vor 3 Jahren beendet und es ist mir erst jetzt aufgefallen. Würdest du denn sagen, dass das Ausrufenzeichen etwas ist was wirklich sofort auffällt und das ganze Zeugnis in Frage stellt?

dereineWolf  06.12.2022, 15:00
@narcatascane

Na wenn das Zeugnis tatsächlich schon 3 Jahre alt ist wird da wahrscheinlich eh nichts mehr "zu reißen" sein. Vielleicht hast du dir in der Zwischenzeit ja bereits ein Arbeitszeugnis erworben das "über alle Zweifel erhaben ist". 😉

Und um deine Frage zu beantworten- dem versierten Leser/Profi fällt das auf, ja.

narcatascane 
Beitragsersteller
 06.12.2022, 18:53
@dereineWolf

Nein, ich mache gerade etwas anderes, überlege aber vielleicht Informatik zu studieren oder mich irgendwann noch mal woanders mit dem Zeugnis zu bewerben. Wenn das dann an einem Ausrufezeichen scheitert wäre das schon hart 😂

narcatascane 
Beitragsersteller
 06.12.2022, 19:30
@dereineWolf

Hey, ich habe noch etwas gefunden, was mich dazu beruhigt hat: https://bankinghub.de/human-resources/arbeitszeugnis-rechtsgrundlage

Da steht drin (wenn man mit Strg+F nach "Ausrufezeichen" sucht), dass man bei dem Zeugnis auch immer den Gesamtkontext betrachten muss und es deswegen nicht negativ wirken muss. Und ich finde der Gesamtkontext ist positiv, wenn ich davon ausgehe, dass die Ehrlichkeit da nicht fehl am Platz ist. Alles andere sieht für mich wirklich gut aus, außer das ich mir nicht sicher bin, ob die Formulierung mit den "mit Erfolg wesentlichen Anforderungen" jetzt eine 3 oder 4 ist, aber ansonsten sieht mein Zeugnis meiner Meinung nach schon ordentlich aus und ich denke nicht, dass darin irgendetwas konkret negativ gedeutet werden kann (hoffe ich jedenfalls).

dereineWolf  07.12.2022, 11:43
@narcatascane

Du suchst jetzt nach Quellen und Rückmeldungen die dir sagen dass "die Sache mit dem !" doch nicht so gravierend ist. Wenn dich das beruhigt dann glaube daran, ändern kannst du an dem Zeugnis jetzt eh nichts mehr. 😉

Schau nach vorne! 👍

narcatascane 
Beitragsersteller
 07.12.2022, 17:55
@dereineWolf

Wenn es Quellen dazu gibt und du bis jetzt der erste bist der diese Rückmeldung gegeben hat, heißt das auch noch nicht das es wirklich so gravierend ist ^^
Ich denke immer noch das es unrealistisch ist, dass wenn jede Formulierung in dem Arbeitszeugnis normal und gut ist, das letzte Satzzeichen dazu verleiten soll/kann, dass jemand das komplette Zeugnis anzweifelt. Tue ich doch. Nur nicht in dem Sinne, dass ich mir selber sage das mein Zeugnis wegen dem falschen Satzzeichen nichts wert ist.

Ehrlichkeit ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit und wird vorausgesetzt.

Wird sie im Arbeitszeugnis erwähnt, ist etwas vorgefallen oder die Arbeitsleistung war so schlecht, dass dem Arbeitgeber kaum etwas Positives zu erwähnen bleibt.

"Er ist immer ehrlich gewesen"

Finde ich positiv. Wenn dieser Satz fehlt, wäre das eher ein Problem.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

narcatascane 
Beitragsersteller
 03.12.2022, 15:33

Das ist beruhigend. Ich habe nur irgendwo gelesen, dass wenn man etwas selbstverständliches wie Ehrlichkeit im Arbeitszeugnis erwähnt, dass nichts gutes heißt, deswegen ^^'