Abwärme Atomkraftwerke?
Hallöchen Leute,
Ich hätte mal eine Frage bzgl. Atomkraftwerke und mögliche Fusionsreaktoren. Ich bitte wirklich um Antworten von Menschen, die sich wirklich in jenem gleich geschilderten Gebiet auskennen und mir bei meiner Meinungsbildung helfen, weil ich diese hier wirklich komplett auf den Fakten aufbauen möchte, danke. Fusionsreaktoren und AKWs werden ja häufig hoch angepriesen, dass sie zukünftig die Lösung für sämtliche Energieprobleme sein könnten, ohne viele Emissionen auszustoßen. Gerade Fusionsreaktoren liegen bei den Emissionswerten meines Wissens nach (den Bau dessen ausgeschlossen) bei Netto 0. Deswegen wird oft argumentiert, man solle einfach tausende AKWs bauen und in ein paar Jahren in Betrieb nehmen und die dann eventuell möglichen Fusionsreaktoren ebenfalls in größt möglicher Menge in Betrieb nehmen, um die Energieversorgung langfristig möglichst Emissionsfrei stabil zu sichern.
Jetzt zu meiner Frage... Beides erzeugt ja eine enorme Abwärme. Gerade bei möglichen Fusionsreaktoren müssen meines Wissens nach Millionen Grad Celsius aufgebracht werden (und das ist ja sogar schon für einige Sekunden möglich). Allerdings, was macht man dann mit der Abwärme? Es gibt ja glaube ich schon Konzepte, bei der die Abwärme direkt an Fernwärmenetze gegeben wird und somit Haushalte beheizt werden. Allerdings gäbe es doch dann überproportional viel Abwärme zum Fernwärmenetz und der Beheizung der Haushalte oder nicht? Und das Abkühlen würde ja auch einen enormen energetischen Prozess bedeuten... Aber wenn dann die enorme Abwärme von bspw. Fusionsreaktoren oder tausenden AKWs einfach an die Umwelt abgegeben werden, dann erhitzt sie sich ja rein rechnerisch schon nach einiger Zeit von allein jener Abwärme selbst, was man durch die emissionsarme Technologie der Fusion und Kernspaltung ja eigentlich verhindern möchte...
Also würde die dauerhafte Nutzung von tausenden AKWs und einigen Fusionsreaktoren nicht eine Erwärmung der Umwelt durch die Abwärme zur Folge haben?
Übersehe ich hier was?
Was seht ihr für Lösungen in dieser Sache?
Sollte man die Abwärme herunterkühlen, was ja auch viel Energie in Anspruch nehmen würde?
Sollte man vorrangig auf Solar- und Windenergietechnik setzen und dann nur mit vereinzelten AKWs und Fusionsreaktoren ergänzen, um mögliche Abwärme zu reduzieren?
Wie seht ihr das alles?
Nochmal, ich bin komplett offen für jegliche Meinungen und möchte mir ja auf der Faktenlage eine Meinung bilden. Deswegen bitte mit belegbaren und nachweisbaren Fakten argumentieren, sodass ich diese eventuell nochmal checken und auch so als Argumente verwenden kann. Vielen Lieben Dank für jeden, der sich die Mühe machen möchte/ macht und mir bei der Frage weiterhilft!
7 Antworten
Falls man sich mal für Weiterführung oder Wiederaufnahme irgendeiner Atomtechnologie (egal ob neuere Spaltungsreaktoren oder Fusion) entscheidet, wäre natürlich logisch und zwingend, dass man die Abwärme, welche nicht zur Stromerzeugung genutzt werden kann, zum Heizen nutzt.
Dazu müssten die AKWs halt etwas näher an grossen Wärmebezügern stehen, z.B. Städten. So könnte im Winter tatsächlich noch mehr fossile Energie eingespart werden.
Probleme:
- Man bräuchte für den Winter immer noch Reserve-Heizungen für die Zeit, wo das AKW in Revision oder Panne ist
- Im Sommer müsste dan noch mehr Wärme als bisher an die Umgebung abgegeben werden. "Runterkühlen" ist natürlich unmöglich und sinnfrei, weil es noch viel mehr Energie benötigt; Kühlung geht nur über Wasser, entweder Fluss- oder Seewasser (was den Fischen schadet), oder Verdunstung wie im Kühlturm.
Hingegen wäre das indirekte Erwärmen der Umwelt noch lange nicht so schlimm wie jenes durch Treibhausgase; diese Abwärme wäre nur wenige Promille von dem, was uns die Sonne täglich auf die Erde einstrahlt.
Die Atom/Fusionsreraktoren basieren doch darauf, dass die Abwärme keine Abwärme ist, sondern mehrheitlich eben Nutzwärme, die in den Generator geht.
Zu einem geringen Teil entsteht Abwärme und heizt Flüsse und Umgebungsluft auf. Fernwärme geht nur bei diskutablen Leitungslängen.
Atomreaktoren lehnen selbst die Energieversorger in D ab. Du brauchst als Kraftwerksbetreiber eine Perspektive mit -zig Jahren; da kann man kraftwerkstechnisch nicht laufend umswitchen.
Fusionsreaktor: Das ist eine Entwicklung mit "Vielleicht"-Option. Sie wird möglicherweise in 50 oder 100 Jahren kommerziell verwertbar - viel zu spät für den Klimaschutz, der bereits in den nächsten Jahren greifen muss.
Dass der Klimaschutz bereits jetzt greifen müsste und Fusionsreaktoren zu spät kommen, um diesem zu helfen, ist mir bewusst, nur bringt es natürlich nichts, wenn die Erwärmung potenziell irgendwann durch die Verringerung der Emissionen abflacht, wir diese dann aber durch übermäßige Abwärme von verschiedensten Technologien wieder anheizen würden (nur auf anderem Wege). Aber trotzdem vielen Dank für deine Antwort und deinen anderen Informationen.
Die Abwärme geht mehr oder weniger direkt in die Atmosphäre. Egal ob Kohle, Gas oder Atomkraftwerk.
Alle Energieerzeuger mit nachgeschalteter Dampfturbine benötigen Kühlleistung um den Dampf nach der Turbine wieder zu verflüssigen.
Das ist seit hundert Jahren bewährte Technik.
Die Abwärme ist die Energie die man nutzen will, von daher verstehe ich die Frage nicht so ganz.
Die Energie die als Abwärme tatsächlich dann abgeführt wird kann man durchaus auch als Fernwärme nutzen. Das ist nur grade bei AKW nicht so einfach weil die aus Aberglauben recht weit von besiedelten Gebieten gebaut werden und deshalb viel Wärmeenergie auf dem Weg verloren geht.
nein, Abwärme ist nicht die Primär-Wärme, die man zur Stromerzeugung einsetzt.
Bei Wärmekraftwerken jeglicher Art gehen rund die Hälfte bis zu zwei Drittel der erzeugten Wärme nutzlos in die Umwelt, soweit sie nicht in Fernwärmenetze geleitet wird. Der unmittelbar nützliche Anteil der Wärme steigt mit der Temperatur des primären Kreislaufes. In der Hinsicht sind die Fusionskraftwerke u.U. sogar günstiger als Öl- oder Kohlekraftwerke.
... viele Grüße aus Harrisburg, Windscale, Tschernobyl und Fukushima.