Lehrer Quereinsteiger
Hallo! Ich bin seit 4 Jahren teilzeit als Quereinstiegslehrerin angestellt. Mit Lehrbefähigung und Fortbildung. Die Umorientierung fand eher aus Not statt, weil ich ein kleines Fach als Geisteswissenschaftlerin studiert und keine Stelle an der Uni gefunden habe. Grundsätzlich finde ich mich vollkommen zurecht mit dem Unterricht, bin fachlich vorbereitet und die Schülerschaft hat mich positiv wahrgenommen. Ansonsten ... sehr schwer. Die Verwaltungsaufgaben, Korrekturen und insb. pädagogische Arbeit führen zu einer sehr großen Belastung und ich fühle mich dennoch fremd an der Schule. Nicht weil ich auch Ausländerin bin (mein Deutsch ist fließend), sonder wegen meiner Persönlichkeit eher - zurückgezogen und sehr wenig an Teamarbeit und Austausch interessiert - empfinde es als extrem überfordernd. Mehrarbeit trotz Teilzeit gehört auch dazu.
Hatte jemand vielleicht eine ähnliche Erfahrung im Schulsystem gemacht? Ich überlege es mir, eines Tages auszusteigen, weiß nicht, ob das sich das wirklich aushalten lässt. Im Moment hab zu viel Angst wegen der Finanzen - mein zweiter Job als selbstständige Dozentin ist prima aber bring mir viel zu wenig finanziell. :( Bin neugierig über andere Meinungen als Quereinstiegslehrer. Danke!
1 Antwort
Ich bin nicht im Schuldienst. Aber ich kann dir sagen, dass es zumindest was die viele Arbeit betrifft, sehr vielen im Moment so geht. Ich arbeite in der Justiz 40h/Woche. Aber ich wüsste nicht, wann ich das letzte Mal wirklich nur 40 Stunden hatte. Freitags ist bei uns eigentlich 12 Uhr Feierabend. Ich glaube ich bin noch nie 12 Uhr rausgekommen. Die letzten Monate war es immer ca. 16 Uhr, ganz selten mal 15 Uhr. Ich fange 6 Uhr morgens an und wenn dann, wie vor zwei Wochen eine Deadline einzuhalten ist, dann bin ich bis nach 20 Uhr auf Arbeit. So ziemlich jede Branche ist chronisch unterbesetzt. Also rein von der Arbeitsbelastung her wirst du nichts besseres bekommen, es sei denn du gehst auf 30 Stunden runter.
Das du dich fremd fühlst, dafür bist du selbst verantwortlich. Wer zu keinen Teamabenden oder was auch immer es bei euch gibt, geht, der braucht sich auch nicht zu wundern, dass er sich als Außenseiter fühlt. Zufälligerweise haben wir morgen Wandertag. Ich gehe mit. Es gibt aber auch welche, die gehen nie mit. Das sind dann aber auch die, die sich wundern, warum keiner Interesse hat mit denen etwas zu machen.
Wenn die Arbeitsbedingungen humaner wären und die Arbeit nicht als Endziel des Lebens inszeniert wäre, dann vielleicht hätten wir weniger chronischen Fachkräftemangel. Leistungsdruck macht uns kaputt.
Also in erster Linie fühle ich mich fremd, weil meine Erwartungen angepasst werden mussten und das hat mir Depressionen sogar verursacht :). Außerdem als sehr introvertierte Persönlichkeit habe ich halt keine Energie mehr nach dem Unterricht, um noch was mit Menschen zu tun :) Egal, danke für deinen Input.