Entwicklung zur Ellenbogengesellschaft

2 Antworten

Das ist schwer einzuschätzen, weil die Ei-Ei-Gegenströmung genauso stark ist. Auf jeden der motzt, kommt einer, der dich voll woke in deine Schranken weist, wenn du ein falsches Wort benutzt oder nicht genderst. Am schlimmsten sind aber die, die regelrecht auf der Lauer liegen und alles, was gesagt wird - auch wenn man sich mal über Dritte ärgert - sofort auf sich beziehen, sich beschweren, dir was unterstellen und beleidigt sind. Sie sind nicht mehr in der Lage, sich ein Beispiel einfach nur anzuhören. Und wenn, wird sofort der Unbekannte verteidigt und lieber die Freundschaft zu dir aufgekündigt. Und dabei spielt es keine Rolle, ob du, dein Gegenüber oder der Unbekannte sich selbst ins Spiel gebracht hat.

Das Geltungsbedürfnis, das im Egoismus zum Ausdruck kommt, wohnt wahrscheinlich dem Menschen inne. Es ist wohl Teil der Vermehrungsstrategie. Die Damen steigen immer noch am liebsten in das größte Auto ein - platt zusammengefasst. Der Wunsch, den anderen auszustechen, ist letztendlich der Antrieb des Kapitalismus und Grundlage für unseren Lebensstandard.

Ich finde, früher hat man lauter und ehrlicher gemotzt. Die Ausdrucksweise hat sich geändert. Und die Erwartungshaltung. Schau dir bloß mal die Tarifverhandlungen von heute und von vor 30 Jahren an!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das Gefühl habe ich seit Ende der 1990er Jahre. Eigentlich dachte ich, dass das vielleicht irgendwie mit dem älterwerden zusammenhängt, dass mir so was vermehrt auffällt.

Aber irgendwie wurde das in den letzten Jahren nochmal schlimmer, zeitgleich mit dem Aufkommen der Smartphones und der sozialen Medien. Selbstoptimierung, Selfies, Selbstdarstellung... vielleicht hat das was damit zu tun? Dass es vermehrt um einen selbst geht?

Arschlöcher gab es ja schon immer (ebenso wie korrekte Menschen), aber es scheinen tatsächlich mehr geworden zu sein.