"Ich habe ja nichts zu verbergen"/"Wenn man nichts zu verbergen hat, dann stört es doch nicht" - wann würde es für euch zu weit gehen?
Immer wieder mal hört man diese Sätze, wenn es um neue Gesetze zur staatlichen Überwachung zum Beispiel geht und wenn Leute im Gegenzug dann auf ihr Recht und ihren Wunsch nach Privatsphäre hinweisen. Immer wieder wird da auch impliziert, dass diejenigen, die dagegen sind, ja irgendwas verbergen müssten.
Frage geht speziell an die Leute, die diese Sätze schon gesagt oder gedacht haben.
Wann ginge es euch zu weit? DNA-Datenbanken aller Bürger? Videokameras in euren Häusern?
Ich meine - ihr habt doch nichts zu verbergen, oder?
Wann würdet ihr sagen, dass das Argument der Privatsphäre unabhängig davon, ob man was zu verbergen hätte, für euch legitim wäre?
8 Antworten
Videokameras in Priavträumen fände ich schlimm, weil das ein Eingriff in die Intimsphäre wäre. Ich meine, da ist man auch mal nackt oder so.
DNA-Datenbank aller Bürger? Wozu?
Wer was verbricht, dessen DNA wird gespeichert. Das reicht völlig.
Überwachen, was Leute im Internet so treiben, fände ich okay. Dann wären Straftaten, die online begangen werden besser und schneller zu ahnden und Desinformation leichter zu bekämpfen. Viele glauben halt, dass Gesetze im Internet nicht gelten.
Nö, auch das ist nicht schlimm. Und ein Fingerabdruck ist immer noch was anderes als die gesamte DNA.
Weil man sich mit deinem Fingerabdruck zum Beispiel nicht klonen könnte, mit deiner vollständigen DNA dagegen schon.
In vielen Ländern der Welt waren Fingerabdrücke zur Identifikation im Ausweis oder Pass schon lange üblich. Aber NIRGENDS wird von der gesamten Bevölkerung eine vollständige DNA-Datenbank geführt.
Nein. Weil man den Menschen damit einfcah eindeutig identifizieren kann und zum Beispiel weiß, wer einreist oder zu einem Behördentermin erscheint.
Identifikation ist nicht nur dafür da, Straftäter zu ermitteln.
Im Übrigen reicht es niemals aus, jemandem einfach eine Tat zu unterstellen, wenn überhaupt keine Beweise vorliegen. Selbst ein vorhandener Fingerabdruck allein reicht nicht aus.
Doch, denn alle anderen Merkmale sind nicht eindeutig und leicht zu manipulieren.
und leicht zu manipulieren.
Danke, dass du meine Worte damit bestätigst. Also, wenn man diese Abdrücke braucht um, weil es sonst leicht manipulierbar wäre - warum dann nicht auch zusätzlich DNA? Was spricht für dich dagegen? Abgesehen von der vagen Möglichkeit eines Klonens...
sobald ich mich in der öffentlichkeit bewege, also meine wohnung oder mein haus verlasse, kann ich damit rechnen, durch was auch immer "überwacht" zu werden. das muss nicht eine kamera sein, auch aufmerksame mitbürger können das zum guten oder zum schlechten machen.
und da man sich kaum dagegen wehren kann, andererseits es eine art sicherheit in kritischen bereichen (bahnhofsvorplatz usw.) generieren kann, ist es mir egal. weil ich ja nichts.... (siehe fragetext)
also überwachungskameras auf öffentlichen straßen brauchen wir aber zu hause wird es sowas nicht geben, nichtmal in russland oder nordkorea gibt es überwachungskameras in privaten häusern
nichtmal in russland oder nordkorea gibt es überwachungskameras in privaten häusern
Wohlig sind die, die noch nie von sowas gehört haben. Selbst die DDR hatte sowas, wobei meistens hatten sie "nur" Wanzen...
Naja, man weiß ja als Laie oft nicht, was man alles offenlegt, wenn man sich überwachen lässt. Das muss ja nicht nur bei staatlichen Maßnahmen so sein sondern ganz besonders auch bei privatwirtschaftlichen (vor denen staatliche Regulation sogar eher schützt). Schließlich verstehen es die Wirtschaft und das Marketing aufs Beste, Menschen zu manipulieren ("nudging"). Daten und Verhaltensweisen, die man mit dem Erstellen und dem Nutzen von Kunden- oder Social Media Profilen den Unternehmen zur Verfügung stellt, gehören ja auch zu diesem "nichts zu verbergen". Nur, dass von solchen Unternehmen aus oft die Daten gezielt dazu genutzt werden, Konsumentscheidungen zu triggern.
Tatsächlich ist da die öffentliche Hand noch relativ harmlos. Wir können tatsächlich noch vieles verbergen und die Entfaltung unserer Persönlichkeit endet erst dort, wo sie andere, prinzipiell gleichberechtigte Menschen einschränkt. Beispielsweise wenn wir gegen ein Gesetz verstoßen und es andere Menschen so einschränkt, dass diese Anzeige erstatten oder Klage einreichen. Aber die Betonung liegt auf "noch".
Unsere Gesellschaften sind gerade dabei, in Systeme abzurutschen, in denen die Entfaltung der Persönlichkeit nicht mehr ganz so geschützt wird. Die gesellschaftliche Akzeptanz und Integration von Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtern und geschlechtlichen orientierungen, aber auch von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, von Menschen mit Migrationshintergrund oder die Berücksichtigung der Bedürfnisse zukünftiger Generationen wird zunehmends angegriffen. Die feindselige Rhethorik bedient sich Wörtern wie "Genderwahn", "Messermänner", "Klimahysterie", und dergleichen mehr, um die Persönlichkeitsentfaltung zu unterdrücken. Es wird über die "Lügenpresse" und abschätzig über die "Mainstream-Medien" gesprochen, um Nachrichten ihre Wichtigkeit und Richtigkeit abzusprechen. Und wenn solche Strukturen wirklich mal an die Macht kommen sollten, ist es nicht mehr ganz so leicht gesagt, man habe nichts zu verbergen. Zumindest wird es dann sehr schnell dazu führen, dass das, was man nicht ganz konsequent verbirgt, von öffentlicher Seite gegen einen ausgelegt werden kann.
Meine Grenze wäre bei meiner Privatsphäre - sprich an meiner Grundstücksgrenze bzw. bei Mehrfamilienhäusern dann eben an der Wohnungstür.
Überwachung im öffentlichen Raum sehe ich eher positiv, weil es eben tatsächlich einen Sicherheitsgewinn bietet.
Aus dem gleichen Grund, warum Fingerabdrücke im Perso sind - zum Glück ist das nicht zwingend notwendig geworden, wenn auch im Reisepass - was schlimm genug ist?