Warum ist das OP-Zeitmanagement so miserabel?

Die Frage, die man sich als erste stellen muss, ist die: für wen plant das OP- Management? Für die wirtschaftliche Seite der Klinik, die möglichst viele Operationen über die Bühne bringen und maximal viel Geld scheffeln möchte oder für den Patienten, der natürlich wenig lange warten und nicht so lange nüchtern sein möchte? Es gibt beide Seiten der Medaille. Das, was du berichtest klingt allerdings so als wäre das ein sehr wirtschaftlich orientierter Betrieb.

Das funktioniert ein bisschen wie Flugreisen. Flugzeuge werden grundsätzlich 10 bis 15% überbucht, sprich es werden mehr Tickets verkauft, als Sitzplätze da sind. Warum? Ganz einfach: ungefähr 10 bis 15% sagen immer ab. Doof, wenn das dann mal nicht passiert und alle kommen, dann muss man nämlich überlegen, wie man die zu vielen Passagiere anderweitig unterbringt.

Im OP ist das genauso. Es werden für die Planung immer relativ kurze OP-Zeiten angegeben, damit man ein oder zwei zusätzliche Patienten in den Plan einbauen kann. Es wird davon ausgegangen dass jemand ausfällt oder später kommt. Da man aber immer nicht weiß, welcher das ist, müssen eben alle früher kommen und organisatorisch am einfachsten ist es, wenn alle morgens um sieben da stehen und man dann der Reihe nach abarbeiten kann. Dass man dir eine falsche Nüchtern-Zeit gesagt hat, denn trinken davon bis 2 Stunden vor der Operation, ist natürlich doppelt ungünstig. Du hättest, selbst wenn du um 8 Uhr direkt dran gewesen wärst, ja bis 6 Uhr noch was trinken können. Naja, und dem Plan im Computer nach wärst du vielleicht gegeb 12 dran, aber su erinnerst dich, dass ich sagte, OP-Zeiten werden gern etwas knapp angegeben?

Der wirtschaftliche Aspekt ist es, der in der Regel hinter den scheinbar total bescheuerten Planungen im OP steht. Für den OP aber ist es gut. Es gibt keine großen Lücken, die kostspielig wären (eine OP-Minute ist wirklich teuer, steht der OP eine Stunde leer, weil ein Patient geplant wurde aber nicht da ist, dann verliert man richtig Geld!) und man kann wie am Fließband eine OP nach der anderen abarbeiten. Auch wenn das verständlich ist, ist so ein Vorgehen natürlich unangenehm für die Patienten-das wird aber in Kauf genommen. Gerade in Konzern-Kliniken oder privaten Praxen ist das oft so.

Aber es gibt auch andere Beispiele. Hier wird auf Patienten und mitunter auch mehr darauf geachtet, dass die Mitarbeiter pünktlich Feierabend haben, wofür ja die Zeitplanung der OPs auch ein bisschen besser sein sollte.

Die Realität liegt meist irgendwo zwischen den beiden Extremen. Das was du aber erlebt hast, klingt wie gesagt sehr nach wirtschaftlicher Orientierung und das auch noch in einer relativ antiquierten Manier, mittlerweile ist das Patienten -Management um OPs herum oft besser, als wie du es erlebt hast

Nüchtern wirkt sich in keinem Fall negativ auf den OP-Verlauf aus, du bekommst im OP i.v. genügend Flüssigkeit. Nüchtern bist du, um das Aspirationsrisiko zu senken. Bei Not-OP's geht man die Gefahr der Aspiration ein, um das Leben des Patienten zu retten, da wartet man nicht bis der Patient Nüchtern ist.

Und der Zeitplan ist überhaupt nicht miserabel, der Grund dass du solange warten musst, es gibt noch stationäre Patienten die auch in den OP müssen, dann besagte 10 Neuaufnahmen und das alles auf 2 Säle und reduziertes OP-Personal. I.d.R. wird der OP-Plan 2-3 Tage zuvor geschrieben, so ist es bei uns, die Patienten werden nach Priorität und Risikofaktoren eingeteilt, dann kann es eben sein dass du um 12 Uhr eingeplant bist. Sollte es intraoperativ zu Komplikationen oder einem Notfall kommen, verschiebt sich leider der gesamte Zeitplan: So könnten die 15 Uhr zustande gekommen sein. Notfälle werde zusätzlich den ganzen Plan durcheinander, da sprechen wir aber von Notfälle welche sich im Rahmen der Lebensgefahr bewegen.

Ich kann dir nur sagen, Shit happens... es gibt Leute die die OP vermutlich dringender brauchen, dann hast du zu warten.

Bisschen Verständnis ist manchmal angebracht!

LG Kira

Bei jedem Patienten der vor dir operiert wird, können unerwartete Komplikationen oder Blutungen auftreten, bis man diese behebt und wie gewollt fortfahren kann, kann etwas Zeit vergehen und das kann den ganzen Zeitplan nach hinten verschieben, kommt dann noch ein Notfall rein, dauert das eh nochmal länger und da sind 3h Verspätung nichts ungewöhnliches. Natürlich ärgerlich, aber das kann man leider nicht mit einplanen. Aber ich versteh voll und ganz was du meinst.

Fließbandabfertigung. Der Mensch ist nur noch eine Nummer, um Geld zu bringen, Und die Operateure operieren jeden Tag 8 bis 12 Stunden, meist ohne Pause, sonst ist das Krankenhaus in Kürze pleite.

Das Personal in deutschen Kliniken ist überwiegend intellektuell überfordert.