Wie kann ich meinen Tadel erklären bevor er ausgeteilt wurde?

Ja, ich habe auch etwas dagegen, dass ihr in eurer Freizeit trinkt. Aber eine Riesensache daraus zu machen oder gar mit Schlägen zu drohen wird rein gar nichts daran ändern. Was wirst du denn mit dem Tadel machen?! Deinen Eltern zeigen, eine reingehauen bekommen, die blauen Flecken verstecken und zum Trost einen saufen.

Bietet eurer Lehrerin an, gemeinsam eine Präsentation zu halten, in der es um Auswirkungen von Alkoholkonsum auf Jugendliche geht. Organisiert jemanden von der Suchtberatungsstelle. Keinen Typen im Anzug, der Pädagogik studiert hat, sondern jemanden, der selbst alkoholabhängig war und genau weiß, was Jungendliche am Saufen cool finden. So könnt ihr 2 Stunden füllen und lernt viel mehr als aus einem Tadel, den ihr euch ja doch nur hinter den Spiegel steckt.

Aufgeplusterte Lehrer und aggressive Eltern sind überhaupt nicht hilfreich. Wie soll denn so eine Selbstsicherheit wachsen, mit der man seine Grenzen selbst richtig einschätzt?

Versucht das mit der Präsentation. Gebt eurer Lehrerin eine Gelegenheit pädagogisch wertvoll zu handeln. Sie braucht dabei offenbar genau Unterstützung wie deine Eltern.

Ist ja lieb gemeint aber ich trinke nur ab und an da ist keine sucht das ist maximal 4 Mal im Monat und oft auch mit meinen Eltern zusammen also es ist echt kompliziert aber das war es schon immer

Keine Sorge, ich habe nicht vor dich vom Alkohol zu bekehren :-)

Ich verstehe, warum deine Lehrerin etwas dagegen hat, aber das eigentliche Problem bleiben deine aggressiven Eltern. Wenn ihr der Lehrerin mit solche einer Präsentation den Wind aus den Segeln nehmt, erledigt das mehrere Probleme: 1. Der Tadel fällt flach, 2. deine Eltern bekommen nichts davon mit, 3. ihr macht mal etwas nützliches in der Schule, 4. vielleicht hilft es dem einen oder anderen Mitschüler seinen Alkoholkonsum im Griff zu behalten.

Ja mal schauen ob ich das mit dem Trupp hinbekomme

Das wird nichts halten mich jetzt für noch Bekloppter als eh schon

Deine Mitschüler haben also kein Interesse daran, eure Lehrerin mit erwachsenen und reifen Reaktionen um den Finger zu wickeln. Schade. Eine Konfrontation, die zu einem Tadel führen kann ist ihnen lieber? Auch schade.

Nun bleibt bei dir das Problem deiner Eltern und ihrer Aggressivität. Mist. Das ist schlimmer als nur "schade".

Wie könnte ich dir helfen?

Keine Ahnung vielleicht wird es ja auch garnicht so schlimm

Du kannst auch versuchen aktiv auf deine Eltern zuzugehen: "Mutter, Vater, ich habe ein Problem und brauche eure Unterstützung. Ich habe schon erkannt, wo ich einen Fehler gemacht habe, aber nun geht es um die Begrenzung des Schadens. Ich habe niemand anderen gefährdet und auch nicht kaputt gemacht, sondern: ..."

Mist. Es ist schrecklich Kinder pädagogische Tipps zu geben. Das ist Aufgabe der Eltern.

Danke du versuchst mir mehr zu helfen als meine eigene Therapeutin aber ich darf sie auch nicht wechseln da sie bei uns in der Umgebung die Kompetenzeste Therapeutin für Depressionen bei Kindern ist

Ich würde dir gerne helfen, ehrlich! Das wird aber leider nicht erfolgreich sein. Die wichtigste und echte Hilfe, die du brauchst, kommt aus dir selbst. Vielleicht nicht heute, aber eines Tages wirst du das können.

Wie kompetent deine Therapeutin für dich persönlich ist, kannst nur du selbst einschätzen. Du darfst deinen Therapeuten wechseln, denn das kann dir niemand verbieten: weder Eltern, Krankenkasse noch die Therapeutin.

Meine Eltern wollen es aber nicht

Deine Eltern haben bei der Wahl des Therapeuten kein Mitspracherecht. Vielleicht fürchten sie, ein anderer Therapeut würde nicht lange fackeln und sie wegen der Schläge einfach anzeigen.

Nein sie sehen das ja auch nicht so schlimm und wissen nicht das ich ein so großes Problem mit ihnen habe das ich darüber mit meiner Therapeutin rede zudem sie sich danach auch meistens entschuldigt haben und es jetzt auch schon mehrere Monate nicht mehr passiert ist

Du hast aktuell Angst vor einem weiteren Übergriff. Das ist schlimm. Da helfen auch Entschuldigen hinterher nicht.

Der Tadel ist nicht das Problem. Der Alkohol auch nicht. Deine Eltern sind gewalttätig. Das ist strafbar und schrecklich. Sie schaden dir damit massiv.

Das tut mir leid für dich. Wie lange soll das so weiter gehen?

Ich bin das gewohnt und meine Therapeutin weiß auch Bescheid passiert ja mittlerweile auch nichtmehr Ansatzweise so oft wie früher und ich hab sie ja trotzdem irgendwie lieb

Kinder zu schlagen ist ein sehr ernster und schwerer Fehler. Es ist ein Zeichen von Machtlosigkeit und Überforderung.

Es wäre gut und wichtig, wenn deine Eltern dir zeigen, das sie dich auch lieb haben und respektieren. Du hast Ärger in der Schule? Also sollten sie sich auf deine Seite stellen, dir den Rücken stärken. Dafür sollte sie sich von dir erklären lassen, wieso du den Fehler begangen hast, in der Schule Alkohol zu trinken und wohl auch, warum du überhaupt trinkst. Danach sollten sie dir ins Gewissen reden, um dich zu stärken, und dir erklären, wie wichtig es ist, sich nicht erwischen zu lassen, wenn man schon mal Mist baut. Den Tadel sollten sie dann einfach unterschreiben und dich dafür loben, dass du nicht mit irgendwelchen Notlügen oder gefälschten Unterschriften angefangen hast. Mist baut jeder. Wenn ein Kind dann dafür gerade steht, hart es sich Anerkennung von den Eltern verdient. Den Stress mit deinen Lehrern musst du dagegen alleine aushalten.

Deine Realität sieht anders aus. Die Lehrer müssen einen Tadel aussprechen, weil sie gesetzlich dazu gezwungen sind. Vielleicht wissen sie, welche Folgen das bei dir haben wird und damit tragen sie eine Art Mitverantwortung für eine strafbare Gewalttätigkeit deiner Eltern. Schlau wäre es, wenn einer der Lehrer dich zur Seite nimmt und dir eine mündliche Standpauke hält und dazu erklärt, dass er das macht, weil es eine Sache zwischen dir und der Schule ist und er die zu erwartenden Strafen deiner Eltern scharf verurteilt.

Eltern können ihren Kindern sehr viele wichtige, liebevolle und kraftvolle Dinge beibringen. Oder sie hauen ihnen einfach eine rein, wenn sie nicht weiter wissen. Angst statt Autorität zu verbreiten ist unter aller Sau.

Meine Eltern tuen beides aber wenn ich misst baue gibt es natürlich nur ärger ansonsten ja sie zeigen mir auch oft das sie mich gerne haben aber eben nicht wirklich wenn es um Schule (sie versuchen mir schon zu helfen bzw habe ich mittlerweile nur noch das Angebot aber verweigere es da es früher zwar funktioniert hat aber größere achäden bei meinem Verhalten ihnen gegenüber angerichtet hat da sie immer laut und leicht aggressiv geworden sind) oder irgendwelchen Blödsinn geht den ich verzapft habe

Kinder bauen Mist. Das gehört zum Programm. (Nebenbei bauen Eltern auch Mist, aber das ist hier nicht der Punkt) In einer Familie hält man zusammen. Je mehr Mist das Kind macht, desto mehr Liebe und Rückhalt braucht es. Das bedeutet nicht, dass man es verhätschelt oder verwöhnt, sondern dass man dem Kind den Rücken stärkt und dabei unterstützt, den gebauten Mist selbst wieder in Ordnung zu bringen.

Wenn man das dem Kind von klein auf konsequent zeigt, lernt es so wenig Mist zu bauen wie möglich und das aus reinem Eigeninteresse, nicht aus Angst vor Strafen.

Laut und aggressiv zu werden ist die billigste der Möglichkeiten auf Konflikte zu reagieren. Hilfreich ist das nie. Wenn sie sich stattdessen von dir ganz ruhig erklären lassen würden, warum du welche Fehler gemacht hast und dich dann fragen, wie du das wieder gut machen willst, bringt das mehr.

Sorry für meine Ausführungen, die dir natürlich überhaupt nicht helfen. Wenn ich dein Vater wäre, wüsstest du, was ich meine und würdest dich felsenfest darauf verlassen, dass ich immer zu dir stehe, erst recht, wenn du Fehler machst. Ich habe dir das nur erzählt in der Hoffnung, dass du einen Weg findest, deine Kinder nicht zu schlagen, wenn du mal welche hast. Man braucht dafür Reife und Gelassenheit. Deine Eltern können das nicht. Das ist nicht dein Fehler!

Rufe deine Mitschüler an und schlage ihnen das mit der Präsentation vor. Wenn ihr am Montag früh ein fertiges Konzept habt, könnt ihr eurer Lehrerin den Wind aus den Segeln nehmen. Wenn ihr euch praktisch eine sinnvolle "Strafarbeit" aussucht, muss sie nicht mehr reinknüppeln. Zudem erspart es ihr Arbeit.

Danke, ich selbst schaffe es auch mittlerweile ruhig zu bleiben egal wie laut sie werden

Genau das was du die ganze Zeit erzählt hast wünsche ich mir selbst, wehalb ich gerade dezent am heulen war, aber mir war schon mit 4 klar das ich es niemals so machen will, dies hatte ich auch Mal meiner Mutter gesagt, doch die meinte wenn ich selbst Mal Kinder habe werde ich dies verstehen weshalb sie so reagiert

Das traurigste an der ganzen Sache ist jedoch das ich durch dieses Verhalten ein Recht falsches Bild von liebe erhalten hatte und in meiner ersten Beziehung die fast 2 Jahre hielt von meinem Ex sehr falsch behandelt wurde und jeder nach ihm hat das gleiche versucht, da ich nach liebe gesucht hatte aber alles zusammen hat mich abstumpfen lassen und ich scheiß mittlerweile auf jedliche liebe auch wenn es manchmal schwer fällt

Es ist ein weit verbreitetes Problem, dass man sich zielsicher die Liebespartner aussucht, die einem genau auf die gleiche Weise schaden, die man schon kennt. Man fühlt sich bei ihnen "zu Hause". Seine eigenen Muster zu erkennen und sie abzulegen, dauert bei manchen Menschen Jahrzehnte. Diese Prägung in der Kindheit ist sehr machtvoll. Aber wenn man erst mal erkannt hat, dass man sie ablegen kann, ist es einfach. Das muss man aber mit dem Herzen erkennen, nicht mit dem schnell lernfähigen Hirn.

Deine Mutter hat schon recht: Wenn man eigene Kinder hat, kann man besser verstehen, auf welchem Weg man selbst aggressiv wird und wie man an seine Grenzen gerät. Herzlich Menschen haben aber auch dann immer einen besser Weg. Man kann dem Kind im Notfall ganz klar sagen: "Ich bin überfordert. Ich weiß nicht weiter. Ich will dir helfen, weiß aber nicht wie. Ich fühle Verzweiflung deswegen und das macht mich aggressiv. Ich setze dich nun hier in dieses Zimmer, da hast du etwas zum Spielen und zum Essen. Ich gehe raus und werde mich beruhigen. Dazu musst du mich für 20 Minuten in Ruhe lassen. Dann komme ich wieder und wir schauen weiter."

Klar, das klingt natürlich bekloppt. Aber es ist besser, als das Kind zu schlagen. Überfordert zu sein gehört zum Elternsein dazu. Warum dann nicht einfach mal zugeben, dass es so ist?! Gewalt auszuüben lügt einem vor, man hätte Macht. Da Gegenteil ist der Fall. Man ist ein Wurm!

Glaube an deine Fähigkeit auf dich und deine Kinder aufzupassen. Springe über deinen Schatten und erkenne die Muster, die dich zurück zu den Deppen führen. Und wenn es nicht alles so klappt wie gewünscht: Ja, ich weiß, alle Menschen (mich inklusive) kämpfen jeden Tag um ihr Glück.