ABB/smissline-LS: "V13" und "V16", ist V eine Auslösecharakteristik, und wie überprüft man deren Einhaltung?

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Dem Prüfer lagen offenbar ebenfalls keine Kennlinien zu den Betriebsmitteln vor und darum erfolgte der Hinweis in seinem Bericht.

Es muss ein Abgleich zwischen Kennlinie des Betriebsmittels und gemessenem Kurzschlussstrom erfolgen. Ist der Ik hoch genug, kann alles unverändert bleiben, wenn nicht muss der Nennstrom der Absicherung herabgesetzt werden.

Auch meine Suche blieb bis jetzt erfolglos.


atoemlein 
Beitragsersteller
 05.08.2018, 22:18

Mir kommt es so vor: Der Prüfer hat sich die Arbeit etwas einfach gemacht.

Wie macht man denn den Abgleich zwischen Kennlinie und Ik?

Der Kurzschlussstrom wurde ja nicht effektiv ermittelt, nur hochgerechnet. Und der LS nie ausgelöst, nicht magnetisch und schon gar nicht thermisch. Reicht denn quasi ein "Abgleich auf dem Papier"?

Oder testet ein Prüfer die korrekte Funktion eines LS gemäss seiner Kennlinie jemals?

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ProfDrDrStrom  05.08.2018, 23:09
@atoemlein

Der theoretische Ik der Anlage wird über das Messgerät bzw. den Schleifenwiderstand ermittelt und dann hochgerechnet.

Je geringer der R-Schleife ist, umso höher ist der tatsächliche Ik. Dem Prüfer genügt der ermittelte theoretische Ik um einen Abgleich mit der Auslösecharakteristik des Leitungsschutzschalters vorzunehmen.

Da die Kennlinie nicht bekannt ist hält der Prüfer den Hinweis:

“Die Auslösekennlinien der Leitungsschutzschalter smissline V13 und V16 müssen mit den entsprechenden Kurzschlussströmen die Anlage ausschalten.

Falls nicht, sind sie zu reduzieren auf 6A / 10A Typ L oder Schraubsicherungen."

für ausreichend.

Für meinen Geschmack hat sich der Prüfer es zu einfach gemacht. Er hätte sich die Daten des Betriebsmittel über den Hersteller besorgen sollen und dann eine fundierte Aussage machen können.

Der tatsächliche Ik würde (besser: sollte) bei jeder Überprüfung die Sicherung zum auslösen bringen, hierdurch werden die Sicherungen nicht besser und es benötigt ein Messgerät das theoretisch bis zu 6 / 10 kA aushält, je nach Prüfsituation. Hierfür werden die Bauteile in entsprechenden Laboren Typgeprüft und diesen Werten wird dann vertraut. Anders sieht es bei dem Auslösestrom / -zeit für RCDs aus, hier sind es i.d.R. auch nur mA.

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atoemlein 
Beitragsersteller
 05.08.2018, 23:29
@ProfDrDrStrom

Grossen Dank für die Klärung.

Das mit der Typenprüfung leuchtet natürlich ein, man kann ja nicht in situ mit 6-10kA messen...
Aber könnte man nicht pro Sicherungsgruppe/LS an einer der entferntesten Steckdosen einen echten Kurzschluss produzieren, den Verlauf des IK messen bzw. Ipeak messen und natürlich die Auslösung verifizieren?

(Ich habe mir schon lange einen simplen "Kurzschlussmacher" gebaut, um nichtangeschriebene Sicherungen rauszuhauen und zu finden. Dies mit einem Schütz, der sich selber die Speisespannung kurzschliesst, damit ich nicht die Steckerkontakte oder Schalter verbrate, und der 100A zu schliessen vermag, ohne zu kleben (öffnen tut ja dann der LS).

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ProfDrDrStrom  05.08.2018, 23:35
@atoemlein

Keine wirklich gute Idee!

Durch den doch recht hohen Ik entsteht ein ebenso hohes elektr. Feld und dieses Feld induziert wiederum hohe Spannungen > Überspannungen < in benachbarte Kabel und Leitungen. Sind diese Leitungsanlagen ohne ausreichenden Überspannungsschutz, quittieren gerne Festplatten nach einem solchen Kurzschluss den Dienst.

Kurzschlüsse verursachen einen sehr hohen Prozentsatz der Überspannungen, da muss man nicht erst auf den Blitz warten...

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atoemlein 
Beitragsersteller
 05.08.2018, 23:37
@ProfDrDrStrom

Schmunzel. Ja, stimmt.

Sie Methode benutze ich auch nur in Notfällen (statt 20 Gruppen nach und nach auszuschalten, bis die betroffene Steckdose stromlos ist, haue ich lieber die Sicherung raus).

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atoemlein 
Beitragsersteller
 06.08.2018, 16:19
@ProfDrDrStrom

ABB hat geantwortet, aber nur summarisch: V entspricht der heutigen Charakteristik C. So war es auch aus dem Link von iQNymphus ablesbar

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Die weissen Aufkleber sind bestimmt die Bezeichnung von den Stromkreisen.Üblich sind nur B und C.Meistens in der Hausinstallation ist B vertreten.B gleich 3-5 Fachen des Nennstroms.C gleich 5-10 Fachen des Nennstroms.Also der Leistungsschutzschalter mit B löst schneller aus als der mit C.Bei C kann ein höherer Strom fliessen als mit B.Die muss man mit einen Messgerät messen .Es kommt alles auf die Länge der Leitung ,Querschnitt des Kabels und welche Verlegeart angewendet wurde.Der Leistungsschalter mit F13 ist mit 10a abgesichert das daneben ist ein Hilsstromschalter der in der Hausinstallation nicht benötigt wird.


atoemlein 
Beitragsersteller
 05.08.2018, 22:12

Danke, aber das war nicht die Frage. Klar F13 usw. sind nur die Bezeichnungen (der Sicherung, F).
Ich müsste wissen,

  1. was V für eine Charakteristik ist
  2. ob und wie man die Auslösung effektiv verifizieren würde! Das macht der Kontrolleur ja meist nicht, der Kurzschlussstrom wird nur "gerechnet". Die Anforderung aus dem Kontrollbericht müsste wohl eher lauten: Die Leitungsschutzschalter smissline V13 [LSV1 10A] müssen eine Auslösekennlinie aufweisen, welche das Ausschalten bei den gemessenen [gerechneten] Kurzschlussströmen garantiert.
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Warscheinlich ist F13 und F16 gemeint

Warscheinlich haben sie sich nicht die Arbeit gemacht die charakteristik rauszusuchen sind eben schon veraltete ABB automaten


atoemlein 
Beitragsersteller
 05.08.2018, 22:28

Noch eine Frage zur Prüfung:

Der Kurzschlussstrom wurde ja nicht effektiv ermittelt, nur hochgerechnet. Und der LS nie ausgelöst, nicht magnetisch und schon gar nicht thermisch.

Wie würde denn ein konzessionierter Elektriker oder ein Prüfer den "Abgleich" zwischen Kennlinie und dem (gerechneten) Ik machen? Nur auf dem Papier?

Oder testet ein Prüfer die korrekte Auslösung eines LS gemäss seiner Kennlinie jemals durch Produzieren von Überlast oder Teil-Kurzschluss?

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ProfDrDrStrom  05.08.2018, 23:46
@atoemlein

Auch wenn ich es oben schon beantwortet habe:

Es findet der Abgleich nur im Modell mit den ermittelten Werten und den bekannten Parametern statt.

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atoemlein 
Beitragsersteller
 06.08.2018, 00:39
@ProfDrDrStrom

Yepp danke, ich wusste halt nicht, bei wem ich am ehesten nachfragen soll.

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germi031982  06.08.2018, 17:32
@atoemlein

Er misst die Schleifenimpedanz und errechnet daraus über die Spannung den PSSC (prospective short-circuit current), also den zu erwartenden Kurzschlussstrom. Moderne Geräte machen das direkt und zeigen den Wert bei der Messung schon an. Der Wert muss höher sein als der nach der Charakteristik zu erwartende Wert bei dem Abschaltung erfolgt, sprich bei einem B16 oder L16 muss der Wert höher als 80A sein. Bei C16 wären es 160A und bei den alten H16 wären es 48A. Darf aber logischerweise nicht über dem liegen was der Leitungsschutzschalter abschalten kann, das sind meist entweder 6 oder 10kA. Bei Neozed-Schmelzsicherungen sind es übrigens 8kA.

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atoemlein 
Beitragsersteller
 05.08.2018, 18:38

nein, F16 gibt's gar nicht, sind nur ungerade Nummern vorhanden.

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