An die Christen: Warum ist Jesus in Kirchen an die Wände gemalt?

6 Antworten

Das ist tricky, und ne gute Frage. Die Argumentation mit "allein Sohn Gottes" ergibt für mich nicht viel Sinn, denn dazu müsste man die christliche Trinitätsvorstellung außer Acht lassen: Sohn, Vater und heiliger Geist. Dreigeteilt und doch im Kern eins. Jesus soll Teil dieser Trinität sein, ergo Teil der einen Göttlichkeit = Gott. Es wird nicht umsonst von "fleischgewordener Gott" gesprochen. Seine menschliche Hülle darzustellen, mag ne theologische Grauzone sein. Praktisch ergab es damals in Europa Sinn, denn kulturell konnten die Menschen hier eher die vermeintliche Existenz von etwas begreifen, vom dem sie sich ein Bild machen konnten. Und darüber hinaus hat es natürlich auch geholfen, dann später auch je nach Region, diesen Messias mehr dem Ebenbild der Mehrheitsgesellschaft dort anzupassen; mal etwas dunkler, mal heller - ja auch mit asiatischen Zügen. Die Masse sollte sich ja mit "ihrem Heiland" identifizieren können.

Ganz simples Beispiel aus dem Alltag: Auch heute noch ist es uns wichtig, das Gesicht des Gegenüber sehen zu können, um uns wirklich wohlfühlen in dessen Gegenwart.


MinaMango 
Beitragsersteller
 16.02.2023, 18:05

Da stimme ich dir zu. Die Argumentation mit nur der Sohn Gottes wiederspricht ihrer eigenen Vorstellung einer Trinität(worüber man sich ja auch ganz ausgiebig unterhalten müsste)

Die Bilder an den Wänden sind in der Regel gemalte biblische Erzählungen. Mit ihrer Hilfe konnte man Menschen, die keine Bibel hatten oder nicht lesen und schreiben konnten, die Bibelgeschichten nahebringen.

Die Darstellung Jesu und der Heiligen in Bildern war lange Zeit sehr umstritten. Im Frühmitelalter einigte man sich erstmal darauf, keine Skulpturen wie in der heidnischen Antike zu fertigen, sondern flache Ikonen. Sie hatten beim Gebet eine vergleichbare Funktion wie das runde Nutzerbild von mir über dieser Antwort. Das "bin" nicht "ich", sondern es sind lichtemittierende Flüssigkristalle oder was auch immer in einer bestimmten Anordnung, die du siehst. Aber sie geben dir das Gefühl, es mit mir als Person zu tun zu haben. Diese Funktion haben auch Ikonen. In der Romanik und Gotik hat man das dann auch auf Skulpturen z. B. auf die über dem Altar hängenden Triumphkreuze übertragen.

In der Reformation gab es dann eine deutliche Gegenbewegung. In vielen reformierten Kirchen gibt es gar keine Bilder. Oder sie dienen nur als Symbol.


MinaMango 
Beitragsersteller
 16.02.2023, 18:07

Ok, aber Jesus wird ja trotzdem dargestellt. Auch wenn es den Menschen zur Vorstellung hilft wäre es ja gegen den Glauben.

Weil das Christentum in Wahrheit ein Mix aus Heidentum mit jüdischen Elementen ist, und die Heiden haben sehr wohl Götter und Göttersöhne in Bildern und Statuen dargestellt. Das Darstellungsverbot für Göttliches galt nur für Juden, und von denen wollte sich das Christentum schon früh unterscheiden.

Ganz einfach. Jesus ist der Gottmensch - der Mensch gewordene Gott-und als Mensch hatte er nunmal eine Gestalt und ein Gesicht.

Außerdem hat Jesus viele Vorschriften vom alten Testament als nichtig erklärt z.B. nicht was in den Mensch gelangt macht ihn unrein (Schweinefleisch) sondern die schlechten Gedanken aus seinem Herzen.

So auch die Vorschrift, du sollst dir kein Bild von Gott machen, denn Jesus hat das "Bild" eines strafenden Gottes ins rechte Licht gerückt - er ist ein liebender, verzeihender Vater, der alle seine Kinder retten will und sich deshalb sogar demütigt-wie ein Straftäter am Kreuz.

Die sog. zehn Gebote sind ein Regelwerk das an das (tribale) Volk der Israeliten der sog. Eisenzeit gerichtet war.


MinaMango 
Beitragsersteller
 16.02.2023, 18:08

Das versteh ich nicht?

IlanRoman  16.02.2023, 19:01
@MinaMango

Nun diese Gebote sind in einem Zeitraum von etwa 1 500 bis 800 v.u.Z. entstanden und ausschließlich an Juden gerichtet.