8 Monate alter Hund pinkelt in die Wohnung!

12 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Kann es sein, dass du mit deinem Hund ein Rang-Problem hast?

D.H. er nimmt dich nicht richtig ernst, denn sonst würde es sich eine solche Frechheit/Freiheit, aus Hundesicht (nicht nur aus Menschensicht) nicht wagen sich herauszunehmen. Wenn du also der Ranghöchste sein willst, was du eigentlich sein musst, dann mache Folgendes.

Streiche alle "Hunde-Status-Symbole". Also er darf nicht mehr vor dir aus der Türe raus oder sich an dir vorbei die Treppe hochschmuggeln, darf sich keine Streicheleinheit selbst erbetteln oder Leckerchen erbetteln oder auf dem Sofa liegen (allenfalls auf deine Aufforderung, lass dich da durch betteln nicht erweichen, sondern schicke ihn dann auf seinen Platz). Sei vor allem ab sofort absolut konsequent, das ist Hundesprache pur, die versteht er sofort.

Das ist einfach, tiergerecht, gewaltfrei und effektiv.


Zealot206 
Beitragsersteller
 27.08.2011, 23:34

Sehr hilfreiche Antwort, Danke!

Er bekommt von mir oft was in der Küche wenn er mich so lieb anchaut. ok das wird in zukunft gelassen! das mit der treppe trifft auch zu. er will immer vor mir hoch oder runter laufen. mit der tür habe ich ihn schon angewöhnt, dass er erst dann raus darf wenn ich schon drausen bin und ihn mit einem "und los" das kommando gebe.

wie gesagt: ab nächster woche hundeschule. und die soll richtig gut sein . ohne leckerlierziehung sonder nur mit unterwerfung und rangordnungsdisziplin. ich freu mich drauf

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Portbatus  27.08.2011, 23:49
@Zealot206

Danke für den Stern.

Ich selbst stehe solchen Unterwerfungs-Hundeschulen mit viel Abstand gegenüber.

Wenn du deinen Hund als Partner und Freund betrachtest, dann musst du ihn nicht unterwerfen, sondern ihn wie z.B. mit einem Kind vergleichen, dem du ja z.B. auch Tischmanieren beibringen willst. Auch wenn der Vergleich etwas hinkt, trifft es doch den Nagel auf den Kopf. Rangordnung kann man auch ganz einfach erreichen indem man die Hundeart oder ihre Sprache verstehen lernt, z.B. durch gute Bücher und Beobachtungsgabe und vor allem Liebe zum Tier.

Ich finde Unarten kann man viel leichter durch Nichtbeachtung und Lob/Leckerlie (sofort innerhalb von 2 sec.) für Wohlverhalten erreichen, als mit Druck.

Ich selbst habe es auch erst lernen müssen und der schnelle Erfolg hat es mir aber bestätigt.

Versuche es mal und die gute Bindung zum Hund wächst viel schneller.

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Zealot206 
Beitragsersteller
 28.08.2011, 00:26
@Portbatus

Naja ich sehe es halt bei einem Bekannten. Er ist auch in dieser Hundeschule und es ist echt faszinierend wie der Hund folgt. Er gibt das Kommando "Platz" in einer Fußgängerzone, entfernt sich komplett von dem Hund und der Hund bleibt bis er ihn wieder zu sich holt. Das ist wirklich toll. Der Hund muss doch lernen wer der "Boss" ist und diese leckerligeschichte finde ich überhaupt nich gut. Ich war gerade mit ihm spazieren und habe ihn hinter mir laufen lassen. das funktionierte wirklich nicht schlecht. klar musste ich die leine hinter mir auf spannung lassen, dass er es auch checkt das ich vor ihm laufe. er kriegt sehr viel liebe auch von mir und meiner freundin. wir schmusen oft mit ihm. aber solche vorfälle wie vorhin mit dem beinheben in der wohnung bringt mich wirklich auf 180!

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Portbatus  28.08.2011, 00:46
@Zealot206

Ja, das mit dem Beinchenheben habe ich auch schon erlebt und kann es gut verstehen. Ausgerechnet an der Steckdose in der Wohnung von einem Freund. Ich habe ihn in den Hintern getreten, was formal falsch war, war spontan. Aber auch der Strom war weg und er hat einen Schlag bekommen. Ansonsten bin ich nicht für solche Maßnahmen. Ich will damit aber auch sagen, ich mache noch lange nicht alles richtig.

In deinem Falle würde ich sagen, wenn du die Rangfolge wie beschrieben schnell klar hast, wird so etwas nicht mehr vorkommen. Dein Hund ist nicht dein Feind, sondern Freund und verdient deinen Respekt. Du hast wahrscheinlich vorher irgendetwas falsch gemacht und dann hatte es diese Folgen.

Ich habe mich dann immer gefragt, wo habe ich einen Fehler gemacht und bin fast immer fündig geworden, bei mir.

So habe ich mir die Bindung zu ihm erarbeitet. Wenn ich mal nicht weiter wusste, habe ich unter Anderem hier gefragt. Manchmal ist man ja auf beiden Hühneraugen blind ;-)).

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chynah  26.01.2012, 12:30
@Portbatus

das mit dem Tritt ist aber auch eine sehr menschliche Reaktion! Ich habe meine Ziege auch mitten in der Stadt zusammengeschrien, weil sie meinte, sie müsse sich an einer sehr stark befahrenen Haupstraße aus dem Halsband drehen, und rüberrennen, nur um auf der anderen Seite einen Schäferhund anzuranzen. Boah! War mir der Hund peinlich!!!! Und ich bin dann mit meinem anderen Hund und der leeren Leine rüber und hab meine Lady zusammengestaucht. Erst da kam sie aus ihrem Wahn und hat gecheckt, dass das wohl nicht so der Knaller war... Danach hat sie ein Geschirr bekommen. Eigentlich hatte ich ja nur Angst, dass sie überfahren wird... Auch wir langjährigen und erfahrenen Hundehalter sind auch nicht zu jeder Sekunde auf Scheibe und reagieren dann manchmal eben über statt angepasst :-))

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Gerade beim Beagle kommt man mit "Unterordnung und Unterdrückung" nicht viel weiter. Der Beagle ist ein selbständiger Jäger und hört zuerst einmal auf seinen Willen!! Der Beagle wird schnell stur, wenn er zu hart erzogen wird. Es gibt Hunde, die etwas "härter und strenger" erzogen werden müssen und ich gebe auch Portbatus Recht, dass man auch als langjähriger und erfahrener sowie geschulter Hundehalter und so wie ich, Hundetrainer auch falsch reagiert. Zu hart reagiert. Aber man darf den Faktor Mensch eben nicht vergessen. Meine Labbydame brauchte keine Härte. Meine Schäferhunde und mein Windhundmix schon eher. Selbst meine Dalmidami braucht zwischendurch etwas mehr, aber bei Ihr mache ich es durch die Lautstärke meiner Stimme und durch Körpersprache. Normal flüstere ich mit den Hunden. Wenn es ernst wird, rede ich normal bis laut... Meine Hunde vertrauen mir und was noch wichtiger ist, sie haben KEINE Angst vor mir. Mit Unterordnung, die falsch angewandt wird, erreicht man zwar, dass der Hund "funktioniert", aber er hat Angst vor dem Herrchen/Frauchen. Das ist nicht das was ich will. Meine Hunde müssen nicht 100% hören. Es reicht, wenn es in Notsituationen zuverlässig funzt. Sie müssen auch nicht in der Fußgängerzone mittendrin liegen bleiben. Das wäre die Hölle für meinen ängstlichen Dalmi und noch mehr für meine distanzliebende Windhundmixdame...

Der Hund ist nicht ausgelastet und auch nicht richtig erzogen. Letzteres kann altersbedingt auch noch nicht abschließend erfolgt sein. Mit dem Pinkeln will er auf sich aufmerksam machen und vor allen Dingen will er in die freie Natur, um sich psychisch und körperlich abreagieren zu können. Beagle sind Jagdhunde und brauchen viel, viel Auslauf. Das mit dem Pinkeln und Markieren erledigt sich dabei von selbst. Man kann da noch viel hineininterpretieren, doch sind die Ursachen seines Verhaltens ganz klar. Also täglich morgens, mittags und abends raus mit dem Hund, insgesamt gute 2 bis 3 Stunden, in denen auch mit ihm kräftig gearbeitet wird. Erkundige Dich bitte bei einem Beaglezüchter, welche Anforderungen ein junger Hund mit 8 Monaten an Dich stellt und setze dann die erforderliche Ausbildung in der Praxis um. Die Hundeschule wird Dir mit praktischen Vorschlägen, die dann täglich mit dem Hund von Dir umzusetzen sind, auch behilflich sein.

Wenn er schon stubenrein war kann es ein Markieren seines Reviers sein und das ist oft eine Rangordnungsgeschichte, bei der dir wirklich ein Hundetrainer helfen sollte. Gesundheitliche Probleme sind auszuschließen?

Hoffe, du hast eine gute HuSchu gefunden.


Zealot206 
Beitragsersteller
 27.08.2011, 23:19

hm Rangordnungsgeschichte. Aber eigentlich empfinde ich es nicht, dass er uns als "Leittiere" in frage stellt. wie gesagt, er folgt aufs Wort. Ist sonst auch der liebste Hund. ich weis auch nicht...

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ralosaviv  27.08.2011, 23:31
@Zealot206

Aufs Wort folgen ist nicht zwangsläufig die Anerkennung als Ranghöheren. Und du schreibst oben: es ist nicht sein Revier. Dann versucht er es gerade zu seinem zu machen. Um das herauszufinden, würde ich ihm zunächst auch mal sämtliche Privilegien streichen, die er hat. Auch auf Spaziergängen darauf achten, dass der Hund im Unterordnungsbereich läuft. Also hinter dir.

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Ich hätte jetzt nicht unbedingt auf die Frage geantwortet, aber ein paar Sachen fallen mir doch auf, z.B. dieser Kommentar:

Er hat kein Respekt? Und warum folgt er mir aufs Wort? Unterwirft sich wenn ich mit ihm schimpfe?

Insgesamt bin ich mir nicht ganz sicher ob das ganze wirklich 100% ein "Rangproblem", im hier aufgefassten Sinne ist. Einfach deshalb weil das sog. "Protestpinkeln" in der Regel gar nicht geschieht, sondern oft eigentlich ein "Stresspinkeln" ist. Inwiefern "unterwirft" sich der Hund? Beschwichtigt er nur oder wirft er sich gleich komplett auf den Rücken oder flach an den Boden? Es gibt genügend Leute, die glauben es wäre "normal" den Hund "auszuschimpfen" und dann muss der Hund nen Kotau machen - deswegen mache ich dir da keine Vorwürfe - aber das ist es nicht.

Wir mussten selbst monatelang mit unserer Hündin arbeiten, weil sie ebenfalls ein Problem mit der Stubenreinheit hat. Mittlerweise wissen wir, dass sie auch ein hormonelles Problem hat und durch bestimmte Situationen sehr schnell in Stress gerät. Eine 100% Garantie gibt es also für uns nicht, dass sie niemals wieder ins Haus pieselt, wir konnten nur an unserem (und ihrem) Verhalten arbeiten und sie bekommt Nahrungsergänzungsmittel.

Die Hauptursache für Verhaltensfehler ist Stress und Pinkeln ist eine Übersprungshandlung um Stress abzubauen. Wenn der Hund z.B. verunsichert ist und seine Besitzer nicht einschätzen kann - wenn sie ihm keine Sicherheit geben und er sich in die Rolle des Anführers gedrängt fühlt, obwohl er sie gar nicht ausführen kann. Insofern sind die Tipps von Portbatus gar nicht so falsch, weil eine Sicherhstellung des Ranges, Bewegungskontrolle etc. eben Sicherheit für den Hund mit sich bringt. Allerdings solltest du die Ursache eben nicht einfach darauf schieben, dass dein Hund es "dir zeigen will", sondern dass er vollkommen orientierungslos ist - würde er dich nicht ernst nehmen, würde er dich auch körperlich maßregeln und z.B. deine Bewegungsfreiheit körperlich einschränken. Wenn er dir regelmäßig folgt könnte das ein solcher Versuch sein dich zu kontrollieren - aber richtige handfeste Kontrolle ist es erst, wenn er versucht dich einzuschränken - wenn er dir nur folgt, dann vielleicht auch deshalb, weil er von dir Kontrolle erwartet und überfordert ist, weil er keine bekommt. Das sehen wir z.B. auch bei unserer Hündin: Eigentlich bleibt sie die meißte Zeit des Tages entspannt auf ihrem Platz liegen - an bestimmten Tagen zeigt sie aber eben genau dieses Verhalten und folgt wahlweise verschiedenen haushaltsmitgliedern: Das ist Stress, Unausgeglichenheit, Unsicherheit - sie weiß nicht was sie mit sich anfangen soll. Wir schicken sie dann auf ihren Platz und kontrollieren sie. Entfernt sie sich, wird sie zurückgeschickt. Dass so ein Hund aber auch entsprechende Auslastung braucht sollte auch klar sein.

P.S. Zur Konsequenz: Ein Hund ist keine Maschine sag ich immer. Wenn der Hund weiß, wer die Ressourcen kontrolliert, ist es auch kein Problem wenn er diese mal nutzt. Unsere Hündin ist nunmal ein Ressourcenopportunist und springt nunmal auf´s Sofa wenn wir nicht in der Nähe sind - solange sie anstandslos wieder runter springt sobald ich sie wegschicke ist das auch kein Problem. Ebenso ist es kein Problem wenn sie mal vor mir durch eine offene Tür läuft, solange sie begriffen hat dass, ich diejenige bin, die geschlossene Türen kontrolliert und ebenso diejenige bin die ihre Bewegungsfreiheit kontrolliert.


Zealot206 
Beitragsersteller
 28.08.2011, 13:12

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort!

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